Update vom 16. März 2023: Der Bundestag hat am 16. März beschlossen, die bestehende Diskriminierung bei der Blutspende zu beenden. Durch die Änderung des Transfusionsgesetz ist die Bundesärztekammer jetzt dazu verpflichtet neue Richtlinien für die Blutspende zu erlassen.

Konkret heißt es im Beschluss: „Die Bewertung eines durch das Sexualverhalten bedingten Risikos, das zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führt, hat auf Grundlage des jeweiligen individuellen Sexualverhaltens der spendewilligen Person zu erfolgen. Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität der spendewilligen Person oder der Sexualpartnerinnen oder der Sexualpartner der spendewilligen Person dürfen bei der Bewertung des Risikos, das zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führt, nicht berücksichtigt werden.“

Update zum Thema Blutspende: Laut aktuellen Berichten soll ab dem 01. April 2023 ein weiterer Schritt gegen die Diskriminierung schwuler und bisexueller Männer sowie trans* Personen getätigt werden. Damit wird eine Bestimmung aus dem aktuellen Koalitionsvertrag erfüllt. Momentan gibt es eine Rückstellungsfrist von vier Monaten für „Menschen mit sexuellem Risikoverhalten“.

Mit der neuen Regelung soll der Bundesärztekammer per Gesetz vorgeschrieben werden, innerhalb von vier Monaten in Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut die Blutspende-Richtlinie so anzupassen, dass die viermonatige Rückstellungfrist von schwulen und bisexuellen Männern sowie von trans* Personen aufgrund von sexuellen Kontakten mit mehr als einer Person wegfällt. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte hierzu: „Blutspende ist eine Sache von Risikoverhalten, nicht von sexueller Orientierung. Versteckte Diskriminierung darf es auch bei diesem Thema nicht geben.“ Hiermit macht Lauterbach deutlich, dass die Rückstellung von der Blutspende ein veraltetes, diskriminierendes Konzept ist und das Risikoverhalten (in diesem Fall häufig wechselnde Sexualpartner*innen) aller Menschen gleich bewertet werden sollte.

Um was geht es dabei aber eigentlich? Lesen Sie mehr zum Thema auf unserer Website.

Kritische Massen bewegen

Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden und LGBT*IQ-Themen vorantreiben.

MYSTORY mit …

Safir
31 Jahre, Berlin

„Ich vergaß, dass ich mir Flexibilität, Experimente
und Unvollkommenheiten auf meinem Weg leisten konnte;
dass ich in Überschneidungen und Gleichzeitigkeiten, in Vielfältigkeit leben konnte…..“

Veröffentlicht: Dezember 2022

Identitäts-Updates.

Vor kurzem hat mich eine Freundin per Text gefragt: „Bist du nicht-binär?“.

Ich habe zuerst vor meinem Telefon gelacht, denn für mich war es einfach das Offensichtlichste. Meine Pronomen sind überall zu sehen, von Instagram bis LinkedIn, ich poste gelegentlich ein nicht-binäres Meme auf Instagram, habe meine „they/them“ sogar in meiner Mailsignatur; insgesamt lebe ich ein ziemlich offenes Leben.

Ich wusste auch, dass diese Person es nicht böse meinte, die Frage kam aus echtem Interesse und Fürsorge. Dennoch fand ich es komisch, weil mir eines klar wurde: Ich hatte einfach vergessen, mich ihr gegenüber zu outen, und trotz aller Anzeichen war sie sich nicht sicher, weil ich ihr wie ein Mann erschien. Ich präsentierte mich wie ein Mann, also war ich auch einer, oder? Ich vergaß, dass es wichtig war, die Leute über alle „Updates“ in Bezug auf Geschlecht, Sexualität, Religion usw. zu informieren.

Ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, meine Identität zur Schau zu stellen, dass ich schließlich vergaß, dass ich sie von Zeit zu Zeit aktualisieren musste und, dass sie in Wirklichkeit gar nicht so offensichtlich war. Die Leute kannten mich schon seit Jahren als Safir, Algerier_in, queer, schwul, Ex-Muslim_in, cisgender, ohne körperliche Behinderung, Immigrant_in, mit niedrigem Einkommen usw. Da ich so viele Jahre brauchte, um mich damit abzufinden, wie sehr ich mich von allen anderen auf der Welt unterscheiden würde, habe ich meine Identität unbewusst „festgelegt“, so wie manche sich auf Verträge festlegen.

Ich vergaß, dass ich mir Flexibilität, Experimente und Unvollkommenheiten auf meinem Weg leisten konnte; dass ich in Überschneidungen und Gleichzeitigkeiten, in Vielfältigkeit leben konnte.

Es ist für mich nicht erforderlich mich einzugrenzen, damit ich in irgendwelche vorgefertigten Schubladen passe.

Meine Antwort auf die Nachricht lautete daher: „Ja, bin ich. Lass uns am Wochenende darüber reden :)“. Nach diesem Austausch musste ich darüber nachdenken, wer ich war.

War ich tatsächlich Algerier_in? Natürlich war ich das, aber ich hatte inzwischen auch herausgefunden, dass ich mich insgesamt viel mehr mit meinen amazighischen und afrikanischen Wurzeln identifizierte als mit einer Nationalen.

War ich queer? Auch das war ziemlich sicher. Schwul? Nun, das bedurfte eigentlich eines kleinen Updates. Mit 18 Jahren habe ich mich zum ersten Mal als bisexuell geoutet, aber die Leute sagten mir damals immer, dass ich schwul sei, also habe ich es als mein Schicksal akzeptiert, ohne es zu hinterfragen. Mehr als 10 Jahre später muss ich es ganz klar sagen: Ich bin nicht schwul. Ich bin in der Tat näher an der Omnisexualität als an irgendetwas anderem, aber ich akzeptiere auch die Bezeichnung pansexuell.

Was ist mit Ex-Muslim_in? Schwierige Frage. Ich habe diesen Teil von mir so lange verleugnet, weil ich das Gefühl hatte, dass die Gesellschaft diesen Teil von mir am meisten hasst (sogar noch mehr als mein Queersein, ist das zu glauben?). Heute kann ich zugeben, dass es Teil einer notwendigen Überlebensstrategie war, um mich davon zu distanzieren, wie wir auf der ganzen Welt wahrgenommen wurden. Ich hatte gehofft, dass ich dadurch die Chance hätte, weltweit besser behandelt zu werden. Ehrlich gesagt haben mich die Jahre gelehrt, dass ich, egal wie weit ich mich von der muslimischen Kultur (meiner Kultur) entfernte, immer und ewig unter Islamfeindlichkeit leiden würde, sodass ich mir meinen Glauben zu eigen machen konnte. Ich versuche jetzt auch, mich dem Islam aus einer erwachsenen, nicht wertenden Perspektive zu nähern und ich muss gestehen: Es steckt viel Schönheit und Frieden darin.

Cisgender Safir? Nun, das war eine eklatante Lüge. Ich wusste immer, dass ich nicht in das binäre Geschlechtsspektrum falle, aber ich habe mich selbst und alle anderen belogen, weil es zu schwierig war zuzugeben, dass ich die gängige Vorstellung davon, was Geschlecht ist, „überschreiten“ würde, dass die meisten Menschen das nie verstehen würden. Es war eine so befreiende und freudige Erfahrung, mit einer_m meiner besten Freund_innen zum ersten Mal darüber zu sprechen. Die Augen öffneten und weiteten sich mit einer unglaublichen Wärme. Ich sagte, dass Geschlecht für mich ein Konstrukt ist, das ich nur schwer verstehen kann, dass ich mich weder als Mann noch als Frau fühle, weder männlich noch weiblich, dass ich mich nicht wie 50/50 fühle, sondern eher wie gar nicht. Ich verstehe zwar, wie wichtig das Geschlecht für manche ist und respektiere es, aber ich möchte nicht, dass das Geschlecht mich definiert, ich fühle mich weit davon entfernt, als wäre es für mich nicht wichtig. Heute würde ich mich selbst als Agender bezeichnen: eine Person, die sich nicht einem Geschlecht zugehörig fühlt. Mein_e beste_r Freund_in empfing die Nachricht mit einem Lächeln, einer Umarmung und einer einfachen Frage: „Wirst du von nun an ein bestimmtes Pronomen verwenden?“.

Was ist mit meinem Leben ohne körperliche Behinderung? Bis heute stimme ich dieser Aussage zu, aber wer weiß, was in der Zukunft passieren wird? Ich könnte noch weiter über all die anderen Seiten meiner Identität schreiben, aber ich glaube, Ihr habt es schon verstanden. Updates sind für mich notwendig. Nicht nur für andere, sondern vor allem für sich selbst. Wenn ich mich regelmäßig selbst frage, wie ich mich fühle, bekomme ich ein tieferes Verständnis dafür, wer ich als Individuum und als Teil unterschiedlicher Communities bin. Im Wissen liegt so viel Kraft.

Mein Coming-Out war nie linear (und wird es auch nie sein).

Es geschieht immer noch jeden Tag: montags über das Geschlecht, mittwochs über die Sexualität. Am wichtigsten ist, dass es sich in mir jeden Morgen verändert. Immer nur leicht, aber fließend. Ist meine Erfahrung einzigartig? Wahrscheinlich nicht. Ist meine Erfahrung universell? Absolut nicht! Sollten wir also von jeder_m erwarten, dass er_sie seine_ihre Erfahrungen genauso lebt wie wir? Nach der westlichen Ideologie scheint es, dass sich jede_r outen sollte.

Glaubt mir, unsere einmaligen Erfahrungen sollten niemals zur Regel gemacht werden. Ein Coming Out ist nicht obligatorisch. Man kann auch ein schönes, gesundes und positives Leben führen, ohne solch intensive Momente durchleben zu müssen. Einige von uns werden sich nie outen und wir sollten niemanden dazu zwingen. So wie wir uns selbst empowern, sollten wir auch anderen in ihren eigenen Erfahrungen empowern.

Safir, vielen Dank für YourStory!

Der Internationale Tag der Menschenrechte ist ein Gedenktag, der jährlich am 10. Dezember stattfindet und im nächsten Jahr sein 75. Jubiläum erreichen wird. 1948 einigte sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen auf eine Allgemeine Erklärung für Menschenrechte, welche von 48 Staaten unterzeichnet wurde.

Nach dem Ende des Nationalsozialistischen Regimes und den Grauen des zweiten Weltkrieges sollte eine umfassende Grundlage für ein weltweites Verständnis geschaffen werden, in welchem alle Menschen gleich sind.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte auf einen Blick:

Im Zentrum dieser Erklärung steht die universelle Gültigkeit grundlegender Rechte, die jeder Mensch von Geburt an innehat und die unabhängig sind von Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Kultur oder anderen Zugehörigkeiten. 

Zu den festgehaltenen Grundsätzen gehören zum Beispiel das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit, ein Verbot von Sklaverei und Folter, Gedanken-, Glaubens-, und Meinungsfreiheit, das Recht auf Bildung, Arbeit, Gesundheit und viele weitere, wie beispielsweise das Recht auf Staatsangehörigkeit und politische Teilhabe.

Zum ersten Mal in der Geschichte wurden damit Rechte ausformuliert, die für einen jeden Menschen gleich gelten sollen. Dennoch ist die allgemeine Erklärung für Menschenrechte nicht völkerrechtlich bindend. Zwar haben sich viele Staaten (wie zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland) entschlossen, ihre Verfassungen an den Menschenrechten auszurichten und diese damit teilweise rechtlich bindend zu machen. Eine weltweit gültige Pflicht, z.B. auch über die Vereinten Nationen hinaus, Menschenrechte einzuhalten und Organe, die eine Durchsetzung gewährleisten könnten, gibt es aber nicht.

Insbesondere vor diesem Hintergrund ist der Internationale Tag der Menschenrechte ein wichtiger Moment, um daran zu erinnern, dass diese universellen Rechte noch längst nicht universell geltend gemacht werden können. Menschenrechte sind die vielleicht wichtigste Messlatte und Grundlage, um eine demokratische Welt zu schaffen, in der alle Menschen vor Staat, Gesetz und Mitmenschen gleich sind. Deshalb machen auch wir als Stiftung klar, dass unser Thema, die Chancengleichheit von LGBT*IQ in der (Arbeits-)Welt, als ein Thema der Menschenrechte und Menschenwürde verstanden werden muss. Wir schließen uns dem diesjährigen Slogan des Internationalen Tags der Menschenrechte an und stehen ein für

„Dignity, Freedom, and Justice for All“!

Mehr zum diesjährigen Motto und dem Human Rights Day finden Sie auf der Website der Vereinten Nationen.

Kritische Massen bewegen

Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden und LGBT*IQ-Themen vorantreiben.

Gleiche rechte für alle?

Im ZDF Magazin Royale hat Jan Böhmermann mit trans* Feindlichkeit abgerechnet und trans* Personen eine Stimme gegeben. Dabei geht es vor allem um das Recht der freien Entfaltung für alle, welches im Grundgesetz verankert ist (vgl. Art. 2 GG). Für diese freie Entfaltung der Persönlichkeit müssen aber auch heute noch trans* Personen hart kämpfen. Denn nach dem aktuell geltenden „Transsexuellengesetz“ müssen sich diese noch stark entwürdigende und diskriminierende Verfahren zur Anpassung ihres Personenstands an ihre geschlechtliche Identität unterziehen. Erst nächstes Jahr soll das 40 Jahre alte Gesetz vom neuen Selbstbestimmungsgesetz abgelöst werden. Einige Politiker_innen und TERFS (trans excluding radical feminsits) wollen dies mit allen Mitteln verhindern und trans* Personen somit ihre eigene geschlechtliche Identität absprechen und die freie Entfaltung einschränken.

„Nicht trans-sein ist Mode – sondern transFeindlichkeit“

Abgerechnet wird besonders mit Alice Schwarzer, der Chefredakteurin der Zeitschrift Emma, welche das trans* Dasein als „Mode“ betitelt. Auch AfD-Politikerin Beatrice von Storch und ihre trans* feindliche Propaganda, welche die Existenz von trans* Menschen regelrecht leugnet, führt Böhmermann in seiner Show vor und zeigt auf, was wirklich dahintersteckt. Der Satiriker liefert Einblicke in die Strukturen und Machteinflüsse, die hinter trans* feindlichen Akteur_innen und Kampagnen stehen. Oftmals sind das nämlich ganze Netzwerke und einflussreiche Persönlichkeiten. Dazu zählen beispielsweise auch zwei Oligarchen, die mit dem russischen Präsidenten zusammenarbeiten und bis 2018 rund 188 Millionen Dollar in europäische anti-gender bzw. anti-trans* Kampagnen investiert haben oder auch die amerikanische „Alliance Defending Freedom“ (ADF), welche bisher 23 Millionen Dollar in trans* feindliche Kampagnen und Werbespots investiert hat. Hierbei werden oftmals typische trans* feindliche Argumente genutzt.

„Gewalt gegen Frauen findet meistens nicht in der Damenumkleide statt, sondern zuhause“

Böhmermann entkräftet in seiner Show die typischen Argumente gegen trans* Personen und thematisiert das beschlossene Selbstbestimmungsgesetz. So argumentiert er gegen das „Eindringen von trans* Frauen in Frauenschutzräume“ und das „Ausnutzen der Frauenquote“, indem er auf die Gewalt gegen Frauen eingeht, die meistens im eigenen zuhause stattfindet und nicht in der öffentlichen Umkleidekabine. Gegen das Ausnutzen der Frauenquote durch trans* Frauen argumentiert der Satiriker, dass Menschen es mit der „Männerquote“ doch sowieso viel leichter hätten, also für was sollte man aus diesem Grund den Personenstand ändern? Auch das oft verwendete Argument des biologischen Geschlechts entkräftet der Moderator, indem er zeigt, dass es mehr als nur zwei biologische Geschlechter gibt.

Trans* Feindlichkeit ist ein alltägliches Übel unserer Gesellschaft, welches nicht nur stark diskriminierend ist und Menschen ihre Identität absprechen möchte, sondern auch gegen das Grundgesetz verstößt. Jede_r sollte die eigene Identität zu jeder Zeit und an jedem Ort uneingeschränkt und ohne Angst vor negativen Konsequenzen und Gewalt ausleben können. Wenn Sie ihre trans* Kolleg_innen zu einem diskriminierungsfreien Alltag auch am Arbeitsplatz verhelfen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren kostenlosen HOW TO-Leitfaden zum Thema trans* und Transition am Arbeitsplatz.

WEITERE TIPPS FÜR TRANS* PERSONEN

Hier auf einen Blick ein Auszug zu weiteren Hilfestellungen:

  • Suchen Sie Verbündete und Role Models im Unternehmen
  • Wenn möglich, legen Sie mit dem Unternehmen gemeinsam einen Kommunikations- und Vorgehensplan an.
  • Ganz wichtig: Sie bestimmen das Tempo!
  • Vernetzen Sie sich mit dem LGBT*IQ-Netzwerk, falls ein solches vorhanden ist. Wir haben eine Liste von LGBT*IQ-Netzwerken in Unternehmen und Organisationen zusammengestellt.

TIPPS FÜR UNTERNEHMEN UND ALLIES

  • Ein Transition Guide gibt klar vor, wer zuständig ist. Beachte: die trans* Person bestimmt das Tempo und ob eine Maßnahme umgesetzt werden soll. Jede Transition ist individuell
  • Namens- und Pronomenänderung schon vor amtlicher Enscheidung ermöglichen
  • Schulungen sensibilisieren HR und Führungskräfte
  • Aufbau und Stärkung eines internen LGBT*IQ-Netzwerk mit eigenen Ansprechpartner_innen für trans*
  • Informieren Sie sich über das Thema trans*
  • Nutzen Sie eine genderinklusive Sprache, fragen Sie nach den Pronomen einer Person, damit sie die von der trans* Person gewählten und nicht deren Deadname verwenden. Unter Deadname versteht man den alten, ablegten Namen einer trans* Person.
  • Stellen Sie nur Fragen, die Sie auch selbst beantworten würden
  • Setzen Sie sich bewusst für die Rechte und gegen die Diskriminierung von trans* Personen ein

Beratungsstellen

BUNDESVERBAND TRANS*

„Der Bundesverband Trans* (BVT*) versteht sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen auf Regional-, Landes- und Bundesebene, deren gemeinsames Bestreben der Einsatz für geschlechtliche Vielfalt und Selbstbestimmung und das Engagement für die Menschenrechte im Sinne von Respekt, Anerkennung, Gleichberechtigung, gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheit von trans* bzw. nicht im binären Geschlechtersystem verorteter Personen ist.“

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR TRANSIDENTITÄT UND INTERSEXUALITÄT E.V.

„Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken. Sie soll Betroffene und Interessierte beraten und betreuen, sofern dies gewünscht wird. Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sollte die (Re-)Integration von Betroffenen in den Arbeitsprozess sein, um so der Gefahr des sozialen Abstiegs zu begegnen, der heutzutage noch mit dem sozialen Wechsel verbunden ist. Sie tritt für mehr Offenheit der eigenen Identität gegenüber ein und trägt der Vielfalt menschlichen Daseins Rechnung.“

TRANSMANN E.V.

„Bundesweiter, auf ehrenamtlicher Basis agierender und gemeinnütziger Verein für alle Frau-zu-Mann (FzM/FtM) Trans* und Inter*-Personen.“

TRANSINTERQUEER E.V.

„TrIQ ist ein soziales Zentrum und ein politisch, kulturell und im Forschungsbereich aktiver Verein, der sich für trans-, intergeschlechtliche und queer lebende Menschen in Berlin und darüber hinaus einsetzt.“

TRANS*INTER*BERATUNGSSTELLE

„Das Projekt der Münchner Aids-Hilfe e.V. ist gleichermaßen für trans* und inter* Menschen sowie deren Angehörige und Freund_innen da.“

TGEU

„TGEU ist eine mitgliederbasierte Organisation, die im Jahr 2005 gegründet wurde. Seitdem ist TGEU stetig gewachsen und hat sich mit 157 Mitgliedsorganisationen in 47 verschiedenen Ländern als legitime Stimme für die trans* Gemeinschaft in Europa und Zentralasien etabliert.“

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag, welcher seit 1988 die Stigmata rund um HIV und AIDS beseitigen, die Rechte betroffener Personen bekräftigen sowie Sichtbarkeit für Menschen, die an den Folgen von HIV und AIDS gestorben sind, schaffen soll.

Etwa 38 Millionen Menschen leben weltweit mit HIV, jedoch haben bei weitem nicht alle Zugang zu wichtigen Medikamenten. Die Zahlen von betroffenen Menschen variieren von Land zu Land. Zu den besonders Betroffenen zählen beispielsweise junge Frauen im südlichen Afrika, sowie in zahlreichen anderen Ländern benachteiligte oder verfolgte Personengruppen wie schwule Männer, intravenös Drogen konsumierende Menschen, Sexarbeiter_innen oder Menschen in Haft. Jedoch auf der gesamten Welt erfahren Betroffene im alltäglichen Leben Diskriminierung.

Nicht nachweisbar = Nicht übertragbar

Heutzutage ist eine HIV-Diagnose für Betroffene kein Todesurteil mehr, denn mit der entsprechenden Behandlung können HIV-positive Personen ein Leben führen wie jede_r andere auch. Zudem kann durch die Einnahme von Medikamenten die Reproduktion des HIV-Virus soweit stabil unterdrückt werden, dass Betroffene auch beim Sex das Virus nicht mehr übertragen.

Dieses Jahr findet der Welt-Aids-Tag unter dem Motto „Equalize“ (deutsch: Ungleichheiten beenden; gleichstellen) statt und soll vor allem ein gemeinsames Miteinander, ganz frei von Vorurteilen sowie Ausgrenzung schaffen und betonen, dass soziale Ungleichheiten die HIV-Epidemie verstärken.

Auch Arbeitgeber_innen können sich gegen die Diskriminierung von HIV- und AIDS-Betroffener stark machen und somit herrschende Ungleichheiten am Arbeitsplatz beseitigen. Zu diesem Zweck wurde 2019 die Deklaration #positivarbeiten ins Leben gerufen, welche schon von mehr als 155 Unternehmen, Verbände, Städte, Ministerien und Betriebe unterzeichnet wurde.

Kritische Massen bewegen

Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden und LGBT*IQ-Themen vorantreiben.

Trans* Awareness Week und Trans Day of Remembrance

Die Woche vom 14.-20. November 2022 ist trans* Awareness Week. Hierbei geht es vor allem darum Sichtbarkeit für die trans* Community zu schaffen und auf Probleme aufmerksam zu machen, denen trans* Menschen jeden Tag entgegentreten müssen. Zu Ende geht diese Woche am 20. November mit dem trans* Day of Remembrance, welcher als internationaler Gedenktag für trans* Personen gilt, die im letzten Jahr durch trans*feindliche Gewalt zu Tode gekommen sind. Aus diesem Anlassen rufen wir zur Solidarisierung und zum aktiven Einsatz für die Rechte von trans* Menschen auf und fordern dies auch von seiten der Politik.

Um der Geschichte der trans* Community Sichtbarkeit zu verleihen, stellen wir euch in diesem Beitrag fünf historische trans* Pionier_innen vor.

Alan L. Hart (*1880 †1962)

Alan L. Hart war ein trans* Mann, der nicht nur als erste Person in den USA eine vollständige Gebärmutterentfernung erhielt, sondern war Alan auch Schriftsteller, Forscher und Arzt, welcher durch moderne Röntgendiagnosen mehreren tausend Tuberkuloseerkrankten das Leben rettete.

Dora (Dorchen) Richter (*1891 †unbekannt)

Ebenso Dora „Dorchen“ Richter ist heute eine historisch wichtige trans* Frau. Sie war die erste bekannte Person Deutschlands, die sich zwischen 1922 und 1931 einer kompletten Geschlechtsangleichung unterzog. Dorchen arbeitete als Hausangestellte neben einigen anderen trans* Personen für Magnus Hirschfeld, dem Leiter des Berliner Institutes für Sexualwissenschaften, bis dieses 1933 von einem Nazimob angegriffen und zerstört wurde. Unklar ist jedoch ob Dora bei diesem Angriff ermordet wurde, oder im Laufe der nächsten Jahre durch Nazis ums Leben kam, denn ab diesem Tag gab es keine weiteren Aufzeichnungen von ihr.

Lucy Hicks Anderson (*1886 †1954)

Eine echte trans* Pionierin ihrer Zeit war auch Lucy Hicks Anderson. Schon als kleines Kind sagte sie ihren Eltern, dass sie lieber Mädchen sein und Lucy genannt werden wollte. Lucy heiratete zwei Männer in ihrem Leben und kämpfte für dessen rechtliche Wirksamkeit, da sie bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurde. Dies machte sie zu einer sehr frühen Kämpferin für die Ehe für alle sowie für die Rechte von trans* Menschen.

Willmer „Little Axe“ Broadnax (*1916 †1992)

Auch Willmer Broadnax, einer der ersten aufgezeichneten POC trans* Männer in den USA, ist eine spannende trans* Persönlichkeit, obwohl dies bis zu seinem Tod kaum jemand wusste. Erst nach dem er in einem Streit von seiner Partnerin erstochen wurde, stellte sich bei der Autopsie heraus, dass er ein trans* Mann war. Willmer war in seiner Lebenszeit keine unbekannte Person, er war ein national berühmter und beliebter Gospelsänger, bekannt unter seinem Spitznamen „Little Axe“.

Toni Simon (*1887 †1979)

Toni Simon würden wir in der heutigen Zeit als deutsche_r Pionier_in der Nicht-Binärität bezeichnen. Anlässlich Tonis siebzigsten Geburtstages wurde 1956 eine Kollage von Tonis verschiedenen Lebensphasen erstellt, welche dann auch als Postkarte versendet wurde. Darin ist Toni in für diese Zeit verschiedenen Geschlechterrollen zu sehen, vor allem zu beginn steckte Toni eher in männlichen Militäruniformen und Anzügen. Als Toni dann älter wurde wurden es dann vermehrt ausgefallene Kleider. Hiermit wollte Toni vor allem die Regeln der Binarität brechen und beweisen, dass man diese Grenzen auch überschreiten kann.

Weitere Tipps für trans* Personen

Die zitatgebenden Personen bieten bereits einen Einblick in Unterstützungsmöglichkeiten. Hier auf einen Blick ein Auszug zu weiteren Hilfestellungen:

  • Suchen Sie Verbündete und Role Models im Unternehmen
  • Wenn möglich, legen Sie mit dem Unternehmen gemeinsam einen Kommunikations- und Vorgehensplan an.
  • Ganz wichtig: Sie bestimmen das Tempo!
  • Vernetzen Sie sich mit dem LGBT*IQ-Netzwerk, falls ein solches vorhanden ist. Wir haben eine Liste von LGBT*IQ-Netzwerken in Unternehmen und Organisationen zusammengestellt.

Tipps für Unternehmen und Allies

  • Ein Transition Guide gibt klar vor, wer zuständig ist. Beachte: die trans* Person bestimmt das Tempo und ob eine Maßnahme umgesetzt werden soll. Jede Transition ist individuell
  • Namens- und Pronomenänderung schon vor amtlicher Enscheidung ermöglichen
  • Schulungen sensibilisieren HR und Führungskräfte
  • Aufbau und Stärkung eines internen LGBT*IQ-Netzwerk mit eigenen Ansprechpartner_innen für trans*
  • Informieren Sie sich über das Thema trans*
  • Nutzen Sie eine genderinklusive Sprache, fragen Sie nach den Pronomen einer Person, damit sie die von der trans* Person gewählten und nicht deren Deadname verwenden. Unter Deadname versteht man den alten, ablegten Namen einer trans* Person.
  • Stellen Sie nur Fragen, die Sie auch selbst beantworten würden
  • Setzen Sie sich bewusst für die Rechte und gegen die Diskriminierung von trans* Personen ein

Beratungsstellen

Bundesverband trans*

„Der Bundesverband Trans* (BVT*) versteht sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen auf Regional-, Landes- und Bundesebene, deren gemeinsames Bestreben der Einsatz für geschlechtliche Vielfalt und Selbstbestimmung und das Engagement für die Menschenrechte im Sinne von Respekt, Anerkennung, Gleichberechtigung, gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheit von trans* bzw. nicht im binären Geschlechtersystem verorteter Personen ist.“

Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.

„Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken. Sie soll Betroffene und Interessierte beraten und betreuen, sofern dies gewünscht wird. Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sollte die (Re-)Integration von Betroffenen in den Arbeitsprozess sein, um so der Gefahr des sozialen Abstiegs zu begegnen, der heutzutage noch mit dem sozialen Wechsel verbunden ist. Sie tritt für mehr Offenheit der eigenen Identität gegenüber ein und trägt der Vielfalt menschlichen Daseins Rechnung.“

Transmann e.V.

„Bundesweiter, auf ehrenamtlicher Basis agierender und gemeinnütziger Verein für alle Frau-zu-Mann (FzM/FtM) Trans* und Inter*-Personen.“

TransInterQueer e.V.

„TrIQ ist ein soziales Zentrum und ein politisch, kulturell und im Forschungsbereich aktiver Verein, der sich für trans-, intergeschlechtliche und queer lebende Menschen in Berlin und darüber hinaus einsetzt.“

Trans*Inter*Beratungsstelle

„Das Projekt der Münchner Aids-Hilfe e.V. ist gleichermaßen für trans* und inter* Menschen sowie deren Angehörige und Freund_innen da.“

TGEU

„TGEU ist eine mitgliederbasierte Organisation, die im Jahr 2005 gegründet wurde. Seitdem ist TGEU stetig gewachsen und hat sich mit 157 Mitgliedsorganisationen in 47 verschiedenen Ländern als legitime Stimme für die trans* Gemeinschaft in Europa und Zentralasien etabliert.“

MYSTORY mit …

Jay
53 Jahre, Einbeck

„Meine Reise begann mit einem Ende und
einem Anfang, und dieses Ende machte am
Ende meinen wahrhaftigen Neuanfang als
nicht-binäre Person möglich. …“

Veröffentlicht: November 2022

Ein Neuanfang.

Am 6. März 2020 begann die bisher ungewöhnlichste Reise meines Lebens. Sie begann mit einem Ende und einem Anfang, und dieses Ende machte am Ende meinen wahrhaftigen Neuanfang als nicht-binäre Person möglich. An diesem Tag endete mit dem Tod meiner Beziehungsperson die Liebe meines Lebens. Ich war unendlich dankbar für die 23 Jahre, die ich aller Unkenrufe zum Trotz, mit ihr verbringen durfte.

Eine Liebe, die selbst uns Liebenden am Anfang so ungewöhnlich erschien, dass wir uns damals gefragt haben: „Kann unsere Beziehung wirklich funktionieren und gutgehen?“ Wir haben beschlossen, das Risiko einzugehen. Meine große Liebe war und blieb bis zu ihrem Tod, mit ihrem Ehemann verheiratet und hatte drei Kinder, die zu Beginn unserer Beziehung, zwischen 6 und 13 Jahren alt waren. Sie war 12 Jahre älter als ich. Wir lebten 23 Jahre lang eine ungewöhnliche, öffentlich bekannte, Patchwork-Regenbogen-Familien-Beziehung. Sie fehlt mir bis heute.

Heute bin ich sogar dankbar für diese Leere, die ihr Fehlen in meinem Leben hinterlassen hat. Ich bin auch dankbar, dass mich der kurz nach ihrer Beerdigung gestartete Corona-Lockdown auf mich selbst zurückgeworfen hat. Durch das Fehlen von externen Ablenkungen vermochte ich diese Zeit zur inneren Sammlung und meine Neuorientierung nutzen. An vielen einsamen Abenden auf meinem Balkon, begann ich nach Antworten auf Lebensfragen zu suchen und neue Ziele zu definieren.

„Wo sollte mein Weg nun hinführen?“ „Wie will ich leben?“ „Was sind meine Ziele?“

Ich fand damals mehr Fragen als Antworten. Ich entdeckte in mir Verließe und verschlossene Türen, dunkle Höhlen und verschüttete Schächte. Was mir fehlte, war Licht. Je tiefer ich stieg, umso geringer wurde meine Hoffnung, allein Antworten zu finden, die Licht in das Dunkel bringen konnten. Ich gestand mir ein, dass ich nicht alle Fragen allein beantworten konnten, und holte mir eine professionelle externe Reisebegleitung in Form eines Coachings.

Es stellte sich schnell heraus, dass ich mir die richtigen Fragen zum falschen Zeitpunkt gestellt hatte. Ende 2020 war ich noch viel zu sehr in den gesellschaftlichen Normen und Konventionen der Heteronormativität um mich herum und in meinen eigenen inneren Glaubensätzen gefangen. Diese Gedanken und Konventionen blockierten meinen Weg zu den Antworten.

Ich wollte, nein ich musste etwas Neues ausprobieren, so wie damals im Urlaub in Kanada. Täglich hatte ich mich damals für das klassische englische Frühstück entschieden. Das kanadische Frühstück mit French Toast (Arme Ritter), knusprigem Speck und Ahornsirup erschien mir eine zu absurde Kombination zu sein. Speck und Ahornsirup?! Ein mit Ei getränktes Weißbrot, statt Ei auf dem Weißbrot und Speck extra dazu. Ich vermochte mir diese Kombination aus süß und salzig nicht als lecker vorzustellen. Eines Morgens sah dieses Essen am Nachbartisch so lecker aus, dass ich mich getraut habe, es auch zu bestellen und zu probieren. Es war eine Offenbarung und eine Symbiose von Gegensätzen, die mir, so kombiniert, ein völlig neues, unglaubliches Geschmackserlebnis verschafft haben. Für diese Erfahrung war es notwendig, alte Ideen und Konzepte (wie Geschmackserfahrungen) zu ignorieren.

Meine Erfahrungsprozess direkt vor meinem nicht-binären Coming Out verlief sehr ähnlich, jedoch sehr viel intimer. Auch in diesem Prozess ging es um die Vereinbarung von Gegensätzlichen und um Neuland. Die Sätze, die mir vor diesen Entscheidungen durch den Kopf gingen, waren auf der einen Seite „Traue ich mich wirklich? Was passiert, wenn es eine absurde Erfahrung ist?“ und auf der anderen Seite „Ich bin so gespannt! Ich kann es kaum erwarten.“ Ich, (damals noch Judith – Geschlecht: weiblich; Geschlechtsidentität: „Butch“; sexuelle Orientierung: lesbisch), habe mich mutig entschieden, etwas völlig Neues und Ungewohntes auszuprobieren und dabei alte Pfade zu verlassen. Mit einem neugierigen Anfängergeist habe ich mich auf eine neue Erfahrung eingelassen.

Beschenkt wurde ich mit Antworten auf Fragen, die mich mein gesamtes Erwachsenenleben begleitet haben. „Wer bin ich?“ „Wer oder was ist meine Identität?“ „Wieso fühle ich mich stets „zwischen den Stühlen“ sitzend/stehend?“ Diese Fragen haben mich viele Lebensjahre begleitet.
Ich habe in diesem Erfahrungsmoment meine vorgefertigten Gedanken über Geschlecht und Geschlechtsidentitäten losgelassen und mich von Konvention und Schicklichkeit befreit.

Ich habe Judith losgelassen, oder anders ausgedrückt, Judith hat sich verabschiedet und im gleichen Moment bin ich zu Jay transformiert.

Als Jay (Geschlecht: divers; Geschlechtsidentität: nicht-binär; sexuelle Orientierung: Frauen liebend) fühlte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben ganz und vollständig. Mir war klar, dass ich nun einen neuen Namen und ein neues Geschlecht hatte. Nach 50 Jahren endete die Suche nach meiner wahren Identität in einem wahrhaftigen Neuanfang; eine neue Geburtsurkunde machte dies sehr bald sogar amtlich.

Es stand für mich außer Frage, diese innere Transformation auch nach außen hin sichtbar zu machen. Manchmal mahlen auch bürokratische Mühlen schnell. Im Februar erhielt ich ein Attest von meinem Hausarzt, stellte damit einen formlosen Antrag auf Geschlechts- und Namensänderung beim Standesamt und erhielt zeitnah einen offiziellen Termin für die mündliche Antragsstellung.

Es war am 18. Februar 2021, als ich vom Standesbeamten meines Ortes meine neue Geburtsurkunde mit neuem Namen und neuem Geschlecht ausgehändigt bekam. Ich schrieb damit Einbecker Stadtgeschichte, als erste Person mit einem diversen Geschlechtseintrag im Geburtenregister der Stadt. Ich bin sehr dankbar für alle Erfahrungen und Erlebnisse, für alle Menschen, die zu diesem Moment ihrem Beitrag geleistet haben. Ich danke allen Menschen für ihre, mir bei diesem Coming Out entgegengebrachte, Wertschätzung, Verbundenheit und Mitfreude.

Jay, vielen Dank für YourStory!
BIG IMPACT INITIATIVE AWARD:
more* von OTTO

Immer noch traut sich nur ein Bruchteil der trans* Personen am Arbeitsplatz ein Coming Out zu, da sie Angst vor Diskriminierung der Mitarbeitenden haben und befürchten müssen, negative Konsequenzen zu erleiden. MORE* hat sich diese Thematik zu Herzen genommen und außerordentliches Engagement gezeigt: Für ein respektvolles, diskriminierungsfreies Miteinander und vor allem für die Normalisierung des Umgangs mit trans*Personen sowie die Sensibilisierung für das Thema trans* und Geschlecht im Allgemeinen.

Nicht zuletzt durch die Entwicklung des Transidentity-Guides konnte das Netzwerk erzielen, dass die Thematik einiges an medialer Aufmerksamkeit auf sich zog. Es folgten auch weitere Unternehmen, die einen eigenen Transidentity-Guide erstellen (werden). Dies war auch möglich, da MORE* den Guide für alle zugänglich, kostenfrei zum Download bereitgestellt hat.

RISING STAR AWARD:
pride@ergo

Vor allem die Vernetzung vom Netzwerk mit unterschiedlichen Unternehmensebenen, wie Diversity- und Kommunikations-Abteilung sowie die Unterstützung aus dem Vorstand und von der Schirmherrin, haben gezeigt, dass auch ein junges Netzwerk in kurzer Zeit viel erreichen kann und das egal ob intern oder extern.

Die breit gefächerten Aktionen und Verankerung in der Firmenstruktur – vom deutschlandweiten Hissen der LGBT*IQ-Flagge an den Unternehmensstandorten, der Teilnahme mit Truck am CSD Köln bis hin zum firmeninternen Thematisieren von LGBT*IQ-Belangen beim Azubi-Start oder in der Gesprächsarena – waren ausschlaggebend bei der Entscheidung für Pride@ergo.

GLOBAL LEADER NETWORK AWARD:
fujitsu pride

Insbesondere in LGBT*IQ-feindlichen Ländern setzt sich das Netzwerk dafür ein, dass queere Personen auch dort Zugang zum Netzwerk haben – entweder durch die Schaffung eines lokalen Netzwerkzweigs oder auch durch die Möglichkeit von einem anderen Land aus dem Netzwerk beizutreten. Zudem wurden – als erstes japanisches Unternehmen – 2018 die UN-Standards of Conduct zur Bekämpfung der Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und intersexuellen Menschen unterzeichnet. Ausschlaggebend bei der Entscheidung für Fujitsu Pride war zudem der Workplace Index sowie das Pride Pledge, mit dem sich Mitarbeiter_innen dazu verpflichten, als Allies oder als LGBT*IQ-Person andere innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu unterstützen.

sustainability AWARD:
co-pride von continental

Das Netzwerk hat bewiesen, dass es auch in turbulenten, krisengeschüttelten Zeiten auf die Unterstützung von ganz oben zählen kann und LGBT*IQ-Themen firmenintern sowie extern platziert. Neben Sensibilierungsworkshops, der „Allies Learning Journey“ und netzwerkeigenen Kampagnen, wie der Veröffentlichung von Interviews mit LGBT*IQ-Mitarbeiter-innen, wurde beispielsweise auch ein LGBT*IQ-Podcast gestartet. Sponsoring-Events für LGBT*IQ-Einrichtungen sowie Networking-Möglichkeiten mit Diversity-Netzwerken werden genutzt, um mit der Community gemeinsam Themen voranzutreiben. Doch nicht nur innerhalb des Firmenkontextes hat sich das Netzwerk für LGBT*IQ-Belange stark gemacht. Es unterstützt Vereine, wie die Deutsche Aidshilfe, tatkräftig und steht im regen Austausch mit örtlichen queeren Vereinen, um sich über die Anliegen und Probleme der LGBT*IQ-Community auszutauschen und eine faire und sichere Arbeitswelt zu schaffen. Die Mischung aus fest verankertem internen sowie externen Engagement war ausschlaggebend bei der Entscheidung für co-pride.

Der Intersex Awareness Day wurde 1996 in Leben gerufen und findet seitdem jährlich am 26. Oktober statt. Dieser Tag soll weltweit au die Inter*sex Community aufmerksam machen sowie Bewusstsein für die Diskriminierung und Benachteiligung im Alltag von Inter* Menschen schaffen. Der Begriff bildet sich aus dem lateinischen Präfix „Inter“ was so viel wie „zwischen“ bedeutet, heraus.

Inter*sex fungiert als Bezeichnung für Menschen mit biologischen Merkmalen (chromosomal, gonadal, hormonell, anatomisch), die Varianten, der rein weiblichen oder rein männlichen biologischen Merkmale aufweisen. In einigen Fällen können Intersex-Eigenschaften bei der Geburt sichtbar sein, während sie in anderen Fällen bis zur Pubertät nicht sichtbar sind. Einige hormonelle/chromosomale Variationen müssen überhaupt nicht physisch sichtbar sein.

Intergeschlechtlichkeit gibt es in verschiedensten Ausprägungen, denn neben den „Standard“ Chromosomensätzen XX und XY gibt es noch viele weitere Möglichkeiten von Chromosomenpaarungen (wie beispielsweise XXY), die der zweigeschlechtlichen „Norm“ nicht entsprechen. Das kennzeichnet der Stern, der für unterschiedliche Selbstbezeichnungen steht und verdeutlicht, dass es nicht „eine richtige Art“ gibt Inter*sex zu sein. Intersexualität bezieht sich auf das biologische Geschlecht und unterscheidet sich von der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität.

Ein großer Schritt in die Richtung eines freien und selbstbestimmten Lebens für Inter* Menschen war das 2021 veröffentlichte Gesetz zum Verbot des Genitalangleichens bei nicht einwilligungsfähigen Inter*sex Kindern.

Die Ace Week (früher bekannt als Asexual Awareness Week) wird seit ihrer Gründung 2010 jährlich Ende Oktober abgehalten. In diesem Jahr findet sie vom 24. Oktober bis 30. Oktober statt. Sie dient dazu, Asexualität sichtbar zu machen und asexuellen Personen die Möglichkeit zu geben, über ihre Erfahrungen zu berichten.

Der Begriff „asexuell“ bildet sich aus dem Präfix „a“ bzw. „ab“ was „kein“ oder „ohne“ bedeutet und bezieht sich auf keine oder eine nur geringe sexuelle Anziehung zu anderen Menschen und/oder sich selbst. Im Gegensatz dazu beschreibt Aromantik keine oder eine nur geringe romantische Anziehung zu anderen Menschen. Asexuelle Menschen sind nicht zwangsläufig auch aromantisch.

Asexualität steht in keinem Zusammenhang mit dem Zölibat. Das heißt asexuelle Menschen entscheiden sich nicht freiwillig bzw. aus religiösen Gründen dazu, auf Sex zu verzichten. Außerdem können sie trotz ihrer Asexualität aus verschiedenen Gründen sexuelle Handlungen ausüben. Das unterscheidet Asexualität auch von Antisexualität, bei der Sex grundsätzlich abgelehnt wird. Zusätzlich hat Asexualität nichts mit unterdrückter Sexualität oder Angst vor dieser zu tun. Ace Menschen verspüren schlicht kein sexuelles Verlangen. Schätzungen zufolge sind ca. 1% der Menschheit asexuell.

Die Symbolik hinter den Farben der Asexuality-Flagge:

•             Schwarz steht für die Asexualität

•             Grau symbolisiert das asexuelle Spektrum

•             Weiß repräsentiert Sexualität

•             Lila steht für die Gemeinschaft/Community

Die Symbolik hinter den Farben der Aromantik-Flagge:

•             Dunkel- und Hellgrün stehen für die aromantische Spektrum

•             Weiß symbolisiert platonische Beziehungen

•             Grau und Schwarz repräsentieren das asexuelle Spektrum“