Am 13. Deutschen Diversity-Tag der Charta der Vielfalt e.V. macht die Stiftung PROUT AT WORK gemeinsam mit 13 Unternehmen deutlich: Diversity bleibt – trotz Restriktionen gegen Diversity, Equity und Inclusion (DEI) in Unternehmen.

Die von der PROUT AT WORK-Foundation ins Leben gerufene Kampagne #DiversityBleibt spricht sich für Diversity, Equity und Inclusion (DEI) in Unternehmen aus – trotz aktueller Entwicklungen, die gelebte Vielfalt am Arbeitsplatz einschränken.

Diese Entwicklung gegen DEI-Programme und -Initiativen ist ein eindeutiger Rückschritt – sowohl für queere Mitarbeiter_innen als auch für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen. Studien belegen deutlich:

  • Je mehr Diversity Management Maßnahmen am Arbeitsplatz umgesetzt werden, desto offener gehen die Beschäftigten mit ihrer geschlechtlichen bzw. sexuellen Identität am Arbeitsplatz um.¹
  • Je offener die Befragten sind (bzw. sein können), desto höher ist ihre Arbeitszufriedenheit, desto stärker ist die Verbundenheit mit dem Unternehmen und desto stärker sind sie davon überzeugt, am Arbeitsplatz einen wertvollen Beitrag zu leisten.¹
  • Europäische Unternehmen mit gemischten Teams haben eine über 60 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein.²
  • Unternehmen mit hoher Gender-Diversität haben eine um 25% und damit signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein (2014 lag der Wert noch bei 15%). Betrachtet man den Faktor der ethnischen Diversität (Internationalität des Vorstands), liegt dieser Wert sogar bei 36%.³

Unternehmen machen deutlich: Wir stehen ein für Vielfalt in der Arbeitswelt

Gemeinsam mit 13 Unternehmen setzt die Stiftung PROUT AT WORK ein klares Zeichen für Vielfalt in der Arbeitswelt. Folgende Unternehmen haben sich der Social Media Kampagne #DiversityBleibt angeschlossen, die auf den sozialen Netzwerken LinkedIn, Instagram und Facebook veröffentlicht wird: Audi, Beiersdorf, Campana & Schott, Edelman, NORD/LB, NTT DATA, OTTO, R+V, Randstad, REWE Group, Roland Berger, Solaris und Vinci Energies.

Übersicht #DiversityBleibt
#DiversityBleibt Statement Audi
#DiversityBleibt Statement Beiersdorf
#DiversityBleibt Statement Edelman
#DiversityBleibt Statement NORD/LB
#DiversityBleibt Statement NTT DATA
#DiversityBleibt Statement OTTO
#DiversityBleibt Statement R+V
#DiversityBleibt Statement Randstad
#DiversityBleibt Statement REWE Group
#DiversityBleibt Statement Roland Berger
#DiversityBleibt Statement Solaris
#DiversityBleibt Statement VINCI Energies
#DiversityBleibt Statement Campana & Schott Christophe Campana
#DiversityBleibt Statement Campana & Schott Eric Schott
#DiversityBleibt Statement Campana & Schott Alexander von Steinbüchel
#DiversityBleibt Statement Campana & Schott Jana Müller
#DiversityBleibt Statement Campana & Schott Sven Weitz
#DiversityBleibt Statement Campana & Schott Andrea Wick
#DiversityBleibt Statement Campana & Schott Anna Adler

Mit zahlreichen Statements machen die Unternehmen deutlich, weshalb sie weiterhin Maßnahmen für Diversity, Equity und Inclusion (DEI) umsetzen und damit Menschen jeglicher sexuellen Orientierung, geschlechtlichen Identität, sozialen oder ethnischen Herkunft, Religion und Weltanschauung, körperlicher und geistiger Fähigkeiten sowie jeglichen Alters im Unternehmen willkommen heißen und ein respektvolles Miteinander fördern.

„Wir freuen uns sehr, dass sich so viele Unternehmen der Kampagne ‚Diversity bleibt!‘ angeschlossen haben. Wir müssen aktuell noch stärker zusammenstehen und uns trotz Gegenwind aus den USA für Vielfalt und Chancengleichheit in der Arbeitswelt aussprechen. Die Rückmeldung auf die Kampagne zeigt mir, dass unsere Arbeit für Queer Diversity Früchte trägt und in den Unternehmen gesehen wird. Dennoch müssen wir auch außerhalb unserer Blase sichtbar sein und auch Menschen, die wenig Berührungspunkte mit dem Thema haben, von Queer Diversity am Arbeitsplatz überzeugen.“ – Albert Kehrer, Vorstand von PROUT AT WORK

Quellen:

¹Frohn, D. & Heiligers, N. (2024). »Out im Office?!« Die Arbeitssituation von LSBTIQA* Personen in Deutschland. IDA | Institut für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung.

²Diversity matters even more (2024). McKinsey & Company.

³Diversity wins: How inclusion matters (2020). McKinsey & Company

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Aushändigung von Bundesverdienstkreuzen am Bande

Am Donnerstag, den 20. März 2025, wurde im Sozialministerium in München im Rahmen einer Feierstunde das Bundesverdienstkreuz am Bande an Albert Kehrer, Vorstand von PROUT AT WORK, übergeben. Albert Kehrer wird für sein langjähriges und unermüdliches Engagement für queere Vielfalt und Chancengleichheit in der Arbeitswelt ausgezeichnet.

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) ist die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Dieses wird an in- und ausländische Bürger_innen für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland, zum Beispiel Verdienste aus dem sozialen, karitativen und mitmenschlichen Bereich. 

Diese Auszeichnung ist eine große Ehre – nicht nur für mich persönlich und für die Stiftung PROUT AT WORK, sondern für alle, die sich für queere Vielfalt und Chancengleichheit in der Arbeitswelt einsetzen. Sie zeigt, dass das Engagement und die Arbeit von PROUT AT WORK gesehen und wertgeschätzt werden. Vielfalt ist kein Randthema, sondern eine Stärke unserer Gesellschaft – und ich werde mich als Vorstand von PROUT AT WORK weiterhin mit voller Überzeugung für eine offene und diskriminierungsfreie Arbeitswelt einsetzen“, so Kehrer.

Zum Werdegang und Engagement von Albert Kehrer

Albert Kehrer hat bereits 2003 das „LGBTIQ-Mitarbeitenden-Netzwerk“ bei IBM gegründet und einige Jahre geleitet. Dieses Netzwerk dient als Anlaufstelle für queere Mitarbeitende und deren Unterstützer_innen, bietet vertrauliche Unterstützung und sensibilisiert Führungskräfte für Diversity-Themen. Sein Engagement förderte die Sichtbarkeit und Akzeptanz von Vielfalt in der Wirtschaft und Gesellschaft.

Später arbeitet er bei KPMG als Head of Diversity & Inclusion für Deutschland, wo er Programme für alle Diversity-Dimensionen umsetzte. Seit 2010 ist Albert Kehrer als selbstständiger Diversity-Experte, Coach und Berater tätig, mit einem Fokus auf Führungskräfte. Er ist bei verschiedenen Organisationen als Experte gelistet und hat kontinuierlich die Themen Vielfalt und Queer Diversity in der Arbeitswelt vorangetrieben.

Albert Kehrer war zudem ehrenamtlich aktiv: Er war Vorstand vom „Völklinger Kreis e.V.“, dem Bundesverband schwuler Führungskräfte, und gründete 2006 gemeinsam mit Jean-Luc Vey eine Initiative für queere Mitarbeitendennetzwerke. Diese Initiative führte 2013 zur Gründung von PROUT AT WORK.

Porträt Antonia Wadé

„Durch sein langjähriges Engagement hat Albert einen wertvollen Beitrag zur Gründung und Weiterentwicklung von queeren Netzwerken in Unternehmen geleistet. Die Auszeichnung ist ein starkes und wichtiges Signal, dass Diversity und Inclusion auch am Arbeitsplatz gesehen und gefördert werden muss.“ – Dr. Antonia Wadé, Vorsitzende des Stiftungsbeirats von PROUT AT WORK

Impressionen von der Verleihung

Copyright: StMAS/Schäffler

Mit einer beeindruckenden Tour quer durch Deutschland setzten Brix Schaumburg, freischaffender Künstler, und Robin Scheerbaum, systemischer Berater und Content Creator für queeren Aktivismus, ein kraftvolles Zeichen für Queer Diversity. Dabei verfolgten die beiden ein klares Ziel: Menschen zusammenzubringen, Dialoge über queere Themen zu fördern und Spenden für PROUT AT WORK zu sammeln.

1.600 Kilometer für den guten Zweck

Die Radtour begann am 15. September 2024 an der Zugspitze und endete in Berlin. Dabei legten Brix und Robin rund 1.600 Kilometer zurück – trotz herausfordernder Wetterbedingungen und großer körperlicher Anstrengung. Der Einsatz hat sich gelohnt: Insgesamt kamen 7.000 Euro für die PROUT AT WORK-Foundation zusammen. Die gesammelten Spenden wurden feierlich auf der PROUT AT WORK-Konferenz 2024 bei OTTO in Hamburg übergeben.

Copyright: Jannik Bartosch

„Die Übergabe der Spendensumme bedeutet uns unglaublich viel! Dank der finanziellen Unterstützung können wir mehr Ressourcen für unsere wertvolle Arbeit schaffen und noch mehr Unternehmen auf ihrem Weg hin zu queerer Vielfalt und Chancengleichheit begleiten. Zudem sind wir unglaublich dankbar für die mediale Sichtbarkeit, die PROUT AT WORK durch Brix und Robin erhalten hat. Denn nur, wenn wir sichtbar und laut sind, werden unsere Anliegen und die von allen queeren Menschen gehört und umgesetzt.“ – Albert Kehrer, Vorstand von PROUT AT WORK.

Stationen voller Begegnungen und Inspiration

Ein besonderer Fokus der Tour lag auf dem Austausch mit der Community vor Ort. An jedem Abend trafen Brix und Robin inspirierende Menschen, um gemeinsam über queere Themen zu sprechen. Hier einige Stationen der Radtour:

Ein starkes Zeichen für queere Sichtbarkeit

Que(e)r durchs Land war nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern vor allem ein Leuchtturmprojekt für die Sichtbarkeit queerer Vielfalt in Deutschland. Durch die Kombination aus persönlichem Engagement, medialer Reichweite und direktem Dialog trugen Brix und Robin dazu bei, die Mission von PROUT AT WORK in die breite Öffentlichkeit zu tragen.

Ausblick: Weiter radeln für Vielfalt

Die Erfolgsgeschichte geht weiter: Auch für das kommende Jahr planen Brix Schaumburg und Robin Scheerbaum eine Fortsetzung der Tour. Ein großes Dankeschön gilt allen, die diese Tour unterstützt haben – sei es durch Spenden, aktive Teilnahme oder mentale Unterstützung. Gemeinsam machen wir einen Unterschied!

Mehr zur „Que(e)r durchs Land“-Tour 2024 erfahrt Ihr in diesem Video:

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Im Gespräch mit… Leon Wiersch, Detlev Blenk und
Christian Lemkens

PROUT AMPLIFIER

Im Zuge unseres PROUT AMPLIFIER Projekts sprechen wir nicht nur mit ausgezeichneten PROUT PERFORMERN, sondern auch mit engagierten Personen, die noch nicht so viel Gehör finden, aber mindestens genauso wichtige Arbeit für Queer Diversity im Unternehmen leisten. Detlev Blenk, Equality, Diversity und Inclusion Manager bei IKEA, stellt uns seine Kolleg_innen Christian Lemkens und Leon Wiersch vor, die insbesondere in ihren Aufgabenfeldern beispielhafte Arbeit für queere Vielfalt und Chancengleichheit am Arbeitsplatz leisten. Gemeinsam mit ihnen haben wir über ihr Engagement bei IKEA und ihre Motivation dahinter gesprochen.

Welchen Stellenwert haben Vielfalt und Queerfreundlichkeit in
Eurem Unternehmen?

 

Detlev: Der Einzelhandel generell beschäftigt überdurchschnittlich viele queere Menschen, das ist bei IKEA ganz genauso. Aufgrund von globalen Erhebungen gehen wir von 10 bis 13% aus. Schon allein diese große Zahl setzt einen besonderen Fokus auf unsere Vielfalts- und Inklusionsaktivitäten. Unser Credo: Alle Menschen sollen bei IKEA so sein dürfen, wie sie sind – unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht, sexueller oder geschlechtlicher Identität und körperlichen bzw. geistigen Möglichkeiten.

Welche Werte prägen Euren Arbeitsalltag und wie werden diese
gelebt?

 

Detlev: Die Kultur bei IKEA ist sehr stark durch die Werte bestimmt. Diese finden ihren Ursprung in Schweden und prägen unser Miteinander, unsere Begegnungen mit Kund_innen, Bewerber_innen und Suppliern.

Was macht Leon und Chris zu Role Models bzw. warum sollten
genau ihre Perspektiven gehört und gesehen werden?

 

Detlev: Ich fand das Vorhaben, mal nicht die üblichen Gesichter aus den oberen Führungsetagen in den Fokus zu setzen, toll, sondern gerade die zu Wort kommen zu lassen, die im Unternehmen, auf queeren Messen oder anderen Veranstaltungen für die queere Gemeinschaft so viel leisten und bewirken. Leon und Chris sind hier zwei von vielen Kolleg_innen, die sich entweder lokal in einem IKEA Store oder als Mitglied in der Netzwerkleitung unseres queeren Mitarbeitenden-Netzwerks mit großer Leidenschaft einbringen.

Gibt es einen speziellen Moment (oder auch ein gemeinsames
Projekt/eine aktuelle Kooperation) mit ihnen, von dem Du
berichten möchtest?

 

Detlev: Chris hat fast im Alleingang den operativen Teil für unsere nationale Teilnahme an den CSDs in Berlin und Köln gestemmt und die Kolleg_innen auf den Trucks mitreißend für eine bunte und vielfältige Welt motiviert. Leon ist für seinen IKEA Store ein großer Treiber von Vielfalt und Inklusion und bringt dort ganz viele Ideen ein.

Was kannst Du als etablierter PROUT PERFORMER von Kolleg_innen lernen? Vielleicht gerade von jüngeren oder von solchen aus
völlig anderen Betätigungsfeldern? Wo macht es Sinn,
(noch enger) zusammenzuarbeiten?

 

Detlev: Wir lernen viel voneinander. Als Mittfünfziger und Schwuler habe ich andere Erfahrungen im Leben gemacht als Chris und Leon. Ihre queeren Erfahrungen sind breitflächiger und nicht nur auf das „G“ in LGBTQIA+ konzentriert. Da lerne ich immer wieder gerne dazu. Und natürlich stehen sie neun Stunden auf einem CSD-Truck noch viel entspannter durch als ich. Jede_r bringt sich hier mit ihren_seinen Möglichkeiten und Erfahrungen ein – ganz im Sinne von IKEA: „You do your part, we do our part, together we create a better world for the many people“.

Welchen Job macht Ihr aktuell bei IKEA und wie lange seid Ihr
schon im Unternehmen?

 

Christian: Insgesamt bin ich jetzt ziemlich genau 15 Jahre dabei. Seit Februar 2023 als IKEA for Business Country Specialist. In dieser Funktion arbeite ich eng mit unterschiedlichen Schnittstellen (z.B. Marketing oder Customer Fullfillment aber auch den lokalen Einrichtungsmärkten) zusammen und setze gemeinsam mit den Kolleg_innen die Geschäftsstrategie und Unternehmensziele um.

Leon: Auch ich feiere gerade ein kleines Jubiläum. Ich bin seit zwei Jahren mit an Bord. Ursprünglich habe ich Produktdesign studiert. Mittlerweile arbeite ich – quasi im Que(e)reinstieg – als Visual Merchandiser (Communication and Interior Design). Das heißt grob gesagt, ich bin mit dafür verantwortlich, dass IKEA aussieht wie IKEA.

„Als Mittfünfziger und Schwuler habe ich andere Erfahrungen im Leben gemacht als Chris und Leon. Ihre queeren Erfahrungen sind breitflächiger und nicht nur auf das „G“ in LGBTQIA+ konzentriert.“

Wie erlebt Ihr Queer-Sein bei der Arbeit? Ist das ein Thema, das im
Alltag Relevanz hat? Falls ja: In welchen
Zusammenhängen/Situationen?

 

Christian: Unser Arbeitsalltag ist bestimmt von Vielfalt und Werten. Ich habe vollen Rückhalt durch meine direkte Führungskraft und unsere Landesleitung. An Situationen kann ich es gar nicht festmachen, da es bei uns ganz normal ist, so zu sein, wie man sein möchte.

Leon: Tatsächlich ist das Thema für mich gar nicht so von Belang. Der Umgang miteinander ist locker und freundlich. Dass alle sich duzen, offen „Flagge zeigen“ und es eine offene Feedback-Kultur gibt, hilft sehr. Klar werden von Kolleg_innen immer mal wieder Fragen gestellt. Nicht übergriffig, sondern aus echtem Interesse. Aber dabei hat man dann ja auch die Möglichkeit, Educator zu sein – das finde ich total schön.

Gab/gibt es beim Thema „Out im Job“ Herausforderungen (generell/für Euch persönlich)? Wie meistert Ihr diese?

 

Christian: Ich bin von Anfang an offen mit dem Thema umgegangen und habe deshalb nie Ablehnung erfahren. Allerdings geht es scheinbar nicht allen Kolleg_innen so. Bei einer Infoveranstaltung für Allies haben fast 10% der Teilnehmenden auf die Frage „Würden deine Kolleg_innen positiv reagieren, wenn du ihnen deine_n (gleichgeschlechtliche_n) Partner_in vorstellen würdest?“ mit „Nein.“ geantwortet. Und die Hälfte hat Angst, dass sie deswegen ausgegrenzt oder verspottet würde. Das ist auf jeden Fall ein Zeichen, dass wir noch einiges an Aufklärungsarbeit vor uns haben.

Leon: Ich denke, für viele ist das innere Coming Out der schwierigste Teil. Bevor man nach außen geht, muss man zuerst selbst verstehen, dass man sich für Dinge nicht schämen braucht. Am Ende hat man den Schlüssel zum eigenen Käfig in vielen Fällen selbst in der Hand.

Wenn es eine Sache gäbe, die Ihr Euch in diesem Zusammenhang
wünschen dürftet, was wäre das?

 

Christian: Ich würde mir total wünschen, dass sich niemand wegen der eigenen Identität rechtfertigen oder schämen muss. Jede Person soll so leben, wie sie es möchte. Eigentlich würde ich mir auch wünschen, dass wir überhaupt nicht mehr über solche Themen reden müssen. Es sollte mittlerweile normal sein. Bis es das ist, werde ich auf jeden Fall weiter dafür kämpfen.

Leon: Jedes Coming Out hilft, mit Stereotypen zu brechen. Die Entscheidung dazu sollte natürlich bei jeder_jedem selbst liegen. Queerness ist ja super breit gefächert – ein Spektrum. Und viele Teile davon sind total unterrepräsentiert. Ich wünsche uns allen den Mut, dass wir uns frei auf diesem Spektrum bewegen und Veränderungen zulassen können.

„Queerness ist ja super breit gefächert – ein Spektrum. Und viele Teile davon sind total unterrepräsentiert. Ich wünsche uns allen den Mut, dass wir uns frei auf diesem Spektrum bewegen und Veränderungen zulassen können.“

Wie engagiert Ihr Euch bei IKEA für queere Belange? Worauf seid
Ihr dabei besonders stolz?

 

Christian: Ich bin mit vollem Herzblut in unserem Pride-Netzwerk aktiv und es macht mich sehr stolz zeigen zu dürfen, dass wir alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit respektieren und schätzen. Wir versuchen, Sichtbarkeit für unsere Themen zu schaffen und uns für mehr Toleranz und Verständnis im Umgang miteinander einzusetzen. Seitdem das Netzwerk von der Deutschland-Zentrale aus gesteuert wird, ziehen auch die Einrichtungshäuser vor Ort mehr und mehr nach und gründen lokale Diversity-Gruppen. Das ist eine tolle Entwicklung, die wir natürlich gerne unterstützen.

Leon: Da kann ich direkt einhaken. Nach meiner ersten Teilnahme am CSD wollte ich den Spirit unbedingt zurück mit nach Wuppertal nehmen und mich in einer Diversity-Gruppe vor Ort einbringen. Der Gedanke ist toll, aber die Umsetzung – sprich die Gründung und Organisation – ist gar nicht so einfach. Da hat uns das Netzwerk – allen voran Detlev – super unterstützt und hilfreiche Tipps gegeben. Ab dem nächsten Geschäftsjahr soll dann tatsächlich in jedem Store eine lokale Diversity-Gruppe fest verankert werden.

Gibt es eine spezielle Aktion/Projekt/Fortschritt, von dem Ihr
erzählen möchtet?

 

Christian: Worüber ich mich sehr freue, ist, dass wir unser Pride-Netzwerk letztes Jahr reaktiviert haben. Es finden wieder viel mehr Aktivitäten in unseren Units zum Thema Diversity am Arbeitsplatz statt und wir haben an den CSDs in Köln und Berlin teilgenommen. Es gab vor vielen Jahren schon einmal eine Pride-Gruppe, aber leider ist die Arbeit irgendwann „eingeschlafen“. Jetzt sind wir wieder da und lauter als je zuvor. Mit dem Start unseres neuen Geschäftsjahres im September bin ich Teil der Landesleitung unseres Pride-Netzwerks und habe bereits viele tolle Ideen, wie wir das Thema sichtbarer machen und auch unsere Kund_innen einbinden können.

Was ist im Job wichtig, damit queere (Netzwerk-)Arbeit
gelingen kann?

 

Christian: Das Mindset! Und der Support von unseren Units und Allies. Allein in Deutschland haben wir über 22.000 Mitarbeitende. Da ist es nicht möglich, dass nur fünf Personen in einer Pride-Netzwerkgruppe das Thema vorantreiben und sichtbar machen. Wir brauchen Verbündete, die uns Selbstbewusstsein geben und den Rücken stärken.

Leon: Viel Sprechen und echtes Interesse zeigen. Eine gute und umfassende Kommunikation ist das A und O. Damit erhöht sich für alle die Chance, wirklich Gehör zu finden.

Wie wichtig ist es, im Job „out“ zu sein? Ist das für alle
Kolleg_innen gleichermaßen möglich?

 

Leon: Jedes Coming Out – egal wo – macht die Welt zu einem besseren Ort, sorgt für mehr Sichtbarkeit und ist auch für einen selbst meist eine unglaublich große Befreiung. Ist das innere Coming Out erst einmal geschafft und entschließt man sich, das auch nach außen zu tragen, ist es natürlich super wichtig, dass auch das Arbeitsumfeld einen Safer Space für Diversität bietet.

Wie wichtig sind Vorbilder in diesem Zusammenhang?

 

Leon: Ich selbst hätte früher sehr von Vorbildern profitieren können. Tatsächlich schienen alle schon zu wissen, was mit mir los war, ehe ich es selbst wusste. Als Kind wurde ich deswegen immer wieder angefeindet. Mittlerweile ist meine Taktik maximale Transparenz. Je offener ich mit meiner Identität umgehe, desto weniger Angriffsfläche bietet das. Gleichzeitig bin ich auch sehr motiviert, Vorbild für andere zu sein und Menschen dadurch zu unterstützen. Das gibt mir viel zurück.

„Jedes Coming Out – egal wo – macht die Welt zu einem besseren Ort, sorgt für mehr Sichtbarkeit und ist auch für einen selbst meist eine unglaublich große Befreiung.“

Wer oder was hat Euch auf Eurem Weg bestärkt?

 

Christian: Bei der Frage sind mir gleich die Tränen in die Augen gestiegen, denn sie hat mich an mein Coming Out bei meiner Mutter und Großmutter erinnert. Meine Mutter hat ziemlich cool reagiert und mich gefragt, wann wir dann endlich mal zusammen shoppen gehen. Bei meiner Großmutter war es etwas schwieriger – sie stand dem Thema (damals) sehr konservativ gegenüber. Ich hatte Angst, es ihr zu erzählen und habe es auch viele Jahre verheimlicht. Irgendwann kam es dann durch einen dummen Zufall raus und ich habe mir daraufhin große Sorgen gemacht. Umso überraschter und erleichtert war ich, als ich es ihr endlich sagen konnte und sie auf der Couch saß, Socken strickte und sagte: „Du bist mein Enkel, das wirst du immer bleiben und ich liebe dich so, wie du bist.“ Von diesem Zeitpunkt an habe ich mich unglaublich stark gefühlt und hatte allen Rückhalt, den ich brauchte, um selbstbewusst meinen Weg zu gehen.

Thema Verbündetenschaft: Was macht gute Allies aus?

 

Leon: Gute Allies hören zu und unterstützen. Sie schauen nach innen und arbeiten an eigenen Vorurteilen. Generell ist es für Verbündete glaube ich sehr wichtig, lernwillig zu sein und zu versuchen, Einander zu verstehen – übrigens nicht nur im queeren Kontext. Meine besten Freund_innen sind beispielsweise PoC und erleben im Alltag leider immer wieder Beleidigungen und Diskriminierung. Wir alle finden es total schön, wenn sich eine andere Person für uns stark macht (auch beispielsweise, wenn wir selbst gerade nicht mit im Raum sind). Genauso schön ist es aber auch, wenn man dann etwas zurückgeben kann.

Seid Ihr auch außerhalb der Arbeit in queeren Kontexten
aktiv/engagiert?

 

Leon: Ich gehe im Alltag mit Freund_innen und Bekannten ins Gespräch. In meinem Designstudium habe ich eine Arbeit über binär-gegenderte Produktsprache geschrieben, die das bewusste Gendern von Konsumgütern dokumentiert, aufdeckt und kritisiert. Beispiele dazu gibt es von der Shampoo-Flasche, über Rasierer, Süßigkeiten, Teesorten usw. – eigentlich in jedem Bereich. Selbst Grillwürstchen und Schreibwaren waren von der Produktsprache eindeutig einem binären Geschlecht zugeschrieben und warben ausschließlich für ein einziges Geschlecht. Ich bin wirklich froh, dass IKEA sich bemüht, sich dahingehend neutral zu verhalten und davon absieht, Produkte nur für Männer ODER nur für Frauen zu führen. Auch spannend fand ich, dass ich an „Verqueerte Identitäten“ (einer Masterarbeit über die Erfahrungen von genderfluiden Menschen) mitwirken und dort meine Erfahrungen und Entwicklung als nicht-binäre Person teilen durfte.

Was sind Eure Pläne/Wünsche/Ziele für die Zukunft? Worauf freut Ihr Euch?

 

Christian: Ich freue mich auf die intensive Netzwerk-Arbeit. Ich habe den persönlichen Drang, mich mehr zu engagieren, insbesondere da gewisse Gruppierungen immer lauter werden. Wenn „Rechts“ lauter wird, müssen wir es auch werden. Mein Wunsch ist es, dass wir eines Tages in einer Gesellschaft leben, in der alle glücklich sind und einfach so sein können, wie sie sein wollen!

Leon: Ich wünsche mir noch mehr Sichtbarkeit im Store. Ich will mehr Perspektiven kennenlernen, mehr „Buntheit“ erleben und vor allem mehr über andere Communities erfahren, mit denen ich bisher weniger Berührungspunkte hatte. Denn genau so dürfen wir neu-, weiter- und umlernen.

Detlev, Christian und Leon, vielen Dank für das Gespräch!

Mehr über unser PROUT AMPLIFIER Projekt findet Ihr hier.

Der Aktionstag von PROUT AT WORK für Unternehmen, Organisationen und Institutionen ging 2024 in die vierte Runde. Gut 50 Aktionen und Veranstaltungen wurden im sechswöchigen Aktionszeitraum eingereicht, um gemeinsam unter dem Motto „Show Your True Colors“ Farbe für Chancengleichheit von queeren Menschen in der Arbeitswelt zu bekennen.

Der PRIDE DAY GERMANY hat sich in den letzten Jahren als ein fester Bestandteil im Kalender vieler Unternehmen und Organisationen etabliert. 2024 ging der Aktionstag bereits in die vierte Runde und zeigte eindrucksvoll, wie wichtig und wirkungsvoll der Einsatz für queere Vielfalt und Chancengleichheit ist. Mit einer Vielzahl an Aktionen, Veranstaltungen und Initiativen setzte der PRIDE DAY GERMANY ein starkes Zeichen für eine bunte Unternehmenswelt und gleiche Chancen für alle – egal welcher sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität eine Person angehört.

Show Your True Colors

Unter dem Motto „Show Your True Colors“ gelang es, ein weithin sichtbares Zeichen für Vielfalt zu setzen. Ein besonderes Highlight des diesjährigen Mottos war die gleichnamige Kampagne. Hervorgegangen aus der Kooperation mit dem TV-Format „Glow Up“ standen uns exzeptionelle Portraitfotos, geschossen von Starfotograf Armin Morbach, zur Verfügung. Die eindrucksvollen Portraits wurden in den U-Bahnhöfen von München, Hamburg, Berlin und Köln sowie während der Pride Week in Köln großflächig gezeigt. So wurde der Gedanke des Mottos in die Öffentlichkeit getragen: Jede Person soll frei, selbstbewusst und sichtbar leben können.

Copyright: Armin Morbach

Aktionen und Highlights: #WeMeanPride

Das Herzstück des PRIDE DAY GERMANY 2024 waren die vielfältigen Aktionen und Veranstaltungen, die über einen sechswöchigen Zeitraum hinweg stattfanden. Der Aktionszeitraum begann Anfang Juni und mündete am 4. Juli im offiziellen PRIDE DAY GERMANY. Unter den Hashtags #WeMeanPride und #ShowYourTrueColors rief die PROUT AT WORK-Foundation Unternehmen, Organisationen und Institutionen dazu auf, ihre Veranstaltungen einzureichen und so ihr Engagement sichtbar zu machen.

Mit knapp 50 Aktionen wurde 2024 ein neuer Rekord aufgestellt. Die Bandbreite der Maßnahmen war beeindruckend:

  • Workshops und Schulungen: Unternehmen boten Fortbildungen zu Themen wie queerinklusiver Sprache, Anti-Bias und intersektionale Ansätze in der Diversity-Arbeit an.
  • Kreative Aktionen: Von regenbogenfarbenen Gebäudebeleuchtungen über Kunstausstellungen bis hin zu Pride-Laufveranstaltungen wurden der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
  • Digitale Formate: Livestreams, Podcasts und digitale Pride-Talks boten Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich zu beteiligen – unabhängig von ihrem Standort.

Jede Aktion trug dazu bei, das Bewusstsein für queere Themen zu schärfen, Barrieren abzubauen und den Dialog über Queer Inclusion voranzutreiben.

Erfolgreicher PRIDE DAY CONTEST 2024

Ein weiteres Highlight des PRIDE DAY GERMANY war der PRIDE DAY CONTEST, der auch in diesem Jahr eine rege Beteiligung verzeichnete. Unternehmen und Organisationen konnten ihre Aktionen zum Wettbewerb einreichen und schließlich in einem offenen Publikumsvoting einen Rang unter den drei Publikumslieblingen ergattern. Die Gewinner_innen des PRIDE DAY CONTEST bewiesen, dass Engagement nicht nur inspirieren, sondern auch greifbare Veränderungen bewirken kann.

2024 war das Publikumsvoting nur ein Bestandteil des Contests. Die Publikumslieblinge wurden von uns auf Social Media herausgestellt und kamen dort noch einmal mit einem Zitat zu ihrer Aktion zu Wort. Außerdem haben wir aus den eingereichten Aktionen drei Best Practices ausgewählt und auf der PROUT AT WORK-Konferenz 2024 mit Lead Partner OTTO dem Publikum präsentiert. Ein besonderes Augenmerk lag diesmal darauf, unterschiedliche Ebenen und Formate des Engagements für Queer Diversity hervorzuheben. Von der öffentlichen Hand, über einen hervorragenden Schulterschluss von Diversity-Management und Netzwerkarbeit, zu einer Aktion, die besonderen Fokus darauf legte, das queere Netzwerk intern zu stärken.

Ein Ausblick: Die Zukunft von Queer Diversity

Der PRIDE DAY GERMANY 2024 zeigte erneut, dass Diversity und Inclusion im Unternehmenskontext keine Frage des guten Willens sein müssen. Vielfalt und der strategische Umgang damit sind Kernelement jeder Unternehmenskultur und unabdingbarer Bestandteil der eigenen Zukunftsfähigkeit.

Insbesondere in Zeiten, in welchen dieser Umstand wieder debattierbar zu sein scheint, geht es nicht nur um die Sichtbarkeit von Aktionen, sondern auch um die Nachhaltigkeit und die tiefgreifende Veränderung von Strukturen im Unternehmen. Initiativen wie der PRIDE DAY GERMANY sind nicht nur ein Aktionstag, sondern ein Anstoß für langfristiges Engagement.

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PROUT EMPLOYER BASF

„Solange wir es noch nicht geschafft haben, diese Voraussetzungen in Arbeitswelt und Gesellschaft für alle zu schaffen, solange lassen wir auch Chancen liegen, und nutzen nicht unser volles Potenzial.“

Katja Scharpwinkel wurde 1969 in Hagen geboren. Sie studierte Chemie an der Universität Münster und erhielt 1994 ihr Diplom, gefolgt von ihrer Promotion 1996.

Sie ist als Mitglied des Vorstands verantwortlich für die Bereiche European Site & Verbund Management; Global Engineering Services; Corporate Environmental Protection, Health, Safety & Quality und die Region Europa, Mittlerer Osten, Afrika.

WAS BEDEUTET ES FÜR SIE ALS STANDORTLEITERIN
FÜR DAS WERK LUDWIGSHAFEN, SICH FÜR MEHR QUEER
DIVERSITY UND VISIBILITÄT EINZUSETZEN?

 

Dr. Katja Scharpwinkel: In meiner Rolle als Standortleiterin ist es meine Aufgabe, das Team am Standort zusammenzubringen. Bei den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft kommt es darauf an, dass wir motiviert und vor allem geschlossen auf unsere Ziele hinarbeiten. Das geht nur, wenn niemand mit Vorbehalten oder künstlichen Barrieren kämpfen muss. Das gilt am Standort Ludwigshafen, aber genauso im privaten Umfeld. Ein wichtiger Schritt, um Vorbehalte abzubauen, ist der Austausch, das gegenseitige Kennenlernen. Ich will helfen, das voranzutreiben – und ich weiß: Damit bin ich nicht allein, sondern habe viele Engagierte an meiner Seite – bei BASF und im Netzwerk von PROUT AT WORK.

WAS HALTEN SIE VON DER AUSSAGE, DASS ES VON NUN
AN WICHTIGERE THEMEN GIBT ALS QUEER DIVERSITY?

 

Dr. Katja Scharpwinkel: Ich finde, es bringt nichts, Themen, welche die Gesellschaft bewegen und prägen, gegeneinander abzuwägen. Wir sollten auch wegen einer Pandemie oder wegen der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen nicht den Klimaschutz und die notwendige (Energie-)Transformation zurückstellen.

Und so bleibt auch Queer Diversity unverändert aktuell. Sie steht für mich auch stellvertretend für Toleranz, Zusammenhalt und Menschlichkeit. Diese Werte sind die Basis unseres Zusammenlebens in einer Demokratie – wir müssen sie schützen, egal was kommt. Alles andere wäre für unsere Gesellschaft ein großer Schritt zurück.

WARUM IST ES FÜR SIE EINE HERZENSANGELEGENHEIT,
QUEER DIVERSITY ZU UNTERSTÜTZEN?

 

Dr. Katja Scharpwinkel: Wie die meisten möchte ich in einem Unternehmen arbeiten, an dem ich so sein kann, wie ich bin. Nur dann kann ich motiviert und mit Spaß anpacken, nur so kann und will ich auch mein Bestes einbringen. Solange wir es noch nicht geschafft haben, diese Voraussetzungen in Arbeitswelt und Gesellschaft für alle zu schaffen, solange lassen wir auch Chancen liegen, und nutzen nicht unser volles Potenzial. Das ist ein Zustand, der nicht erst seit dem Fachkräftemangel inakzeptabel ist. Deshalb setze ich mich im privaten wie im beruflichen Umfeld für Diversität ein.

Liebe Katja, vielen Dank für das Gespräch!

 

 

Nachdem die PROUT PERFORMER im Jahr 2024 eine Pause einlegen, um sie 2025 in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, öffnen sie gleichzeitig den Raum für die PROUT AMPLIFIER. Das Ziel dabei: Menschen sichtbar zu machen, die sonst eher im Hintergrund stehen.

Viele unserer PROUT PERFORMER sind beruflich und persönlich an einer Position angekommen, die Stabilität, Reichweite und vielfältige Chancen mit sich bringt. Das ist wunderbar und wichtig. Vor allem bringt das aber auch die Möglichkeit, die eigene Bühne und Strahlkraft mit anderen Personen zu teilen, die ebenfalls Großartiges leisten – deren Stimmen bisher aber (noch) nicht laut genug gehört werden.

Power-SharingSolidarität und Verbundenheit

Wir wollten das Jahr 2024 deshalb nutzen, um auf all die queeren Menschen aufmerksam zu machen, die ihren Weg zwar nicht auf die PROUT-PERFORMER-Listen der letzten Jahre geschafft haben, deren Arbeit uns jedoch beeindruckt und inspiriert. Unsere PROUT PERFORMER werden dabei zu PROUT AMPLIFIER für Personen aus ihrem beruflichen Netzwerk, aus Unternehmen oder persönlichen Aktionsfeldern, die inspirieren und deren Geschichte unbedingt auch von anderen gehört werden sollte.

Im Laufe des Jahres wurden dazu in unterschiedlichen Formaten (z. B. Live-Events, Lunch Talks im Trialog, Interviews etc.) Räume geschaffen, um voneinander zu lernen und miteinander über die Themen ins Gespräch zu gehen, die uns und euch bewegen und antreiben.

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Eine Person im roten Kleid steht vor einer grauen Wand. Mit der rechten Hand stützt sie ihren Kopf ab.
© Marit Wiechmann
MYSTORY mit …

marit
60 Jahre, ludwigsburg

Trans* ist etwas Wunderbares – dieser Satz fasst zusammen, was ich als Gender-Euphorie bezeichne.“

Veröffentlicht: Januar 2024

Coming-Out-Geschichten gibt es sehr viele und bei den meisten trans* Personen ähneln sie sich auf verblüffende Weise, obwohl wir sehr wohl alle einen sehr individuellen Weg gehen. Daher möchte ich auf meine verschiedenen Coming-Outs gar nicht eingehen.

Ich bin 60 Jahre alt und lebe seit fast vier Jahren offen als Frau – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Das hat mein Umfeld recht abrupt erfahren müssen. Bis auf meine Partnerin und wenige vertraute Menschen war niemand vorbereitet. Trotzdem hat sich für kaum jemanden etwas verändert, als ich plötzlich als Frau aus der Tür ging. Hier möchte ich schildern, was mich auf meinem Weg begeistert hat und was mein Leben aus der Grauzone geholt hat.

Trans* ist etwas Wunderbares – dieser Satz fasst zusammen, was ich als Gender-Euphorie bezeichne.

Ein großer Moment war für mich mein erster Auftritt als Frau bei einem Seminargruppentreffen. Bis auf eine knappe Mail hatte ich vorab nichts über meine Veränderung verlauten lassen. Nachdem ich einige der Teilnehmenden länger nicht gesehen hatte, haben mich nicht alle sofort erkannt – doch das ging mir genauso. Die Verblüffung war zunächst groß, doch dann war das Eis gebrochen und die einhellige Meinung war, dass die anwesenden Damen (mich inbegriffen) sich besser gehalten haben als die doch mehr oder weniger gealterten Herren. Als ich dann wie selbstverständlich in die Runde der wenigen Frauen aufgenommen wurde, war klar, dass ich in meiner Welt angekommen bin.

Eigentlich war eine Hormontherapie nicht mein Ziel, doch ich wollte meine Haare nicht verlieren, also habe ich mich darauf eingelassen, Testosteron durch Östrogen zu ersetzen. Was ich nicht wusste, war, dass sich nicht nur mein Körper umstellt und plötzlich kälteempfindlich wird sowie weniger kräftig. Auch meine Gefühle konnte ich auf einmal wahrnehmen und zulassen. So stand ich dann mitunter in der Küche und hatte ohne äußeren Anlass Tränen in den Augen – vor Glück, dass mir das alles noch möglich geworden ist, was ich vorher nie erwartet hätte. Später gab es auch traurige Anlässe zum Weinen wie Abschiede oder zerbrochene Freundschaften.

Selbstbewusstsein war nie mein Ding als Mann. Woher auch, ich war ein Wesen, dass mit sich selbst nicht im Reinen war. Immer war ich in Abwehrhaltung, hatte Angst, Fehler zu machen oder mich zu blamieren. Vor lauter Vorsicht war ich nahezu unsichtbar.

Als Frau habe ich jetzt den Mut, Dinge zu tun, Entscheidungen zu treffen und Hilfe anzunehmen. Warum? Was soll schon passieren, wenn mal was schiefgeht? Ich bin schließlich ein Mensch mit Stärken und Schwächen und darf Fehler machen, aber auch erfolgreich sein.

Im Beruf war das am deutlichsten zu spüren. Meine Kolleg_innen akzeptierten mich, auch wenn ich mich oft weit aus dem Fenster gelehnt habe und manchmal zurückrudern musste.

Sind Frauen im Beruf gegenüber Männern benachteiligt? Ja, und das hat überwiegend strukturelle Gründe und ist weniger durch unterschiedliche Persönlichkeitsmuster bedingt. Dennoch sehe ich als spätberufene Frau mit männlicher Sozialisation die (Arbeits-)Welt automatisch immer aus zwei Perspektiven. Einerseits kenne ich die „typisch männlichen“ Verhaltensmuster wie Konkurrenzdenken oder Angst vor Versagen und kann mich darauf einstellen. Andererseits habe ich in den letzten Jahren „typisch weibliche“ Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit, Empathie oder auch Kooperationsbereitschaft weiterentwickelt und setze diese bewusst im Sinne des jeweiligen Teamziels ein. Es begeistert mich immer wieder, dass ich gerade als Frau viel wirksamer in meiner Arbeitsumgebung bin als zuvor in meiner aufgezwungenen Männerrolle.

Eine wichtige Voraussetzung für meine Transition war die Unterstützung durch meinen Arbeitgeber. Das Statement des Managements für Diversity und gegen Diskriminierung hat es mir erlaubt, meinen Weg ohne Existenzängste anzugehen. Allerdings bekam ich kaum Unterstützung bei der praktischen Umsetzung. Jeden Schritt musste ich mir selbst erarbeiten und die nötigen Informationen beschaffen. Auch hatte ich keinerlei Vorbilder in meiner Arbeitswelt bis auf eine Kollegin im queeren Firmennetzwerk, die für sich eine Vornamensänderung erreicht hatte.

Diesen Zustand wollte ich verbessern und habe parallel begonnen, Online-Trainingssessions zum Thema Transgeschlechtlichkeit anzubieten und außerdem einen Firmenleitfaden zu verfassen. Meine Vorträge sind inzwischen gut besucht und tragen so zur Sichtbarkeit von Transgeschlechtlichkeit am Arbeitsplatz bei. Sie holen das Thema aus der dunklen Tabu-Ecke. Mit unserem Transgender-Guide haben wir viele positive Rückmeldungen bekommen und bald soll eine englischsprachige Version erscheinen. Freiwillige für die Übersetzung in andere Landessprachen haben sich schon gemeldet.

Positive Sichtbarkeit hat sich immer mehr zu einer Herzensangelegenheit für mich entwickelt. Negative Sichtbarkeit für trans* Personen gibt es schon genug und dem möchte ich etwas entgegensetzen.

So habe ich begonnen, meine Erfahrungen im Unternehmensumfeld als Beratungsleistung für andere Firmen anzubieten. Allerdings ist Sichtbarkeit oder auch Reichweite im Online-Business ausschlaggebend und da habe ich noch jede Menge zu erreichen. Mein neues Projekt hat zwar Potential, aber noch einen weiten Weg vor sich.

Ich möchte meine Gedanken mit einem persönlichen Erlebnis schließen, das mir gezeigt hat, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Vor einigen Wochen habe ich in einem Gebäude mit viel Glas eine attraktive Frau durch ein Fenster gesehen. Es war nur die obere Hälfte des Gesichts erkennbar und sie hat intensiven Blickkontakt gehalten. Sie war mir sofort sympathisch und ich wollte sie erreichen und ansprechen. Als ich mich in Bewegung setzte, bemerkte ich, dass ich sie schon kenne. Diese Frau war ich – gespiegelt im Fensterglas in der Dämmerung.

Es gibt viele schöne, kleine und große Begebenheiten und Entwicklungen auf meinem Weg – genauso wie auf dem Weg aller anderen trans* Menschen. Das möchte ich hier teilen, um in dieser schwierigen Zeit den Blick auf das Positive zu lenken.

Liebe marit, vielen Dank für YourStory!

Show Your true colors!

Das Interview mit Julia wurde für den PRIDE DAY GERMANY 2024 geführt.

Wie zeigt Ihr queeren Menschen an Eurem Arbeitsplatz, dass sie in ihrer ganzen Authentizität willkommen sind?

Am 04. Juli feiern wir den PRIDE DAY GERMANY. Der Aktionszeitraum ist jedoch länger geöffnet! Noch bis zum 25. Juli könnt Ihr Eure Aktivitäten für Queer Diversity einreichen und habt damit die Chance zum PRIDE DAY CONTEST Publikumsliebling zu werden! Im sechswöchigen Aktionszeitraum zeigen wir jährlich Eure Firmenaktionen für Queer Diversity auf unserer Website und Eure Kommunikation auf unserer Social Media Wall. Im anschließenden
PRIDE DAY CONTEST führen wir ein Publikumsvoting durch und küren die drei Aktionen mit den meisten Stimmen zu Publikumslieblingen!

Auf dem Bild ist eine Person zu sehen, die rechts an der Kamera vorbeiblickt. Sie trägt auffälliges rotes Makeup und ein weißes Oberteil. Das Foto ist leicht verschwommen - rechts daneben ist ein leichter, reflektierender Stoff zu sehen.
© PROUT AT WORK / Armin Morbach
MYSTORY mit …

julia
29 Jahre, düsseldorf

sich über erlebnisse, Gedanken, empfindungen, gefühle und wahrnehmungen auszutauschen und dabei eine verbindung zu menschen zu spüren, ist ein aspekt von vielfalt, auch geschlechtlicher vielfalt, den ich sehr wertvoll finde.“

Veröffentlicht: Dezember 2023

Zuerst ein paar Fakten über mich: Ich bin 29 Jahre alt, trans* und lebe seit etwas mehr als fünf Jahren als Frau. Aufgewachsen bin ich in einer Kleinstadt in Süddeutschland, wohne aber nach einigen Stationen hier und da mittlerweile in Düsseldorf. Dort arbeite ich bei einem Versicherungsunternehmen als Aktuarin und bin im LGBTIQ+ Mitarbeitenden-Netzwerk aktiv.

Als Aktuarin beschäftige ich mich viel mit Formeln und Zahlen. Ich setze mich zum Beispiel mittels mathematisch-statistischer Methoden mit der Modellierung, Bewertung und Steuerung von Risiken auseinander – bin also ziemlich rational im Job unterwegs. Gleichzeitig freue ich mich als Teil des LGBTIQ+ Netzwerks über jeden Austausch mit Menschen, um Gedanken, Gefühle und Perspektiven besser verstehen zu können, insbesondere zu Themen aus dem Bereich DEI (Diversity, Equity and Inclusion) und LGBTIQ+. Daraus können viele Ideen und Verständnis entstehen und ein gemeinsames, inklusives Miteinander wachsen. Beide Seiten der Arbeit machen mir viel Spaß!

Im Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt am Arbeitsplatz stehen für mich folgende Fragen im Fokus:

  • Schweigt man über einen wichtigen Teil der eigenen Identität oder kann man offen damit umgehen?
  • Kann man ein authentisches Selbst mit der Welt, den Mitmenschen und den Personen im Arbeitsumfeld teilen?
  • Wird man angenommen, wie man ist?
  • Funktioniert der Arbeitsplatz als System für eine Person?
  • Wird inklusiv mit Personen, Identitäten und ihren verschiedenen Bedürfnissen umgegangen?

Es geht um die Fragen: Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Und dann auch: Kann ich diese Person am Arbeitsplatz sein? Diese Fragen sind sehr tiefgreifend. Das zu erkunden und herauszufinden war ein langer Weg für mich, der auch nie wirklich zu Ende sein wird, denke ich. Ein essenzieller Teil meines Weges waren die Menschen, die ich um mich hatte.

Für mich ist meine Identität als Frau, mein trans* Sein, mein Hier und Jetzt auch stark mit Menschen verbunden: mit meiner Schwester; mit Freundschaften, die mich schon lange begleiten; mit Menschen, die sichtbar waren und Raum eingenommen haben. Sie haben mir das Gefühl gegeben, die Freiheit zu haben, mich ausprobieren zu können, ohne dafür verurteilt zu werden.

Sie haben manche Fragen gestellt, aber gleichzeitig oftmals keine Fragen gestellt und mein Sein sich einen Weg bahnen lassen.  Das Gefühl, wenn sich etwas richtig anfühlt, ist unglaublich erfüllend und überwältigend. Dieses Gefühl musste ich zulassen können. Mit diesen Menschen habe ich viele dieser Momente zusammen erleben dürfen: gemeinsam Sport zu machen, den eigenen Körper wahrzunehmen und eine Beziehung dazu aufzubauen, den Körper als Medium des Ausdrucks zu nutzen, zu tanzen; Kleidung, Make-Up, Musik und Kunst als Interaktion mit der Außenwelt zu sehen und zu nutzen. In ihrer Vielfalt können sie so viel ausdrücken: Freude, Freiheit, Stärke und das Gefühl, die Welt umarmen zu wollen – aber genauso Ruhe, Schwäche, Trauer und das Gefühl, sich unter einer Decke verkriechen zu wollen. All das hat eine Dynamik in sich, die mir sehr viel gegeben und mir geholfen hat, die Fragen „Wer bin ich? Und wer möchte ich sein?“ zu erkunden.

Dabei führe ich gern Gespräche auf einer sehr menschlichen Ebene, die etwas Verbindendes ist, ohne dass man sich lange kennt. Menschlichkeit zu spüren und sich zuzuhören kann viel verändern: Man wird sich besser der eigenen Perspektive bewusst und erkennt auch eigene Privilegien. Gleichzeitig erweitert man die eigene Perspektive und sieht auch die Zusammenhänge und systemischen Aspekte. Sich über Erlebnisse, Gedanken, Empfindungen, Gefühle und Wahrnehmungen auszutauschen und dabei eine Verbindung zu Menschen zu spüren, ist ein Aspekt von Vielfalt, auch geschlechtlicher Vielfalt, den ich sehr wertvoll finde.

Liebe julia, vielen Dank für YourStory!

PRIDE DAY GERMANY 2024 & PRIDE DAY CONTEST

Hier geht’s zu allen Infos und zur Anmeldung.

Show Your true colors!

Das Interview mit Emre wurde für den PRIDE DAY GERMANY 2024 geführt.

Wie sorgt ihr an Eurem Arbeitsplatz für eine offene und wertschätzende Kultur?

Am 04. Juli feiern wir den PRIDE DAY GERMANY. Der Aktionszeitraum ist jedoch länger geöffnet! Noch bis zum 25. Juli könnt Ihr Eure Aktivitäten für Queer Diversity einreichen und habt damit die Chance zum PRIDE DAY CONTEST Publikumsliebling zu werden! Im sechswöchigen Aktionszeitraum zeigen wir jährlich Eure Firmenaktionen für Queer Diversity auf unserer Website und Eure Kommunikation auf unserer Social Media Wall. Im anschließenden
PRIDE DAY CONTEST führen wir ein Publikumsvoting durch und küren die drei Aktionen mit den meisten Stimmen zu Publikumslieblingen!

© PROUT AT WORK / Armin Morbach
MYSTORY mit …

emre
32 Jahre, berlin

wenn mich menschen fragen, wie ich meinen erfolg erreicht habe,
antworte ich, dass er auf meinen erfahrungen mit trauma beruht.“

Veröffentlicht: Dezember 2023

Als ich mich damals bei meiner alleinerziehenden Mutter geoutet habe, wusste sie nicht viel damit anzufangen, weil sie eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft nicht kannte. Nach einigen Erklärungsversuchen meinte sie nur: „Emre, schon dein ganzes Leben lang wusstest du, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden und immer den richtigen Weg einzuschlagen. Wenn diese Lebensform das Richtige für dich ist, dann unterstütze ich dich dabei.“ Das war wirklich einer der schönsten Momente in meinem Leben und hat die Bindung zwischen meiner Mutter und mir gestärkt. Denn es war nicht immer einfach …

Ich habe kein Abi, sondern nach dem qualifizierenden Hauptschulabschluss die Mittlere Reife und anschließend eine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann absolviert. Berufsbegleitend habe ich eine Weiterbildung zum Fachwirt gemacht und somit meine Hochschulzulassung erlangt. Sowohl meinen Bachelor of Law als auch meinen Master of Science in HR habe ich neben meinem Job gerockt.

Studieren und nebenher ein wenig zu jobben war für mich nicht drin, da ich die finanzielle Absicherung nicht hatte. Daher kam für mich nur ein Vollzeitjob infrage, den ich um ein Studium am Abend und am Wochenende ergänzt habe.

Viel Freizeit hatte ich damals nicht, aber es war schon immer mein Lebenstraum, zu studieren. Aus meiner damaligen Sichtweise habe ich ein Studium immer mit einem Privileg für Personen aus gutem familiärem Umfeld mit entsprechendem finanziellem Background verbunden.

In meinem Leben hatte die ethnische Diskriminierung zur Folge, dass mir zum Beispiel auf der Schule gesagt wurde, dass ich mit meiner ‚Herkunft‘ nicht viele Chancen haben werde. Außerdem habe ich zwei Ausbildungen abgebrochen, weil ich wegen meiner Armutsbiografie und meiner Nicht-Binärität extreme Formen von Klassismus und Homofeindlichkeit erlebt habe. Heute arbeite ich bei Google, lebe offen nicht-binär, bin als Antidiskriminierungsexperte tätig und mehrfach ausgezeichnet worden. Ich spreche als Experte mit Ministerien und den größten Konzernen der Welt.

Wenn mich Menschen fragen, wie ich meinen Erfolg erreicht habe, antworte ich, dass er auf meinen Erfahrungen mit Trauma beruht. In unserer Gesellschaft muss man außergewöhnlich sein, um existieren zu dürfen, und ich habe gelernt, damit umzugehen.

Daneben bin ich auch leidenschaftlicher Fußballspieler. Ich habe während meiner Zeit in München im ersten schwulen Fußballteam Deutschlands gespielt und mich dabei für LGBTQIA+ im Sport engagiert. Ganz aktuell habe ich den Verein ‚WeSpeakYouDonate‘, der sich für Vielfalt einsetzt, und ‚Occtopus‘ gegründet. Occtopus ist ein Unternehmen, das Kinderspiele entwickelt, um Vorurteile und Stereotype bei Kindern und Eltern aufzudecken. Darüber hinaus bin ich auch Content Creator auf LinkedIn und betreue meinen eigenen YouTube-Kanal ‚Emres Pink Pillow‘.

Aufgeben stand für mich nie zur Debatte. Ich habe mich immer wieder selbst motiviert und einfach weitergemacht.

Lieber emre, vielen Dank für YourStory!

PRIDE DAY GERMANY 2024 & PRIDE DAY CONTEST

Hier geht’s zu allen Infos und zur Anmeldung.