
Der diesjährige IDAHOBIT und #MyStory
Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans* Feindlichkeit (IDAHOBIT) wird seit 2005 jährlich am 17. Mai begangen, um auf die Diskriminierung der LGBT*IQ Community hinzuweisen, Awareness für bestehende Ungleichheitsstrukturen zu schaffen und sich gemeinsam für Vielfalt und Toleranz zu positionieren. Der 17. Mai kennzeichnet den Tag, an dem die WHO 1990 Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten strich.
Wir wollen heute und jeden Tag im Jahr die bunte Vielfalt der LGBT*IQ-Community feiern und haben deshalb das Format „MyStory“ ins Leben gerufen. Das Format gibt all den individuellen Geschichten, die queere Menschen tagtäglich erleben eine Bühne, denn wir sind der Meinung, dass jede_r etwas inspirierendes zu erzählen hat. Wir starten heute schon mit vier bewegenden Stories.
IDAHOBIT 2022
Facts
Studien belegen, dass arbeitsplatzrelevante Diskriminierungserfahrungen immer noch zum Alltag von vielen LGBT*IQ-Menschen gehören. Die 2020 veröffentliche Studie „Inter* im Office?!“ Die Arbeitssituation von inter* Personen in Deutschland unter differenzieller Perspektive zu (endo) LSBTQ+ Personen.“ von Prof. Dr. Dominic Frohn stellt fest, dass 37,7% der Befragten (endo*) trans* und/oder nicht-binären Personen, ca. 30% der inter* Befragten und ca. 20& der (endo* cis) LSB+ Personen direkt arbeitsplatzrelevante Diskriminierung , in Form von z.B. Absage des Arbeitsplatzes, Versetzung oder Kündigung, erfahren.
So ist es nicht verwunderlich, dass laut einer Umfrage der Boston Consulting Group (2018/19) 22% der Befragten ein Coming Out am Arbeitsplatz als potenzielles Karriererisiko sehen. 42% würden ihre Führungskraft bezüglich der eigenen sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Identität anlügen. Mehr Hintergrundinformationen und Studien zu LGBT*IQ (am Arbeitsplatz)
Support
Die Diskriminierung von LGBT*IQ-Menschen zeigt sich neben dem Arbeitsplatz auch noch deutlich auf weiteren gesellschaftlichen Ebenen. Setzen Sie sich mit diesen Themen auseinander und machen sich bestehenden Ungleichheitsstrukturen bewusst. Nur durch das Bewusstmachen dieser Strukturen und Missstände können auch Sie einen aktiven Teil zu deren Abbau beitragen. Die hier genannten Punkte stellen nur einen Auszug und keine vollständige Liste von Möglichkeiten dar, mit denen Sie Ihr Engagement für LGBT*IQ-Chancengleichheit und gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans* Feindlichkeit starten können.
BLutspende
Bis heute werden schwule, bisexuelle und trans* Männer faktisch nicht zur Blutspende zugelassen. Die Richtlinie Hämotherapie der Bundesärztekammer besagt in ihren Anforderungen, dass „Personen, deren Sexualverhalten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten wie HBV, HCV oder HIV birgt“, für vier Monate kein Blut spenden dürfen. Bringen Sie beispielsweise Ihr Unternehmen dazu unser Positionspapier Blutspende zu unterzeichnen und sich weiteren Unerzeichner_innen anzuschließen.
EU LGBT*IQ Freedom Zone
2020 erklärten einige polnische Gemeinden und Städte ihre Region als so genannte „LGBT-freie Zonen“. Die Einrichtung von ganzen Regionen, in denen laut der Unterzeichner_innen keine LGBT*IQ-Menschen leben, ist ein klarer Angriff auf Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans* und inter* Menschen. Das Europaparlament hat als Reaktion darauf in einem ersten Schritt die EU als „LGBTIQ Freedom Zone“ erklärt, um ein deutliches Zeichen gegen die homophobe Rhetorik und Stimmungsmache gegen sexuelle Minderheiten in Polen, zu setzen. Informieren Sie sich zum aktuellen Geschehen diesbezüglich.
Selbstbestimmungsgesetz
Das aktuell geltende „Transsexuellengesetz“ (TSG) ist zutiefst diskriminierend und soll durch das Selbstbestimmungsgesetz ersetz werden. „Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat einen Gesetzentwurf „zur Aufhebung des Transsexuellengesetzes und Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes“ (19/19755) vorgelegt“.
Grundgesetz für Alle
Fordern Sie die Ergänzung des Artikels 3 GG, denn LGBT*IQ-Menschen sind durch den Artikel 3 im Grundgesetz immer noch nicht geschützt. Viele Menschen aus der LGBT*IQ-Community erleben Benachteiligung, Ausgrenzung und Hassgewalt. Ein Schutz durch das Grundgesetz empfinden wir als unentbehrlich und somit gehört PROUT AT WORK zu den Erstunterzeichnenden des Appells „Ein Grundgesetz für Alle“. Unterschreiben Sie auch jetzt noch die passende Petition oder kontaktieren sie passende Abgeordnete.
Rechtliche Gleichstellung von queeren Familien
Setzen Sie sich für die Rechte und gegen die Diskriminierung von lesbischen Personen ein. Im Vergleich zu Kindern von heterosexuellen Paaren, muss die zweite Mutter ihr Kind erst adoptieren, um für eine rechtliche Absicherung zu sorgen – selbst wenn die Eltern verheiratet sind. Unterstützen Sie beispielsweise die Aktion nodoption, die sich gegen die Stiefkindadoption bei Regenbogenfamilien und für die Anerkennung der Elternschaft einsetzt.
MyStory
Wir sammeln Geschichten, die bewegen, unterhalten, inspirieren. Lest unsere ersten vier Geschichten schon heute und seid gespannt auf viele weitere!




Beratungsstellen
LesMigras
„LesMigraS ist der Antidiskriminierungs- und Antigewaltbereich der Lesbenberatung Berlin e.V.“
Gladt e.v.
„GLADT ist eine Selbstorganisation von Schwarzen und of Color Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Inter* und Queere Menschen in Berlin, die sich gegen Rassismus, Sexismus, Trans*- und Homofeindlichkeit, Behindertenfeindlichkeit sowie andere Formen von Diskriminierung einsetzt und ein vielfältiges Beratungsangebot anbietet.“
Antidiskriminierungsstelle des Bundes
„Das Beratungsteam mit Jurist_innen kann Sie über Ihre Rechte in einem Fall von Diskriminierung oder sexueller Belästigung informieren, Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, ob und wie Sie Ihre Rechte durchsetzen können, eine gütliche Konfliktbeilegung anstreben und versuchen, Ihnen wohnortnahe Expertinnen und Experten zu nennen.“
Bundesverband trans*
„Der Bundesverband Trans* (BVT*) versteht sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen auf Regional-, Landes- und Bundesebene, deren gemeinsames Bestreben der Einsatz für geschlechtliche Vielfalt und Selbstbestimmung und das Engagement für die Menschenrechte im Sinne von Respekt, Anerkennung, Gleichberechtigung, gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheit von trans* bzw. nicht im binären Geschlechtersystem verorteter Personen ist.“
Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.
„Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken. Sie soll Betroffene und Interessierte beraten und betreuen, sofern dies gewünscht wird. Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sollte die (Re-)Integration von Betroffenen in den Arbeitsprozess sein, um so der Gefahr des sozialen Abstiegs zu begegnen, der heutzutage noch mit dem sozialen Wechsel verbunden ist. Sie tritt für mehr Offenheit der eigenen Identität gegenüber ein und trägt der Vielfalt menschlichen Daseins Rechnung.“

Der Bi-Visibility Day 2021 findet seit 1999 jährlich statt. Der heutige Tag beendet die Bisexual Awareness Week, die dieses Jahr vom 16.-23. September 2021 stattgefunden hat. Er soll ein Bewusstsein für bisexuelle Menschen, ihre Anliegen und Diskriminierungserfahrungen schaffen sowie diese sichtbar machen. Bisexualität wird oftmals auch als Überbegriff für verschiedene Bi-identitäten verwendet. Darunter zählen z.B. Bisexuelle, Bicurious-Personen, Pansexuelle, Polysexuelle, Multisexuelle und Omnisexuelle.
Der Begriff Bisexualität bildet sich aus dem lateinischen Wort „bi“ (was soviel wie „zwei“ bedeutet) und steht (wortwörtlich und binär gesehen) für das Interesse an dem eigenen Geschlecht als auch an dem gegenteiligen Geschlecht. Heutzutage, mit der fortschreitenden Auflösung der binären Norm durch die nicht-binäre Geschlechtsidentität und anderen Ausdrucksformen von Geschlecht, gibt es schon lange Diskurse, wie binär diese sexuelle Orientierung wirklich zu sehen ist. Wichtig ist, dass jede_r Bisexuelle für sich selbst eine eigene Definition von Bisexualität bildet, bei der bspw. nicht-binäre oder trans*-Personen mit inbegriffen sind. Als übergreifende Definition kann also festgesetzt werden, dass Bisexualität die Anziehung zu zwei oder mehr Geschlechtern beschreibt.
Die Symbolik hinter den Farben der Bisexuality-Flagge:
- Pink steht sowohl für die emotionale als auch sexuelle Anziehung zum selben Geschlecht.
- Lila repräsentiert den „Overlap“, die Symbolik für das Interesse an zwei oder mehr Geschlechtern.
- Blau steht für die emotionale als auch sexuelle Anziehung gegenüber des anderen Geschlechts.
Interview mit prout executive Dr. folma kiser, Director bei der bayer AG

Welche prägenden Erfahrungen in Bezug auf deine Bisexualität hast Du (am Arbeitsplatz) gemacht?
Ehrlich gesagt wenige. Überraschte Gesichter ist vielleicht das Eine und komplettes Schweigen das Andere. Eine wirklich großartige Erfahrung aber war, als mit ein Kollege gesagt hat, dass er sich nun traut auch offen zu seiner Sexualität zu stehen. Er hat mich auf der PROUTExecutives-Liste gesehen und ist überzeugt, dass man bei Bayer seine Identität offen leben kann und trotzdem eine Karriere möglich ist. Das hat ihn sehr ermutigt.
Wie wird das Thema Bisexualtiät an Deinem Arbeitsplatz thematisiert?
Sexualität wird grundsätzlich nicht thematisiert, außer beim internen LGBT*IQ Netzwerk BLEND und am Rande beim Thema D&I.
Vor welchen Herausforderungen stehst Du als bisexuelle Person bzw. mit welchen Stereotypen siehst Du dich konfrontiert?
Ich sehe mich weniger als bisexuelle Person mit Herausforderungen konfrontiert sondern mehr als Regenbogenfamilie im Allgemeinen. Das sieht man daran, dass zum Beispiel die Begriffe „schwul“, „lesbisch“ und „bi“ auf Schulhöfen (und nicht nur da) immer noch als Schimpfwörter benutzt werden und auch Erzieher und Lehrer das Thema LGBT*IQ und allgemein Inklusion meiden. Gesellschaftliche Akzeptanz ist immer noch schwer, wenn die großen demokratischen Parteien hier auch nur halbherzig reagieren. Der Druck auf andere Staaten wie der G7 ist auch nicht da, sodass gleichgeschlechtliche Ehen nicht in allen G7 Staaten anerkannt sind. Meine Frau bekam in Japan nicht einmal einen „residence status“, wohingegen unsere Kinder und ich ihn bei unserem Aufenthalt bekamen.
Was hättest Du dir für dein Coming-Out noch gewünscht?
Das war für mich noch zu Beginn der Internetzeit, mehr vernetzte Gruppen wären hier toll gewesen. Ich denke, dass das Informationsangebot und allgemein Netzwerke heute deutlich besser sind. Und auch wenn das Thema LGBT+ in der Schule auf dem Lehrplan gestanden hätte – dann hätten es alle, die nicht hetero-cis sind, leichter gehabt, ihre Identität zu verstehen.
Statements von Accenture Mitarbeiter_innen zu ihren erfahrungen mit bisexualität

Teresa Pieper – Management Consultant
Hallo, mein Name ist Teresa (she/her) und ich arbeite als Unternehmensberaterin im Bereich Finanzdienstleistungen.
Ich war 30 Jahre alt, als ich begriff, dass ich mich zu Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht hingezogen fühle.
Ich habe mich mit Männern nie unwohl gefühlt, und das ist der Grund, warum ich nicht erkannt habe, dass ich mich auch zu Frauen und anderen Geschlechtern hingezogen fühle.
Mit einer größeren Sichtbarkeit von Menschen, die sich als bisexuell identifizieren, hätte ich das viel früher erkennen können und hätte somit das Gefühl gehabt, dass es eine ernstzunehmende sexuelle Orientierung ist und nicht nur „eine Phase“ oder ein „verwirrt sein“. Vorbilder und eine allgemeine Akzeptanz von Bi-Sexualität sind so wichtig für uns, um zu zeigen, dass Sexualität nicht nur entweder heterosexuell oder schwul ist.
Ein integratives und informatives Arbeitsumfeld hilft mir, ich selbst zu sein, weiter zu lernen, Kollegen und Freunde aufzuklären und mich sicher zu fühlen, wenn ich Kunden gegenüberstehe. Ich weiß, dass mein Arbeitgeber immer hinter mir steht.

Vanessa Zimmermann – Executive Support Analyst
Ich wünschte, mein Umfeld hätte es ernst genommen und es nicht einfach als „Phase“ deklariert. Die meisten Leute waren überrascht und die augenblickliche Reaktion war in der Regel: „Du siehst nicht so aus“ – was frustrierend sein kann.
Bisexualität ist nicht das präsenteste Thema in der LGBT+-Gemeinschaft, die meisten Menschen stehen dem offen gegenüber, aber ich bekomme oft negative Kommentare wie: „Du musst dich entscheiden“ oder „Das ist einfach nicht das Wahre“ – die Leute nehmen es einfach nicht ernst. Aus denselben Gründen war ich positiv überrascht, als ich von unserer lokalen Feier zum Tag der bisexuellen Sichtbarkeit hörte. Manche Menschen wissen es nicht besser, und diese Orte können uns helfen, das Bewusstsein zu schärfen, um weiter auf dem Weg zu einem integrativeren Arbeitsumfeld voranzukommen.

Felix Steinhardt – Digital Business Consultant
Als PRIDE Lead Germany ist es eine meiner Aufgaben, alle Mitglieder unserer Gemeinschaft so gut wie möglich zu unterstützen. Für mich ist die Bedeutung von Sichtbarkeit grundlegend, um eine engere Verbindung zu unseren Mitgliedern und ihren Geschichten herzustellen. Als bisexuelle Person weiß ich, dass es manchmal schwer sein kann, sich gegen die Etiketten zu wehren, die andere uns aufdrücken wollen, aber hey… es gibt nichts Besseres, als stolz darauf zu sein, wer man ist!
Unser Bekenntnis zur Vielfalt ist allgegenwärtig spürbar und hilft unseren Teams innovative Lösungen zu schaffen. Niemand muss sich verstellen – gegenseitiger Respekt und Empathie machen uns zu einer großen Familie.

Timona Borhanuddin – Technology Strategy & Advisory
Ich bin in Hamburg geboren. Mit sechs Jahren zog ich mit meiner Familie allerdings zurück nach Bangladesch. Aufgrund der kulturellen und traditionellen Normen in Bangladesch war ich als Kind und jugedliche mit vielen Stereotypen konfrontiert. Mir wurde beigebracht, wie man die perfekte Hausfrau für einen Mann ist, und dass man heiraten muss um seine Eltern stolz zu machen. Es war nicht einfach all diese Stereotypen zu brechen.
Heute bin ich OUT, LOUD und PROUD darauf, dass ich beruflich erfolgreich bin, dass ich zu meiner Bisexualität stehe und dass ich alles zu meinen eigenen Bedingungen erreicht habe.
Stereotypen sind von der Gesellschaft gesetzt, und wir können sie überwinden, wenn wir an uns glauben und offen darüber sprechen.
Bevor ich zu Accenture gekommen bin, habe ich in einer kleineren Unternehmensberatung gearbeitet, wo ich nicht das Gefühl hatte, mich selbst sein zu können. Ich traute mich nicht bei meinem vorherigen Arbeitgeber, offen über meine sexuelle Orientierung oder LGBT+ Themen zu sprechen. Umso mehr habe ich beim Arbeitgeberwechsel darauf geachtet, dass ich als Person wahrgenommen werde. Ich glaube fest daran, dass wir alle besser arbeiten und im Team erfolgreicher sind, wenn wir eine offene und tolerante Umgebung schaffen, in der wir uns gegenseitig respektieren und alle sie selbst sein können.
In Accenture wird man dazu motiviert und dabei unterstützt sein authentisches Selbst an den Arbeitsplatz zu bringen. Wenn das bedeutet, dass man über seine sexuelle Orientierung sprechen möchte, dann sollte man dies problemlos machen können.
Accenture fördert einen inklusiven Arbeitsplatz und schafft mit speziellen LGBT+-Trainings, Mentoring-Programmen und einem modernen Leadership-Verständnis und einem offenen Austausch ein Umfeld, in dem sich alle bestmöglich entwickeln und entfalten und sich Selbst sein können.
Die Aussagen basieren auf den persönliche Erfahrungen und Meinungen der Mitarbeiter_innen, weshalb sie nicht die Meinung von Accenture oder Bayer widerspiegeln.
Tipps und Empfehlungen
Im Gespräch mit… Dr. Ariane Reinhart
„Für uns ist ein offenes Arbeitsumfeld unabhängig von persönlichen Unterschieden wie sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder Herkunft – eine Selbstverständlichkeit.“
Sie unterstützen als Jurymitglied die Out Executives – warum ist Ihnen dieses Thema wichtig?
Dr. Ariane Reinhart: Bei Continental ist Vielfalt Teil unserer DNA und ein Katalysator für unsere Innovationskraft. Erst die vielfältigen Perspektiven, Merkmale, Erfahrungen und Kulturen unserer Mitarbeiter_innen machen unser Unternehmen innovativ. Für uns ist ein offenes Arbeitsumfeld – unabhängig von persönlichen Unterschieden wie sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder Herkunft – eine Selbstverständlichkeit. Solange es in unserer Gesellschaft eine bewusste oder unbewusste Ausgrenzung gibt, werden wir die Inklusion und Unterstützung unserer LGBT*IQ Kolleg_innen mit vollem Engagement vorantreiben.
Bei Continental haben Sie ein standardisiertes Vorgehen im Bewerbungsverfahren, damit bei der Auswahl der Kandidaten keine Vorurteile hinein funken. Was passiert, um auch bei der Belegschaft Vorurteile gegen LGBT*IQ-Themen abzubauen?
Dr. Ariane Reinhart: Entsprechende Trainings sowie Aktionen weltweit zeigen unseren Mitarbeiter_innen, dass Vielfalt in all ihren Facetten eine Selbstverständlichkeit ist, beziehungsweise, dass dem Thema genug Platz eingeräumt wird. Hierzu zählen bei Continental unteranderem Diversity Days, die als Awareness Veranstaltungen weltweit an unseren Standorten die unterschiedlichen Dimensionen von Diversität vermitteln und auf die Wichtigkeit des Themas hinweisen. In unseren aktuell 28 Diversity Netzwerken haben wir das Ziel, unsere Vielfalt sichtbar zu machen und zu stärken, uns auszutauschen sowie gemeinsam auch Verständnis zu fördern.
Continental agiert global, wie schätzen Sie die Umsetzung von Diversity in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern, in denen Sie aktiv sind, ein?
Dr. Ariane Reinhart: Ein umfassendes Diversity Management in Unternehmen wird immer anerkannter – dies gilt weltweit. Auch wenn sich unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Umfeld stetig ändert, braucht ein tiefgreifender Kulturwandel – und genau das ist es, wovon wir bei der Wertschätzung und Inklusion von Diversity sprechen – Zeit. Den Mehrwert von Diversity realisieren und schätzen zu können erfordert einen Wandel unseres Mindsets. Wir stellen uns mit der notwendigen Klarheit und Konsequenz gegen Diskriminierung jeglicher Art. Hierfür haben wir uns als Unternehmen klar committed und werden dies auch weiterhin tun.
Liebe Ariane Reinhart, vielen Dank für das Gespräch!

Im Gespräch mit… Patricia Schaller
„Diversity lohnt sich. Die Mitarbeitenden bringen bessere Leistungen, wenn sie sich sicher und akzeptiert fühlen und ihre ganze Energie in die Arbeit stecken können und nicht ins Versteckspiel.“
Sie setzen sich in der Jury der Out Executives, aber auch an anderen Stellen wie etwa den Wirtschaftsweibern für Sichtbarkeit von Lesben ein. Warum ist die gläserne Decke für Lesben im Arbeitsleben besonders dick?
Patricia Schaller: Lesbische Frauen stoßen im Erwerbsleben im doppelten Sinne an die gläserne Decke: als Frau und als Lesbe. Erstens sind Frauen in Führungsebenen nach wie vor unterrepräsentiert und um verpflichtende gesetzliche Quoten wird auf allen Ebenen zäh gerungen. Zweitens belegt die Neuauflage der Studie „Out im Office?!“ (2017), dass noch immer 30,5 Prozent der LGBT*-Personen die eigene sexuelle Identität am Arbeitsplatz verschweigt. Ein energieaufwändiges Versteckspiel zum Nachteil für beide Seiten, sowohl für die Mitarbeiter_innen als auch für die Unternehmen.
Wie können Unternehmen ein Umfeld schaffen, in dem sich Menschen mit LGBT*IQ-Hintergrund sicher fühlen?
Patricia Schaller: Durch ein professionelles und organisatorisch verankertes Diversity Management, Rollenvorbilder und Unterstützer_innen aus höchsten Führungsebenen und eine klare Positionierung für Vielfalt in der Innen- und Außenkommunikation.
Und wie zahlt sich das auf die Performance der einzelnen Personen aber auch des Unternehmens aus?
Patricia Schaller: Diversity lohnt sich. Die Mitarbeitenden bringen bessere Leistungen, wenn sie sich sicher und akzeptiert fühlen und ihre ganze Energie in die Arbeit stecken können und nicht ins Versteckspiel.

Im Gespräch mit… Patricia Schaller
„Diversity lohnt sich. Die Mitarbeitenden bringen bessere Leistungen, wenn sie sich sicher und akzeptiert fühlen und ihre ganze Energie in die Arbeit stecken können und nicht ins Versteckspiel.“
Sie setzen sich in der Jury der Out Executives, aber auch an anderen Stellen wie etwa den Wirtschaftsweibern für Sichtbarkeit von Lesben ein. Warum ist die gläserne Decke für Lesben im Arbeitsleben besonders dick?
Patricia Schaller: Lesbische Frauen stoßen im Erwerbsleben im doppelten Sinne an die gläserne Decke: als Frau und als Lesbe. Erstens sind Frauen in Führungsebenen nach wie vor unterrepräsentiert und um verpflichtende gesetzliche Quoten wird auf allen Ebenen zäh gerungen. Zweitens belegt die Neuauflage der Studie „Out im Office?!“ (2017), dass noch immer 30,5 Prozent der LGBT*-Personen die eigene sexuelle Identität am Arbeitsplatz verschweigt. Ein energieaufwändiges Versteckspiel zum Nachteil für beide Seiten, sowohl für die Mitarbeiter_innen als auch für die Unternehmen.
Wie können Unternehmen ein Umfeld schaffen, in dem sich Menschen mit LGBT*IQ-Hintergrund sicher fühlen?
Patricia Schaller: Durch ein professionelles und organisatorisch verankertes Diversity Management, Rollenvorbilder und Unterstützer_innen aus höchsten Führungsebenen und eine klare Positionierung für Vielfalt in der Innen- und Außenkommunikation.
Und wie zahlt sich das auf die Performance der einzelnen Personen aber auch des Unternehmens aus?
Patricia Schaller: Diversity lohnt sich. Die Mitarbeitenden bringen bessere Leistungen, wenn sie sich sicher und akzeptiert fühlen und ihre ganze Energie in die Arbeit stecken können und nicht ins Versteckspiel.

Im Gespräch mit… Patricia Schaller
„Diversity lohnt sich. Die Mitarbeitenden bringen bessere Leistungen, wenn sie sich sicher und akzeptiert fühlen und ihre ganze Energie in die Arbeit stecken können und nicht ins Versteckspiel.“
Sie setzen sich in der Jury der Out Executives, aber auch an anderen Stellen wie etwa den Wirtschaftsweibern für Sichtbarkeit von Lesben ein. Warum ist die gläserne Decke für Lesben im Arbeitsleben besonders dick?
Patricia Schaller: Lesbische Frauen stoßen im Erwerbsleben im doppelten Sinne an die gläserne Decke: als Frau und als Lesbe. Erstens sind Frauen in Führungsebenen nach wie vor unterrepräsentiert und um verpflichtende gesetzliche Quoten wird auf allen Ebenen zäh gerungen. Zweitens belegt die Neuauflage der Studie „Out im Office?!“ (2017), dass noch immer 30,5 Prozent der LGBT*-Personen die eigene sexuelle Identität am Arbeitsplatz verschweigt. Ein energieaufwändiges Versteckspiel zum Nachteil für beide Seiten, sowohl für die Mitarbeiter_innen als auch für die Unternehmen.
Wie können Unternehmen ein Umfeld schaffen, in dem sich Menschen mit LGBT*IQ-Hintergrund sicher fühlen?
Patricia Schaller: Durch ein professionelles und organisatorisch verankertes Diversity Management, Rollenvorbilder und Unterstützer_innen aus höchsten Führungsebenen und eine klare Positionierung für Vielfalt in der Innen- und Außenkommunikation.
Und wie zahlt sich das auf die Performance der einzelnen Personen aber auch des Unternehmens aus?
Patricia Schaller: Diversity lohnt sich. Die Mitarbeitenden bringen bessere Leistungen, wenn sie sich sicher und akzeptiert fühlen und ihre ganze Energie in die Arbeit stecken können und nicht ins Versteckspiel.

Ertsplatzierter, GERMANY’S TOP 50 LGBT+ Voices 2020
„Ich möchte das LGBT+ Thema im täglichen Dialog halten, denn unconcious bias haben alle Menschen. Je mehr Sichtbarkeit ich dem Thema geben kann, desto mehr wird Unbewusstes bewusst.“
Nach einem Studium des Logistikmanagements begann Nikita Baranov seine Karriere in der Handelsbranche und war von 2015 bis 2020 für externe IT-Partner und Innovationen bei der METRO AG verantwortlich. Seit Juli 2020 nimmt er die Aufgaben des Executive Assistant to CHRO wahr. Ferner engagiert Nikita Baranov sich als Sprecher des LGBT+ Mitarbeiter_innennetzwerkes METRO Pride und als Core-Mitglied im Frauennetzwerk WiT für einen Kulturwandel – um die Arbeitsplätze noch offener zu gestalten.
Warum engagierst Du Dich am Arbeitsplatz zu dem Thema?
Nikita Baranov: Ich möchte, dass jeder_, die_der bei oder mit uns zusammenarbeitet, sich nicht die energieaufreibende Frage stellen muss, „soll ich mein Coming-out haben oder nicht?“, „wie viel gebe ich von mir Preis?“, sondern dass sie_er so sein kann, wie sie_er ist, mit ihrer_seiner ganzen Identität. Zur Arbeit zu kommen, ohne Angst haben zu müssen, belästigt, gemobbt oder diskriminiert zu werden, nur weil Mensch so ist, wie Mensch ist. Nicht nur vielfältig und integriert zu sein, sondern auch das Gefühl der Zugehörigkeit zu haben.
Welche Reaktionen bekommst Du darauf?
Nikita Baranov: Ich bekomme positive Reaktion auf mein Engagement, jedoch merke ich auch, dass das LGBT+ Thema nicht immer als fester Teil von Diversity & Inclusion in den Köpfen aller Mitarbeiter_innen präsent ist. Hier bedarf es deshalb einer kontinuierlichen Sensibilisierung, denn nur eine bunte Mitarbeiter_innen-Welt wird dem Anspruch gerecht, kreative und innovative Lösungen für unsere ebenso vielfältigen Kund_innen zu schaffen.
Was können wir alle erreichen, wenn wir uns in LGBT*IQ-Netzwerken engagieren?
Nikita Baranov: Ich bin davon überzeugt, dass wir es nur mit gemeinsamer Kraft schaffen werden, Diskriminierung am Arbeitsplatz abzubauen, um Gleichberechtigung zu fördern. Netzwerke helfen uns dabei die Visibilität zu erhöhen und firmenübergreifende Projekte haben eine größere Reichweite und Bedeutung. Denn eines ist gewiss, wir kämpfen alle für eine gemeinsame Sache und Allianzen können hier nur förderlich sein.
Seit Juli bist du Executive Assistant der Personalvorständin und Arbeitsdirektorin der METRO AG – wirst du damit LGBT*IQ Themen noch präsenter machen können?
Nikita Baranov: In erster Linie bin ich der festen Überzeugung, dass jede_r eine Stimme und eine Plattform unabhängig von Rolle und Position hat, die genutzt werden sollte, um sich für LGBT+ Themen stark zu machen. LGBT+ Diversity ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmenskultur, deshalb freue ich mich dem Thema noch mehr Sichtbarkeit geben zu können.
Du zeigst Dich oft mit Regenbogen, was heißt es für Dich, out und sichtbar zu sein?
Nikita Baranov: Ich möchte das LGBT+ Thema im täglichen Dialog halten, denn Unconcious Bias haben alle Menschen. Je mehr Sichtbarkeit ich dem Thema geben kann, desto mehr wird Unbewusstes, bewusst. Am Arbeitsplatz OUT zu sein und sich nicht verstecken zu müssen, ist eine Voraussetzung, um mich als ein Ganzes zu zeigen und mein Bestes zu geben.
Das Interview wurde im Rahmen der GERMANY’S TOP 100 OUT EXECUTIVES geführt. Diese Liste ist ein gemeinsames Projekt mit der UHLALA Group und ist ab sofort online verfügbar.

Erstplatzierter, GERMANY’S TOP 100 OUT EXECUTIVES 2020
„Führungskräfte prägen die Kultur eines Unternehmens. Je offener wir Diversität leben, umso offener wird auch der Umgang miteinander.“
1959 in Heidelberg geboren, ist Nico Hofmann einer der führenden Film- und Fernsehproduzenten Deutschlands und CEO der UFA. Er verantwortet einige der erfolgreichsten Filme und Serien der letzten zwei Jahrzehnte. 1999 rief Nico Hofmann mit Bernd Eichinger den Nachwuchspreis FIRST STEPS ins Leben. Für seine Arbeit als Regisseur und Produzent wurde er mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet.
Nico Hofmann, herzlichen Glückwunsch zu Platz eins auf der GERMANY’S TOP 100 OUT EXECUTIVES-Liste. Du warst schon im letzten Jahr auf der Liste, welche Reaktionen hast Du darauf erhalten?
Nico Hofmann: Danke! Ich freue mich, aber für mich sind die Outexecutives nicht nur ein Ranking, sondern vielmehr eine Plattform, um Austausch zu pflegen. Ich war im vergangenen Jahr auf Platz 12 und habe daraufhin viel Kontakt zu anderen Kollegen und Kolleginnen aus der Liste knüpfen können. Das ist sehr wertvoll. Es ist wichtig, Diversity sichtbar zu machen und die Outexecutives sind ein sehr interessantes Instrument dafür.
Out am Arbeitsplatz – was bedeutet das in einer Top Funktion?
Nico Hofmann: Führungskräfte prägen die Kultur eines Unternehmens, daher ist das nicht zu unterschätzen. Aber das Bedürfnis nach Vielfalt und die Energie kommt vor allem auch von den Mitarbeitenden selbst. Gerade die jüngere Generation fordert das sehr stark ein und das spüren wir bei der UFA deutlich. Wir sind heute eine andere UFA als vor fünf Jahren, sehr viel weiblicher und jünger. Und je offener wir Diversität leben, umso offener wird auch der Umgang miteinander. Wir diskutieren heute Stoffe anders und besetzen auch anders. Bei Bertelsmann, dem Mutterkonzern der UFA, gibt es das Netzwerk be.queer, dem wir uns mit be.queer@UFA angeschlossen haben. Auch hier ging viel Initiative von den Mitarbeitenden selbst aus.
Trotzdem kann sich gerade in der deutschen Filmindustrie noch einiges in Richtung Diversity bewegen. Wie bewertest Du da deine eigene Rolle?
Nico Hofmann: Ich habe ganz klar eine politische Agenda, ich trete auf und spreche über das Thema. Deutschland hinkt den USA in dem Bereich etwa fünf Jahre hinterher, aber es tut sich etwas. Wir hatten dieses Jahr mit dem Branchen-Dienst DWDL.de einen Diversity-Gipfel für die Filmbranche geplant, in Köln. Dieser musste leider aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Aber nächstes Jahr werden wir das nachholen, da der Gipfel sehr nachgefragt war. Die großen Sender waren dabei, die Tickets waren in kürzester Zeit ausverkauft und die Podien waren hochkarätig besetzt – das zeigt mir, wie aktuell das Thema für die Filmbranche ist.
In der deutschen Film- und Fernsehwelt sind LGBT*IQ-Menschen noch immer wenig sichtbar und wenn, dann oft sehr klischeebeladen. Was passiert, damit sich das ändert?
Nico Hofmann: Bei unseren Dailys wie „GZSZ“ zeigen wir schon lange Diversität und aktuell haben wir begonnen, die Queer-Serie „All You Need“ für die ARD zu drehen – das hätte es vor einigen Jahren noch nicht gegeben. Wenn wir LGBT*IQ-Menschen in Filmen und Serien ganz selbstverständlich zeigen, ohne sie in die Opferrolle zu drängen oder mit Klischees zu behängen, dann habe ich die Hoffnung, dass sie auch in der Gesellschaft mit einer neuen Selbstverständlichkeit ihre eigene Ich-Identität ausbilden können.
Zudem haben wir heute eine andere Generation von Kreativen. Ich unterrichte in Ludwigsburg an der Filmakademie und einige meiner besten Leute dort haben Migrationshintergrund und gehen an Stoffe ganz anders heran. Zudem durfte ich an der Filmakademie schon mehrere Entwicklungen von Transgender-Studierenden begleiten und sehe, dass da eine Generation mit einem sehr stark ausgeprägten Bedürfnis nach Diversität heranwächst.
Das Interview wurde im Rahmen der GERMANY’S TOP 100 OUT EXECUTIVES geführt. Diese Liste ist ein gemeinsames Projekt mit der UHLALA Group und ist ab sofort online verfügbar.

PROUT EMPLOYER Campana & Schott
„Offenheit und Toleranz sind gekommen, um zu bleiben.“
Dr. Christophe Campana ist Gründer und Geschäftsführer der Campana & Schott Unternehmensgruppe. Er hat über 25 Jahre Erfahrung in der (Top-)Managementberatung und ist Mitglied verschiedener Expert_innen- und Beratungsgremien. Seine inhaltlichen Schwerpunkte umfassen „Strategisches Projekt- und Portfoliomanagement“ sowie „neue Formen der Zusammenarbeit“ mit besonderem Fokus auf Social Collaboration. Dr. Christophe Campana ist Autor von über 50 Veröffentlichungen zum Thema Projekt- und Portfoliomanagement.
Dr. Campana, Campana & Schott erklärt heruntergebrochen den eigenen Kund_innen, wie sie mit ihren Strategien am Puls der Zeit bleiben. Welche Rolle spielt dabei in Ihren Augen Diversity?
Dr. Christophe Campana: Phänomene wie der Klimawandel, Radikalisierung, Populismus u.ä. haben dazu geführt, dass sich mehr und mehr Menschen mit Sinn- und Wertefragen beschäftigen. Die meisten Menschen haben erkannt, dass „gesunder“ Fortschritt und Wohlstand nicht ohne moralische Werte und Nachhaltigkeit auskommen. Auch Diversity ist einer dieser Werte und damit wesentlicher Bestandteil dieser übergreifenden Entwicklung. Denn Menschen aufgrund z.B. ihrer sexuellen Orientierung auszugrenzen, fördert Hass und verhindert eine nachhaltig bessere Zukunft für alle. Nach wie vor gibt es hier sehr viel zu tun.
Campana & Schott wurde gleich mit drei Awards als „Great Place to Work“ ausgezeichnet, die Liste Ihrer Commitments gegenüber der Vielfalt Ihrer Mitarbeiter_innen ist lang und Sie bauen gezielt auf langfristige Zusammenarbeit statt hire and fire. War die PROUT EMPLOYER-Kooperation das letzte Puzzle-Teilchen für ein offenes und inklusives Arbeitsumfeld?
Dr. Christophe Campana: Ein letztes Puzzleteil wird es wohl nie geben. Die Kooperation mit PROUT EMPLOYER ist für uns ein wichtiger Bestandteil unseres Engagements, was wir beständig weiterentwickeln. Ich selbst lerne immer wieder Neues dazu. So hat zuletzt Bundespräsident Steinmeier im Kontext der Anti-Rassismus-Unruhen sehr treffend formuliert: „Es reicht nicht aus, kein Rassist zu sein. Wir müssen Antirassisten sein.“ Diese Sichtweise gilt für mich auch im Hinblick auf Diversity und unsere Unternehmenskultur. Ich bin überzeugt, dass auch in Zukunft immer wieder Themen hinzukommen, mit denen sich Manager im Interesse ihres Unternehmens befassen sollten: Offenheit und Toleranz sind gekommen, um zu bleiben.
„Später habe ich verstanden, dass man als Unternehmer hierzu sichtbar und öffentlich Stellung beziehen muss, um der Community die Hand zu reichen und zu signalisieren: Lebe Deine Sexualität wie Du möchtest: offen oder auch nicht – beides ist fein.“
Was würden Sie Unternehmen raten, die in ihrem Einsatz für LGBT*IQ-Diversity noch ganz am Anfang stehen?
Dr. Christophe Campana: Bei Campana & Schott gab es schon immer MitarbeiterInnen, die ihre Homosexualität offen gelebt haben. Daher hatte Homophobie in unserem Unternehmen keinen Platz. Lange habe ich geglaubt, das reiche aus.
Später habe ich verstanden, dass man als Unternehmer hierzu sichtbar und öffentlich Stellung beziehen muss, um der Community die Hand zu reichen und zu signalisieren: Lebe Deine Sexualität wie Du möchtest: offen oder auch nicht – beides ist fein. Solltest Du sie aber offen leben wollen, wird Dir keinerlei Nachteil in unserem Unternehmen entstehen.
Das ist nur ein kleiner Schritt, der aber viel bewirkt – und zwar nur Gutes.
Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass LGBT*IQ-Diversity den stärksten Impact im Unternehmen hat, wenn die Geschäftsführung, das Diversity Management und die eigenen Unternehmensnetzwerke sich regelmäßig an einen Tisch setzen. Ist das auch Ihr Erfolgsrezept?
Dr. Christophe Campana: Ja, ich selbst treffe mich regelmäßig mit unserem LGBTQ+ Netzwerk und habe durch diese Treffen viel gelernt. Z.B. die sogenannte „Montagslüge“, wenn die KollegInnen miteinander in der Kaffeepause über das letzte Wochenende plaudern und einige ihre(n) Lebenspartner(in) lieber als „eine(n) Freund(in)“ umschreiben. Den mit dieser Notlüge verbundenen Stress konnte ich sofort nachempfinden, als mir meine MitarbeiterInnen sagten, dass es Ihnen über sehr große Zeiträume, teilweise Jahre so gegangen sei. Deswegen bewirkt der direkte Austausch so viel: Man versteht die spezifischen Probleme der Community und kann dadurch gezielter etwas verändern.
Zum Abschluss: Auf Arbeitgeber_innen kommen turbulente Zeiten zu. Wie würden Sie mit Ihrem Einsatz für Vielfalt und Diversity auf die Aussage reagieren, dass es von nun an wichtigere Themen gibt als LGBT*IQ-Diversity?
Dr. Christophe Campana: Dringlich und wichtig ist ein Unterschied. Die unerwartete Heftigkeit, mit der die Corona-Pandemie alle Lebensbereiche betroffen hat, bedeutet für viele Unternehmen eine existentielle Herausforderung. Dieser muss man sich jetzt stellen. Aber nur, weil man einen Wohnungsbrand löschen muss, wird aber das Thema Wohnen nicht unwichtig. Diese Krise überschattet viele Themen, die aber deswegen nicht nebensächlich werden – im Gegenteil: Ich bin überzeugt, dass Unternehmen mit einer offenen und wertschätzenden Kultur besser durch die Krise kommen werden. Diversity ist wesentlicher Bestandteil der Unternehmensidentität und trägt zur Leistungsfähigkeit und Resilienz einer Organisation bei.
Lieber Herr Dr. Campana, vielen Dank für das Gespräch!

PROUT EMPLOYER Google Deutschland
„Wir unterstützen Euch! Jetzt und immer. Das sagt PROUT EMPLOYER aus, und daher ist es für uns bei Google wichtig.“
Dr. Jannika Bock verantwortet als Director Client Solutions den Vertrieb von Googles
Werbeprodukten an Großkunden in Zentraleuropa. Sie ist der Exec Sponsor der GayglerDE, der
LGTBQ+ Community bei der Google Germany GmbH.
Bevor Jannika Bock 2008 zu Google wechselte, arbeitete sie u.a. für die Axel Springer AG. Sie
promovierte in der Amerikanischen Literatur- und Kulturwissenschaft, u.a. an der Harvard
Universität und ist Mitglied im Digitalen Beirat der TAKKT AG.

„Wir wollen ein Unternehmen sein, welches Vielfalt fördert und Integrität und Inklusion lebt.“
Als Vice President Central Europe leitet Philipp Justus das Geschäft von Google in 36 Ländern,
darunter Deutschland, Österreich, die Schweiz und die CEE-Länder. Bevor er 2013 zu
Google kam, war Philipp CEO von Zanox, dem Berliner Performance
Marketing-Netzwerk, und hatte verschiedene Führungsfunktionen bei eBay und PayPal
inne, unter anderem als VP Europe, SVP Auctions und SVP Global Markets. Philipp
studierte Betriebswirtschaft an der WHU in Koblenz und erhielt einen MBA an der Kellogg
School of Management der Northwestern University.
Als Zustifter und Mitglied im Stiftungsbeirat ist Google von Beginn an mit PROUT AT WORK verbandelt. Was hat Euch nun dazu bewegt PROUT EMPLOYER zu werden?
Jannika Bock: Gerade jetzt ist es wichtig, öffentlich zu zeigen, dass wir bei Google für die Gleichberechtigung der Menschen in der LGTBQ+ Community eintreten. In diesem Jahr sind die CSD Paraden in Deutschland ausgefallen. Dadurch ging viel Sichtbarkeit verloren. Dem möchten wir entgegenwirken: Wir unterstützen Euch! Jetzt und immer. Das sagt PROUT EMPLOYER aus, und daher ist es für uns bei Google wichtig.
Um sich immer neue Ziele zu setzen und bezüglich Diversity & Inclusion am Ball zu bleiben, setzt Google auch auf die Möglichkeit der self-identification zB als trans*, non-binary oder LGBT*IQ. Können Daten die Menschen hinter Euren Mitarbeiter_innen wirklich abbilden?
Philipp Justus: Wir wollen ein Unternehmen sein, welches Vielfalt fördert und Integrität und Inklusion lebt. Wir möchten, dass unsere Mitarbeiter die Vielfalt unserer Nutzer abbilden, nur so können wir Produkte entwickeln die tatsächlich für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind. Für unsere Mitarbeiter möchten wir ein Umfeld schaffen, in dem sich alle zugehörig fühlen. Dazu gehört unter anderem, zu zeigen wie vielfältig die Belegschaft ist. Dies wird zum Beispiel durch den Prozess der freiwilligen Selbstidentifikation ermöglicht.
„In Deutschland gibt es immer noch sehr, sehr viele Menschen, die am Arbeitsplatz nicht sie selbst sein können.“
Covid-19 hat uns alle irgendwie überrascht und wir müssen nun damit umgehen. Warum muss aus Eurer Sicht Diversity und im speziellen LGBT*IQ Diversity weiter auf der Agenda bleiben?
Philipp Justus: Digitale Medien sind in dieser PRIDE-Saison wichtiger denn je gewesen: Mit PRIDE LIVE auf YouTube gab es am 27. Juni erstmals eine Deutschlandweite, komplett virtuelle PRIDE-Veranstaltung, an der Politiker/innen, Unternehmen wie Google und viele Aktivist/innen aus der Szene teilgenommen haben. Es wurde ein Raum zum Zusammenkommen geschaffen. Einen Raum, dem es in diesem Jahr leider nicht auf den Straßen gegeben hat.
Wo seht Ihr die großen Herausforderungen zu LGBT*IQ am Arbeitsplatz in den kommenden Jahren?
Jannika Bock: In Deutschland begegnen wir oft der Annahme, dass alles erreicht wäre. Dass es gegenüber Mitgliedern der LGBTQ+ Community keine Diskriminierung gäbe — vor allem nicht in Unternehmen, die sich aktiv für eine größere Vielfalt einsetzen. Dies entspricht allerdings nicht der Realität. In Deutschland gibt es immer noch sehr, sehr viele
Menschen, die am Arbeitsplatz nicht sie selbst sein können. Die ihre (sexuelle) Identität vor Kolleg/innen und Vorgesetzt/innen verstecken — aus Angst vor Diskriminierung. Die “Micro Aggressions” ausgesetzt sind, also Sticheleien und als Witz getarnte Diskriminierungen. Das muss aufhören!