
MYSTORY mit …
Hanna
57 Jahre, kreis euskirchen
„Ich war sehr lange auf der Suche nach mir
selbst und habe das zeitweise mit der Suche
nach anderen, materiellen Dingen verwechselt…“
Veröffentlicht: März 2023
Nacht der erkenntnis.
Es hat 47 Jahre gedauert, bis mein Leben überhaupt erst Sinn gemacht hat. Denn so lange brauchte es, bis ich in der Lage war, mir einzugestehen, dass da schon immer etwas sehr Essentielles nicht stimmte. Was das war, habe ich aber tatsächlich erst dann vollumfänglich verstanden.
Seitdem verstehe ich mein Leben, rückwärts betrachtet und vorwärts gelebt, überhaupt erst richtig!
Als Kind war das Bewusstsein, dass ich anders bin, zwar schon da, aber es war eher ein Hintergrundrauschen. Mit der Zeit häuften sich jedoch diese Erlebnisse, Begegnungen und Gedanken, die sich immer so unpassend angefühlt haben und die ich nicht richtig einordnen konnte. Diese Dinge zogen sich wie ein roter Faden durch mein Leben und erst im Nachhinein habe ich sie wirklich verstanden.
Als ich beispielsweise das erste Mal lackierte Fußnägel hatte – lange vor meinem inneren Outing – dachte ich nicht: „Oh, wie schön“, sondern „jetzt sieht das endlich mal richtig aus!“ Ich habe mich in der gleichen Sekunde noch über diesen Gedanken gewundert und nicht wirklich verstanden, wo er denn nun herkam.
Solche Erlebnisse gab es viele, alle irgendwie klein und unbedeutend, aber in der Summe absolut selbsterklärend.
Mit ungefähr 15 Jahren war ich, so sehe ich es heute, sehr nah dran, zu kapieren, was mit mir los ist. Ich habe zum Beispiel regelrecht darauf gewartet, dass sich meine Figur auch so entwickelt, wie bei meinen Freundinnen und mich gewundert, warum das nicht so ist. Wenn ich jetzt zurückblicke, war es recht deutlich. Aber damals konnte und wollte ich nicht weiter graben…
Viele Jahre später kam es dann zu meiner – wie ich sie nenne – „Nacht der Erkenntnis“. Die Nacht, an der alle Puzzlesteine meines Lebens endlich an den richtigen Platz gefallen sind. Die Nacht, in der ich dann verstehen musste, dass ich eine Frau bin und das immer schon gewesen bin. Diese Nacht, in der alles plötzlich und vollumfänglich einen Sinn ergeben hat. Einerseits war es schlicht großartig, endlich die Erklärung zu haben, für all das, was mich Jahrzehnte lang bewegt hat: „Hanna, du bist eine Frau und warst das immer schon. Vom ersten Tag deiner Geburt an hast du schon immer gedacht, gehandelt und gefühlt wie eine Frau.“ Andererseits war die Realisierung, in Wirklichkeit eine Frau zu sein, extrem schwierig zu meistern und ich pendelte zwischen Euphorie und Suizidgedanken hin und her! Das Thema „trans*“ stand vorher schon im Raum, aber ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass auch ich trans* bin.
Und natürlich begleiteten mich dennoch Zweifel, so habe ich mir oft gesagt: „Du spinnst doch! Du bist doch krank!“. Deswegen habe ich es als ganz besonders empfunden, dass es nach meinem Outing einige Menschen gab, die mir sagten:
„Mensch Hanna, es wurde aber auch Zeit, dass du es selbst verstehst“!
Das half mir, diese allgegenwärtigen Zweifel in den Griff zu bekommen.
Die Reaktionen in meinem restlichen Umfeld waren bunt gemischt. Meine Eltern haben nichts davon erfahren, dass ihr vermeintlicher Sohn in Wirklichkeit eine Tochter ist, da sie bereits vor meinem Outing verstorben sind. Ich könnte auch nicht annähernd einschätzen, wie sie damit umgegangen wären. Ein Teil meiner Familie hatte die größten Umgangsschwierigkeiten damit und es wurde versucht, das Thema komplett auszublenden. Erst Jahre nach meinem Outing haben sie begonnen, sich mit der Situation wirklich auseinanderzusetzen. Heute ist alles gut, aber der Weg dahin war lang und schmerzhaft.
Gleichzeitig musste ich auch für mich einige wichtige Dinge klären. Mein internes Outing war das eine, aber wie sollte ich das umsetzen – insbesondere auf der Arbeit? Am Anfang glaubte ich noch, ich könne das aus meinem beruflichen Alltag komplett heraushalten, weiterhin so tun, als wäre ich ein Mann und mein wahres Ich eben nur in der Freizeit ausleben. Wie naiv ich damals noch war… Ich habe mir dann relativ zeitnah eine neue Arbeitsstelle gesucht. Natürlich habe ich mich dann aber auch gleich als die Frau beworben, die ich bin. Es hat ein wenig gedauert, aber heute bin ich schon knapp 8 Jahre bei meinem jetzigen Arbeitgeber, und habe vor etwa 2 Jahren meine jetzige Position übernommen.
Ich habe rückblickend für mich gemerkt, erst seitdem ich ich bin, mache ich so etwas wie Karriere. Ich habe immer gewusst, dass ich eine gute Mitarbeiterin bin, konnte aber nie so wirklich für mich einstehen. Seit 8 Jahren arbeite ich offen als Frau und finde es wirklich erstaunlich, wie weit ich beruflich schon gekommen bin. Von der Night-Auditlerin innerhalb von ein paar Wochen zur Empfangsleitung und Serviceleitung, danach Standortleitung mit einem Team von 21 Mitarbeiter_innen und nun in meiner Traumrolle.
Ich resümiere das für mich so: Ich musste erst verstehen, dass ich eine Frau bin, um genau so selbstsicher auftreten zu können, wie Männer das ja üblicherweise tun.
Mein Outing und meine Transition haben natürlich nicht nur Veränderungen auf der Arbeit mit sich gebracht, sondern auch in der Beziehung zu meiner Frau. Wir sind nun seit über 27 Jahren zusammen und wir haben für uns feststellen dürfen, dass trotz der Veränderungen und trotz der unruhigen Zeit während meiner Transition, unsere Beziehung an Qualität und Tiefe gewonnen hat! Die allermeisten, die uns noch von früher kennen, akzeptieren uns einfach so, wie wir sind und sollte es doch irgendwann mal zu Nachfragen kommen, ist unsere Message: Liebe kennt kein Geschlecht!
Ich kann heute sagen: Ich bin angekommen!
Ich war sehr lange auf der Suche nach mir selbst und habe das zeitweise mit der Suche nach anderen, materiellen Dingen verwechselt – und ich musste feststellen, dass diese Dinge mich eben nicht wirklich glücklich machten. Das wahre Glück habe ich in mir gefunden und erst seitdem ich mich selbst gefunden habe, weiß ich, was Glück wirklich bedeutet!
Hanna, vielen Dank für YourStory!

Am 18. November beschloss das Bundeskabinett den Aktionsplan „Queer Leben“, womit ein zentrales Vorhaben des Koalitionsvertrags erfüllt wurde. Festgelegt wurden verschiedene Vorhaben zur Akzeptanz sowie zum Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Es wurden Vorhaben für die folgenden sechs Themenbereiche festgelegt:
- Rechtliche Anerkennung
- Teilhabe
- Sicherheit
- Gesundheit
- Stärkung der Beratungs- und Communitystrukturen
- Internationales
Update 22. März 2023
Am 20. März begrüßte der Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann zur Auftaktveranstaltung des Aktionsplans „Queer leben“ in Berlin. PROUT AT WORK gehört mit zahlreichen Organisationen zum Kreis derjenigen, die den Aktionsplan mit Leben füllen.
Ziel der Veranstaltung war es, die offizielle Umsetzung des Aktionsplans zu starten. Die über 200 Teilnehmenden verschiedener Verbände und Organisationen tauschten sich aus und bildeten Arbeitsgruppen, die sich wiederum in den kommenden Monaten über die konkrete Umsetzung der Vorhaben des Aktionsplans beraten.
Im Vorfeld der Veranstaltung wurden aus über 140 Bewerbungen 78 zivilgesellschaftliche Organisationen ausgewählt, um möglichst unterschiedliche Perspektiven in die Arbeitsgruppen einzubringen. Wir freuen uns sehr, dass auch PROUT AT WORK zu den ausgewählten Organisationen zählt und durch unseren Vorstand Albert Kehrer vertreten wird.
Die Auftaktveranstaltung sowie das Bilden von Arbeitsgruppen stellen erste notwendige Schritte zur Umsetzung des Aktionsplans für eine queerfreundliche Gesellschaft dar und wir freuen uns, dort in Zukunft wichtige Themen rund um LGBT*IQ am Arbeitsplatz zu platzieren.
Der Aktionsplan im Arbeitskontext
Neben Themen wie dem Selbstbestimmungsgesetz, der Reform des Abstammungsgesetz sowie der Blutspende, wurden auch unter dem Punkt „Teilhabe“ weitere für den Arbeitskontext wichtige Thematiken aufgegriffen. Dazu zählen folgende Maßnahmen:
- Ausbau der Themensäule Vielfalt im Rahmen der Initiative „Neue Qualität der Arbeit (INQA)“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS);
- Forschungsprojekte zur Situation/Diskriminierung von LSBTIQ* in der Arbeitswelt sowie die Verbesserung der Förderung von Projekten für Akzeptanz;
- Erarbeitung eines Leitfadens für Arbeitgebende, der die Handlungsempfehlungen zweier Studien zum Thema „Dritte Option“ für die Verwendung im betrieblichen Alltag gut verständlich aufbereitet;
- Sensibilisierung von Arbeitgebenden, Ausbildenden, Beschäftigtenvertretungen für die Belange von LSBTIQ*-Beschäftigten und Bewerbenden;
- Unterstützung der Sensibilisierung für den Bereich LSBTIQ* in der betrieblichen Ausbildung;
- Etablierung eines Dialogprozesses (Bundesregierung, Länder, Tarifparteien, kirchliche Arbeitgebende) über die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von LSBTIQ* in Einrichtungen von Kirchen und Religionsgemeinschaften;
- Förderung von Diversity Management im öffentlichen Dienst des Bundes;
Zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Bundesverwaltung:
- Entwicklung einer internen Diversitätsstrategie-Bund (inkl. Schaffung von Weiterbildungsangeboten, Unterstützung des Aufbaus und der Vernetzung von Mitarbeitenden-Netzwerken und einer Strategie für diversitätssensible Personalauswahlverfahren);
- Implementierung der Vielfaltsthematik (einschl. LSBTIQ*/Geschlechtsidentität) in der Aus-, Weiter- und Fortbildung (z.B. Qualifizierungsmaßnahmen durch das Bundesministerium der Verteidigung [BMVg] in der zivilen und militärischen Ausbildung sowie durch das Auswärtige Amt in der Ausbildung im Auswärtigen Dienst);
- Regelmäßige Stärkung der Aufklärungs- und Beratungskompetenz des Sozialdienstes in der Bundeswehr zur Vielfaltsthematik;
- Durchführung systematischer Ausgangsanalysen zur Situation von LSBTIQ* (z.B. mithilfe von Beschäftigtenbefragungen);
- Sensibilisierung von Beschäftigten zu impliziten Vorurteilen und Integration in Kompetenzanforderungen/Kompetenzmodellen;
- Sensibilisierung und ggf. Schulung von Beschäftigten, die an Einstellungsprozessen beteiligt sind;
Für weitere Informationen zum Aktionsplan Queer Leben schauen Sie gerne beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vorbei.
PROUT AT WORK begrüßt den Aktionsplan „Queer leben“
„Neben Themen wie dem überfälligen Selbstbestimmungsgesetz, der Reform des Abstammungsgesetzes sowie einer Reform der Blutspende wurden im Aktionsplan auch weitere für den Arbeitskontext wichtige Aspekte aufgegriffen, die wir sehr begrüßen und die für unsere Arbeit wichtige Impulse setzen.“, so Albert Kehrer, Vorstand von PROUT AT WORK.

Für weitere Informationen rund um trans* am Arbeitsplatz, die dritte Option und andere arbeitsplatzrelevante LGBT*IQ-Themen, empfehlen wir Ihnen unsere kostenlosen HOW TO-Leitfäden.

MYSTORY mit …
Rolf
64 Jahre, Berlin
„Mir war es immer wichtig,
mit Kindern zu leben, durch Kinder
ein Band zur Zukunft zu haben…“
Veröffentlicht: März 2023
Lange Wege.
Als ich das erste Mal mit einem Mann Sex hatte, war dies noch verboten – es geschah im damaligen Westdeutschland. Kurz danach verdichteten sich die Gerüchte über einen neuentdeckten Virus. Tödlich. Bald war klar, dass homosexuelle Männer besonders betroffen waren. Der Spiegel schrieb dann von der „Schwulen-Pest“, in Übersetzung des Begriffs Gay Plague. Vorsicht war angesagt.
Heute lebe ich in einer anderen Welt. Bin mit einem Mann verheiratet. Und Kinder haben wir auch.
Das wäre nicht möglich ohne grundlegende Änderungen unserer Gesetze während der letzten 30 Jahre. Was heute selbstverständlich scheint, war damals Wunschtraum oder sogar undenkbar.
Mich hat es befreit. Zu meinem Coming-Out kam ich erst, als ich nach Berlin umgezogen war, recht spät, mit 35 Jahren. Mein Leben wäre anders verlaufen, hätte ich es früher für mich klar gehabt und auf den Punkt gebracht, wer ich bin und wie ich liebe. Viel zu lange schwankte ich mit einer vagen Idee von Bisexualität. Heute denke ich, das lag damals auch daran, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte, wie ich meinen Kinderwunsch und meine Liebe zu Männern miteinander vereinbaren könnte.
Ich bin allen sehr dankbar, die mir in meinem Leben auf diesem Weg Mut zugesprochen, ihn ermöglicht haben. Und ich freue mich für jede*n, der für sich früh Klarheit hat und verstehe jede*n, der dafür Zeit braucht. Dabei kann der offene Umgang in queeren Netzwerken Ermutigung geben. Und die gibt es mittlerweile in vielen Bundesbehörden, darunter auch die Ressorts der Bundesregierung.
LSBTIQ*-Beschäftigte erfahren immer noch viel zu oft Diskriminierung am Arbeitsplatz. Schon der kleine Smalltalk am Kaffeeautomaten kann schnell zu einem ungewollten Outing führen. Oft genug hängt von ihren Reaktionen der Vorgesetzen und Kolleg*innen nicht nur das Wohlbefinden am Arbeitsplatz, sondern auch die berufliche Zukunft ab. Doch nur wer sich wohlfühlt kann die beste Arbeitsleistung erbringen. Organisationen Unternehmen und Verwaltungen können aktiv zu einer inklusiven Unternehmenskultur beitragen. Auf INQA.de lesen Sie wie besonders Netzwerke oder betriebliche Interessengruppen zu einer besseren Arbeitssituation von LSBTIQ*-Beschäftigten beitragen können.
Um Diskriminierung zu beenden braucht es die Unterstützung der nicht Betroffenen. Denn durch aktives Solidarisieren (Allyship) können Unternehmen die Vielfalt in der Arbeitswelt fördern. Auf INQA.de lesen Sie fünf Tipps, wie sich Führungskräfte und Beschäftigte beim Thema Diversity engagieren und zeigen: Wir sind Allys!
ROLF, vielen Dank für YourStory!
RECAP
Wir durften am Mittwoch, den 22. Februar 2023, Wolfgang Link als Gast bei unserem PROUT PERFORMER Lunch Talk begrüßen.
Hier gelangt Ihr zur Aufzeichnung des Gesprächs:
Über Wolfgang:

Wolfgang Link wurde im März 2020 in den Vorstand der ProSiebenSat.1 Media SE berufen, verantwortet sämtliche Entertainment-Aktivitäten der ProSiebenSat.1 Media SE und ist CEO der Seven.One Entertainment Group.
Er kam 2009 als SAT.1-Unterhaltungschef zur ProSiebenSat.1 Group, verantwortete später als Senior Vice President alle Entertainmentformate der deutschen Sendergruppe und holte zum Beispiel „The Voice of Germany“ nach Deutschland. Von 2012 bis 2016 war er ProSieben-Geschäftsführer, wurde im Oktober 2013 Geschäftsführer der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH und übernahm wenig später den Vorsitz der Geschäftsführung. 2019 verantwortete er als Co-CEO die Verschmelzung der Sender-Brands, des Content-, Vermarktungs- und Distributionsbereichs unter dem Dach der 2020 firmierten Seven.One Entertainment Group.
Wolfgang Link arbeitete im Anschluss an sein Studium der Kommunikations- und Kunstwissenschaften sowie Psychologie zunächst für verschiedene Musical- und Liveproduktionen. Ab 2003 verhalf er als Producer und Executive Producer bei Grundy Light Entertainment unter anderem dem Format „Deutschland sucht den Superstar“ zum Erfolg.

PROUT EMPLOYER Hogan Lovells
„Mir ist die Vielfalt unserer Mitarbeitenden ein wichtiges Anliegen – nicht nur aufgrund meiner Funktion als Managing Partner und Diversity Sponsor, sondern auch persönlich. Als Unternehmen funktionieren wir am besten, wenn Menschen sich bei uns wohlfühlen und Vertrauen haben.“
Dr. Stefan Schuppert ist Rechtsanwalt und berät Unternehmen auf dem Gebiet des Datenschutzes und der Informationstechnologie. Er ist Managing Partner für den deutschen Standort der internationalen Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells und zudem auch Sponsoring Partner für Diversity in EMEA. 2021 und 2022 wurde er als PROUT Executive Ally anerkannt.
Hogan Lovells ist bereits seit 2017 PROUT EMPLOYER – engagiert
sich also schon lange im Bereich LGBT*IQ-Diversity. Warum ist
Ihnen das ein besonderes Anliegen?
Dr. Stefan Schuppert: Als globale Wirtschaftskanzlei engagieren wir uns schon seit vielen Jahren für Chancengleichheit, Wertschätzung und Respekt. Mir ist die Vielfalt unserer Mitarbeitenden ein wichtiges Anliegen – nicht nur aufgrund meiner Funktion als Managing Partner und Diversity Sponsor, sondern auch persönlich. Als Unternehmen funktionieren wir am besten, wenn Menschen sich bei uns wohlfühlen und Vertrauen haben. In einer offenen Arbeitsatmosphäre können wir kreativ arbeiten und innovative Lösungen für unsere Mandant_innen finden. Und die Arbeit macht Spaß! Es ist für alle unsere Mitarbeitenden ein positives Zeichen, wenn wir uns für die Gleichbehandlung allen Menschen und ein wertschätzendes Miteinander einsetzen
Im Jahr 2022 feiert das LGBT*IQ-Netzwerk von Hogan Lovells,
Pride+, den 5. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Worin sehen
Sie den größten Erfolg des Netzwerks bisher?
Dr. Stefan Schuppert: Vielen Dank für die Glückwünsche! Wir sind sehr stolz darauf, dass dieses Netzwerk seit fünf Jahren zu unserem Alltag gehört. Pride+ ist an allen unseren Standorten präsent und gibt Hilfestellungen auch in Ländern, in denen es nicht so einfach ist, sich für das Thema LGBT*IQ zu engagieren. Pride+ fördert Wissen über LGBT*IQ, sensibilisiert die Menschen für Diversity Themen und unterstützt die Sichtbarkeit von Vorbildern. Und es verbindet uns – denn als „Allies“ zeigen wir unsere Solidarität mit unseren LGBT*IQ Kolleg*innen.
Was würden Sie Unternehmen raten, die in ihrem Einsatz für
LGBT*IQ-Diversity noch ganz am Anfang stehen?
Dr. Stefan Schuppert: Ich würde ihnen raten: einfach mal machen und dranbleiben, auch wenn bei den ersten Diversity Veranstaltungen nicht gleich alle Plätze ausgebucht sind. Wichtig ist, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Denn häufig ist es Unwissenheit, die zu Diskriminierung führt. Gerade hier kann PROUT AT WORK als wichtige Partnerin unterstützen, um Unsicherheiten ab- und Wissen aufzubauen.
Für die Akzeptanz des Themas ist es zudem wichtig, dass sie als „tone from the top“ vorgelebt wird. Mein Rat ist daher, wichtige Vorbilder im Senior Management Team für das Thema zu gewinnen.
Entscheidend ist letzten Endes, dass sich alle Mitarbeitenden – unabhängig von
Hierarchien – für das Thema Diversity
einsetzen und so eine offene und
wertschätzende Kultur entsteht.
Wo sehen Sie die Herausforderungen zu LGBT*IQ Diversity bei
Hogan Lovells in den kommenden Jahren?
Dr. Stefan Schuppert: Gerade nach der Pandemie und in Zeiten vieler sehr präsenter Krisen ist es wichtig, die Mitarbeitenden wieder für LGBT*IQ und andere Diversity Themen zu sensibilisieren. Hier möchten wir so viele Anreize wie möglich schaffen. Wir bieten spannende Lunch Talks mit externen und internen Redner_innen an, Workshops, Teamevents und vieles mehr. Denn häufig ist es die Unwissenheit, die zu Unsicherheit führt, und hier können wir unsere Mitarbeitenden konkret unterstützen – z.B. mit unserer Guideline für gendersensible Sprache, die wir seit Anfang des Jahres in unserer allgemeinen internen und externen Kommunikation anwenden. Wir legen großen Wert darauf, allen Menschen in unserer Kanzlei jeden Tag ein offenes Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sie sie selbst sein können.
Welche gemeinsamen Initiativen zu LGBT*IQ-Diversity haben Sie
besonders in Erinnerung und auf welche Projekte freuen Sie sich
in der kommenden Zeit?
Dr. Stefan Schuppert: Ich erinnere mich an viele tolle gemeinsame Initiativen, die wir mit PROUT AT WORK in den vergangenen fünf Jahren durchgeführt haben. Da wären zum einen unsere vielfältigen und inspirierenden Netzwerk- und Awareness Workshops, oder das ToGathering-Event zum Thema Inklusive Sprache mit Mandant_innen und das PROUT AT WORK DINNER BEYOND BUSINESS mit sehr interessanten Keynote Speaker_innen. Wir können gar nicht genug tun, um die Sichtbarkeit der LGBT*IQ Community weiter voran zu treiben, daher freue mich auf viele weitere spannende Projekte in unserer Kooperation.
Lieber Dr. Stefan Schuppert, vielen Dank für das Gespräch!

BUNDESFREIWILLIGENDIENST BEI PROUT AT WORK
„Mir ist es wichtig, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, offen mit ihrer Sexualität umzugehen ohne Angst vor Diskriminierung.“
Nach meinem Schulabschluss 2021 stand ich vor der großen Frage, was ich mit meinem Leben eigentlich anfangen will. Mir war klar, dass ich mich nicht sofort in eine Ausbildung oder ein Studium stürzen, sondern erst ein wenig praktische Erfahrung sammeln möchte. Auf meiner Suche nach einer geeigneten BFD-Stellen habe ich PROUT AT WORK entdeckt und war sofort begeistert von der Arbeit, die die Stiftung leistet.
Warum LGBT*IQ?
Ich bin in einer Familie und einem Freundeskreis aufgewachsen, in dem das Thema LGBT*IQ zwar nicht alltäglich, aber dennoch immer wieder präsent war. Dadurch habe ich früh angefangen, mich mit den verschiedenen Dimensionen der Community und auch mit meiner eigenen Verbindung zu LGBT*IQ auseinanderzusetzen. Im Laufe der Zeit bemühte ich mich, im Alltag und auf meinen privaten Social-Media-Kanälen immer wieder auf verschiedene Awareness Tage und die Belange der LGBT*IQ-Community hinzuweisen.
Dass ich auf PROUT AT WORK als Einsatzstelle gestoßen bin, war ein großer Zufall. Die Chance, mich für dieses Thema noch stärker einsetzen zu können, wollte ich auf jeden Fall ergreifen. Mir ist es wichtig, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, offen mit ihrer Sexualität umzugehen ohne Angst vor Diskriminierung, sei es im Alltag, in der Schule oder in der Arbeit.
Inwiefern bereichert mich der Bundesfreiwilligendienst bei PROUT AT WORK?
Meine Sorge, ich könnte in der Anfangszeit mehr Arbeit für meine Kolleg_innen bedeuten, als dass ich ihnen abnehme, war vollkommen unbegründet. Schon in den ersten Wochen erhielt ich Aufgaben, die ich selbstständig bearbeiten und abschließend bei einem gemeinsamen Feedback besprechen konnte. Auf diese Weise lernte ich, dass es vollkommen in Ordnung ist, nicht sofort alles perfekt zu beherrschen und Fehler zu machen. Bei Fragen konnte ich auf alle zugehen und auch in stressigen Phasen wurde mir immer geholfen, wodurch ich mich im Team sofort wohlgefühlt habe.
Im Laufe des Jahres bekam ich die Möglichkeit, in verschiedenste Projekte und Aufgabenbereiche reinzuschnuppern. So half ich bei der Vorbereitung der jährlichen PROUT AT WORK-Konferenz, erstellte Interviews für unsere PROUT EMPLOYER und gestaltete Beiträge für Social Media und die Website.
Ich lernte, mit den verschiedenen Social-Media-Plattformen und Photoshop umzugehen. Der kreative Teil der Arbeit machte mir besonders Spaß. Schon bald waren wir „Bufdis“ für genau diese Art der externen Kommunikation größtenteils verantwortlich. Im kleinen Team sprachen wir uns ab, wie wir Postings konzipieren wollen und wann sie veröffentlicht werden. Wir erstellten den monatlichen Newsletter und hielten die Website aktuell.
Mein größtes Projekt übernahm ich im Frühling 2022, als mir die unterstützende Leitung des PRIDE DAY GERMANY zugeteilt wurde. In der Vorbereitungsphase des PRIDE DAY war ich zunächst für die „Hintergrundarbeit“ zuständig. Als dann die Hauptphase des Projekts näher rückte, zählte auch die direkte Kommunikation mit Unternehmen zu meinen Aufgaben. Am PRIDE DAY GERMANY selbst durfte ich die Koordination der verschiedenen Bereiche bestehend aus Social Media, Website und Kommunikation sogar hauptverantwortlich übernehmen. Trotz der für mich ungewohnten Verantwortung habe ich mich sehr über die Chance gefreut und einiges an Erfahrung sammeln können.
Mein Fazit:
Als ich meinen Bundesfreiwilligendienst anfing, hatte ich nur eine vage Vorstellung, wie meine Arbeit aussehen würde. Rückblickend kann ich sagen, dass das Jahr abwechslungs- und lehrreicher war, als ich es erwartet hätte. Ich habe nicht nur praktische Kenntnisse dazugewonnen, sondern auch gelernt, wie wichtig gute Zusammenarbeit ist. Die Arbeit bei PROUT AT WORK hat mir extrem viel Spaß gemacht, wozu auch die offene und entspannte Atmosphäre im Team beigetragen hat. Mich dabei gleichzeitig für mehr Gleichberechtigung der LGBT*IQ-Community einzusetzen, ist eine Erfahrung, die ich definitiv nicht missen möchte.

PROUT EMPLOYER ERGO
„Ich glaube, dass neben der reinen Sichtbarkeit, die wir z.B. mit pride-Netzwerken erreichen, auch weitere Dinge wichtig sind. Wir müssen auf unbewusste Vorurteile hinweisen (Unconscious Bias). Wir brauchen eine geschlechterinklusive Sprache. “
Markus Bader ist 45 Jahre alt und lebt mit seinem Partner in Hamburg. Nach seinem Studium Wirtschaftsinformatik ist er 2002 bei der Hamburg Mannheimer Versicherung, Teil des ERGO-Konzerns, als IT-Koordinator eingestiegen. Nach 3 Jahren konnte er eine erste Führungsposition als Gruppenleiter in diesem Bereich übernehmen. 2013 hatte er die Gelegenheit in eine Abteilungsleiter-Position in der ITERGO, dem IT-Dienstleister des ERGO-Konzerns, einzusteigen. Aus der IT heraus ist er 2018 mit einem Schritt ins Business als Bereichsleiter für die Leben Klassik Operations gegangen.
Was bedeutet es für Sie als Führungskraft bei ERGO, sich für mehr LGBT*IQ Diversity und Visibilität einzusetzen?
Markus Bader: Ich finde es als schwule und geoutete Führungskraft wichtig, mich für mehr Sichtbarkeit einzusetzen und freue mich, dass wir seit etwas über 2 Jahren auch ein pride-Netzwerk haben und ich mich dort einbringen kann. Wir wissen, dass es noch viele LGBT*IQ-Menschen gibt, die sich gegen ein Outing im beruflichen Kontext entscheiden, weil sie dadurch Nachteile befürchten. Es braucht Vorbilder, die deutlich machen, dass die Wahl deines Jobs und deine angestrebten Karriereziele nicht abhängig von deiner sexuellen Orientierung sind.
Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn in Bezug auf LGBT*IQ geprägt?
Markus Bader: Tatsächlich habe ich in den ersten (ungeouteten) Berufsjahren die Erfahrung gemacht, dass über geoutete KollegInnen abfällige Bemerkungen bezüglich ihrer sexuellen Orientierung gemacht wurden. Nicht immer und oft, aber es kam vor. Das hat mich für die kommenden Jahre durchaus geprägt. Ich fühlte mich damals noch nicht bereit, mich dem auszusetzen. Das Selbstbewusstsein, mich bei Kollegen zu outen, hat sich erst einige Jahre später entwickelt. Ich habe aber nie Ablehnung oder Nachteile erfahren und bin bis heute glücklich und dankbar, dass ich mit meiner Sexualität bei meinem Arbeitgeber offen umgehen kann. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass neben den vielen anderen Diversity-Themen auch das Thema LGBT*IQ mit dem Pride-Netzwerk bei ERGO eine Institution bekommen hat.
Sie setzen sich bei ERGO für LGBT*IQ-Diversity ein, inwieweit erfahren Sie dabei von Ihren Kolleg_innen Unterstützung?
Markus Bader: Von meinen unmittelbaren Kolleginnen und Kollegen empfinde ich die Normalität und Selbstverständlichkeit, die meinem Lebensmodell entgegengebracht wird, als die eigentlich starke Unterstützung. Nie habe ich heute das Gefühl, dass jemand z.B. die Nachfrage vermeidet, wie denn der Sommerurlaub mit meinem Partner war, nur um das Thema nicht anzuschneiden. Im Gegenteil – ich erlebe genauso viel Interesse an meinem Leben und Partnerschaft, wie ich das bei anderen erlebe.
pride@ergo wurde von engagierten Kolleg:innen gegründet.
Das Diversity Management Team bietet vom Netzwerkaufbau bis heute Unterstützung und die Patin unseres Netzwerks ist unsere Personalvorständin. Das ist ein wichtiger Beitrag seitens des Arbeitgebers und zeigt mir auch, dass das Thema von Bedeutung ist und gesehen wird.
Sie waren 2021 und 2022 Teil der PROUT Executives Liste, herzlichen Glückwunsch nochmals! Was hat das für Sie bedeutet und wie haben Sie die Reaktionen darauf wahrgenommen?
Markus Bader: Über die Listenplätze der Prout Executives Liste habe ich mich sehr gefreut. Für mich persönlich war das auch noch mal ein spannender Prozess – ich bin nicht so sehr auf meinen Social Media Kanälen aktiv, bzw. eher Konsument als Creator. Den Listenplatz dann auf u.a. auf LinkedIn zu teilen war für mich noch mal eine neue Erfahrung – und ich habe danach wiederum ausnahmslos positive Rückmeldungen erhalten – von bisher unbekannten Menschen, von Menschen, die ich aus dem Auge verloren habe, aber auch aus dem direkten Umfeld.
Welche konkreten Maßnahmen für mehr LGBT*IQ-Diversity sind Ihnen im Moment ein Anliegen
Markus Bader: Ich glaube, dass neben der reinen Sichtbarkeit, die wir z.B. mit pride-Netzwerken erreichen, auch weitere Dinge wichtig sind. Wir müssen auf unbewusste Vorurteile hinweisen (Unconscious Bias). Wir brauchen eine geschlechterinklusive Sprache. Sprache und Bild unseres Markenauftritts haben wir in der ERGO schon überarbeitet. Das geht sicher nicht alles von heute auf morgen, ein Anfang ist in jedem Fall gemacht, aber hier muss es stetig weitergehen und ERGO sich immer weiter entwickeln.
Lieber Markus Bader, vielen Dank für das Gespräch!

Update vom 16. März 2023: Der Bundestag hat am 16. März beschlossen, die bestehende Diskriminierung bei der Blutspende zu beenden. Durch die Änderung des Transfusionsgesetz ist die Bundesärztekammer jetzt dazu verpflichtet neue Richtlinien für die Blutspende zu erlassen.
Konkret heißt es im Beschluss: „Die Bewertung eines durch das Sexualverhalten bedingten Risikos, das zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führt, hat auf Grundlage des jeweiligen individuellen Sexualverhaltens der spendewilligen Person zu erfolgen. Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität der spendewilligen Person oder der Sexualpartnerinnen oder der Sexualpartner der spendewilligen Person dürfen bei der Bewertung des Risikos, das zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führt, nicht berücksichtigt werden.“
Update zum Thema Blutspende: Laut aktuellen Berichten soll ab dem 01. April 2023 ein weiterer Schritt gegen die Diskriminierung schwuler und bisexueller Männer sowie trans* Personen getätigt werden. Damit wird eine Bestimmung aus dem aktuellen Koalitionsvertrag erfüllt. Momentan gibt es eine Rückstellungsfrist von vier Monaten für „Menschen mit sexuellem Risikoverhalten“.
Mit der neuen Regelung soll der Bundesärztekammer per Gesetz vorgeschrieben werden, innerhalb von vier Monaten in Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut die Blutspende-Richtlinie so anzupassen, dass die viermonatige Rückstellungfrist von schwulen und bisexuellen Männern sowie von trans* Personen aufgrund von sexuellen Kontakten mit mehr als einer Person wegfällt. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte hierzu: „Blutspende ist eine Sache von Risikoverhalten, nicht von sexueller Orientierung. Versteckte Diskriminierung darf es auch bei diesem Thema nicht geben.“ Hiermit macht Lauterbach deutlich, dass die Rückstellung von der Blutspende ein veraltetes, diskriminierendes Konzept ist und das Risikoverhalten (in diesem Fall häufig wechselnde Sexualpartner*innen) aller Menschen gleich bewertet werden sollte.
Um was geht es dabei aber eigentlich? Lesen Sie mehr zum Thema auf unserer Website.
Kritische Massen bewegen
Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden und LGBT*IQ-Themen vorantreiben.

Der Internationale Tag der Menschenrechte ist ein Gedenktag, der jährlich am 10. Dezember stattfindet und im nächsten Jahr sein 75. Jubiläum erreichen wird. 1948 einigte sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen auf eine Allgemeine Erklärung für Menschenrechte, welche von 48 Staaten unterzeichnet wurde.
Nach dem Ende des Nationalsozialistischen Regimes und den Grauen des zweiten Weltkrieges sollte eine umfassende Grundlage für ein weltweites Verständnis geschaffen werden, in welchem alle Menschen gleich sind.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte auf einen Blick:
Im Zentrum dieser Erklärung steht die universelle Gültigkeit grundlegender Rechte, die jeder Mensch von Geburt an innehat und die unabhängig sind von Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Kultur oder anderen Zugehörigkeiten.
Zu den festgehaltenen Grundsätzen gehören zum Beispiel das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit, ein Verbot von Sklaverei und Folter, Gedanken-, Glaubens-, und Meinungsfreiheit, das Recht auf Bildung, Arbeit, Gesundheit und viele weitere, wie beispielsweise das Recht auf Staatsangehörigkeit und politische Teilhabe.
Zum ersten Mal in der Geschichte wurden damit Rechte ausformuliert, die für einen jeden Menschen gleich gelten sollen. Dennoch ist die allgemeine Erklärung für Menschenrechte nicht völkerrechtlich bindend. Zwar haben sich viele Staaten (wie zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland) entschlossen, ihre Verfassungen an den Menschenrechten auszurichten und diese damit teilweise rechtlich bindend zu machen. Eine weltweit gültige Pflicht, z.B. auch über die Vereinten Nationen hinaus, Menschenrechte einzuhalten und Organe, die eine Durchsetzung gewährleisten könnten, gibt es aber nicht.
Insbesondere vor diesem Hintergrund ist der Internationale Tag der Menschenrechte ein wichtiger Moment, um daran zu erinnern, dass diese universellen Rechte noch längst nicht universell geltend gemacht werden können. Menschenrechte sind die vielleicht wichtigste Messlatte und Grundlage, um eine demokratische Welt zu schaffen, in der alle Menschen vor Staat, Gesetz und Mitmenschen gleich sind. Deshalb machen auch wir als Stiftung klar, dass unser Thema, die Chancengleichheit von LGBT*IQ in der (Arbeits-)Welt, als ein Thema der Menschenrechte und Menschenwürde verstanden werden muss. Wir schließen uns dem diesjährigen Slogan des Internationalen Tags der Menschenrechte an und stehen ein für
„Dignity, Freedom, and Justice for All“!
Mehr zum diesjährigen Motto und dem Human Rights Day finden Sie auf der Website der Vereinten Nationen.
Kritische Massen bewegen
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Gleiche rechte für alle?
Im ZDF Magazin Royale hat Jan Böhmermann mit trans* Feindlichkeit abgerechnet und trans* Personen eine Stimme gegeben. Dabei geht es vor allem um das Recht der freien Entfaltung für alle, welches im Grundgesetz verankert ist (vgl. Art. 2 GG). Für diese freie Entfaltung der Persönlichkeit müssen aber auch heute noch trans* Personen hart kämpfen. Denn nach dem aktuell geltenden „Transsexuellengesetz“ müssen sich diese noch stark entwürdigende und diskriminierende Verfahren zur Anpassung ihres Personenstands an ihre geschlechtliche Identität unterziehen. Erst nächstes Jahr soll das 40 Jahre alte Gesetz vom neuen Selbstbestimmungsgesetz abgelöst werden. Einige Politiker_innen und TERFS (trans excluding radical feminsits) wollen dies mit allen Mitteln verhindern und trans* Personen somit ihre eigene geschlechtliche Identität absprechen und die freie Entfaltung einschränken.
„Nicht trans-sein ist Mode – sondern transFeindlichkeit“
Abgerechnet wird besonders mit Alice Schwarzer, der Chefredakteurin der Zeitschrift Emma, welche das trans* Dasein als „Mode“ betitelt. Auch AfD-Politikerin Beatrice von Storch und ihre trans* feindliche Propaganda, welche die Existenz von trans* Menschen regelrecht leugnet, führt Böhmermann in seiner Show vor und zeigt auf, was wirklich dahintersteckt. Der Satiriker liefert Einblicke in die Strukturen und Machteinflüsse, die hinter trans* feindlichen Akteur_innen und Kampagnen stehen. Oftmals sind das nämlich ganze Netzwerke und einflussreiche Persönlichkeiten. Dazu zählen beispielsweise auch zwei Oligarchen, die mit dem russischen Präsidenten zusammenarbeiten und bis 2018 rund 188 Millionen Dollar in europäische anti-gender bzw. anti-trans* Kampagnen investiert haben oder auch die amerikanische „Alliance Defending Freedom“ (ADF), welche bisher 23 Millionen Dollar in trans* feindliche Kampagnen und Werbespots investiert hat. Hierbei werden oftmals typische trans* feindliche Argumente genutzt.
„Gewalt gegen Frauen findet meistens nicht in der Damenumkleide statt, sondern zuhause“
Böhmermann entkräftet in seiner Show die typischen Argumente gegen trans* Personen und thematisiert das beschlossene Selbstbestimmungsgesetz. So argumentiert er gegen das „Eindringen von trans* Frauen in Frauenschutzräume“ und das „Ausnutzen der Frauenquote“, indem er auf die Gewalt gegen Frauen eingeht, die meistens im eigenen zuhause stattfindet und nicht in der öffentlichen Umkleidekabine. Gegen das Ausnutzen der Frauenquote durch trans* Frauen argumentiert der Satiriker, dass Menschen es mit der „Männerquote“ doch sowieso viel leichter hätten, also für was sollte man aus diesem Grund den Personenstand ändern? Auch das oft verwendete Argument des biologischen Geschlechts entkräftet der Moderator, indem er zeigt, dass es mehr als nur zwei biologische Geschlechter gibt.
Trans* Feindlichkeit ist ein alltägliches Übel unserer Gesellschaft, welches nicht nur stark diskriminierend ist und Menschen ihre Identität absprechen möchte, sondern auch gegen das Grundgesetz verstößt. Jede_r sollte die eigene Identität zu jeder Zeit und an jedem Ort uneingeschränkt und ohne Angst vor negativen Konsequenzen und Gewalt ausleben können. Wenn Sie ihre trans* Kolleg_innen zu einem diskriminierungsfreien Alltag auch am Arbeitsplatz verhelfen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren kostenlosen HOW TO-Leitfaden zum Thema trans* und Transition am Arbeitsplatz.
WEITERE TIPPS FÜR TRANS* PERSONEN
Hier auf einen Blick ein Auszug zu weiteren Hilfestellungen:
- Suchen Sie Verbündete und Role Models im Unternehmen
- Wenn möglich, legen Sie mit dem Unternehmen gemeinsam einen Kommunikations- und Vorgehensplan an.
- Ganz wichtig: Sie bestimmen das Tempo!
- Vernetzen Sie sich mit dem LGBT*IQ-Netzwerk, falls ein solches vorhanden ist. Wir haben eine Liste von LGBT*IQ-Netzwerken in Unternehmen und Organisationen zusammengestellt.
TIPPS FÜR UNTERNEHMEN UND ALLIES
- Ein Transition Guide gibt klar vor, wer zuständig ist. Beachte: die trans* Person bestimmt das Tempo und ob eine Maßnahme umgesetzt werden soll. Jede Transition ist individuell
- Namens- und Pronomenänderung schon vor amtlicher Enscheidung ermöglichen
- Schulungen sensibilisieren HR und Führungskräfte
- Aufbau und Stärkung eines internen LGBT*IQ-Netzwerk mit eigenen Ansprechpartner_innen für trans*
- Informieren Sie sich über das Thema trans*
- Nutzen Sie eine genderinklusive Sprache, fragen Sie nach den Pronomen einer Person, damit sie die von der trans* Person gewählten und nicht deren Deadname verwenden. Unter Deadname versteht man den alten, ablegten Namen einer trans* Person.
- Stellen Sie nur Fragen, die Sie auch selbst beantworten würden
- Setzen Sie sich bewusst für die Rechte und gegen die Diskriminierung von trans* Personen ein
Beratungsstellen
BUNDESVERBAND TRANS*
„Der Bundesverband Trans* (BVT*) versteht sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen auf Regional-, Landes- und Bundesebene, deren gemeinsames Bestreben der Einsatz für geschlechtliche Vielfalt und Selbstbestimmung und das Engagement für die Menschenrechte im Sinne von Respekt, Anerkennung, Gleichberechtigung, gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheit von trans* bzw. nicht im binären Geschlechtersystem verorteter Personen ist.“
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR TRANSIDENTITÄT UND INTERSEXUALITÄT E.V.
„Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken. Sie soll Betroffene und Interessierte beraten und betreuen, sofern dies gewünscht wird. Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sollte die (Re-)Integration von Betroffenen in den Arbeitsprozess sein, um so der Gefahr des sozialen Abstiegs zu begegnen, der heutzutage noch mit dem sozialen Wechsel verbunden ist. Sie tritt für mehr Offenheit der eigenen Identität gegenüber ein und trägt der Vielfalt menschlichen Daseins Rechnung.“
TRANSMANN E.V.
„Bundesweiter, auf ehrenamtlicher Basis agierender und gemeinnütziger Verein für alle Frau-zu-Mann (FzM/FtM) Trans* und Inter*-Personen.“
TRANSINTERQUEER E.V.
„TrIQ ist ein soziales Zentrum und ein politisch, kulturell und im Forschungsbereich aktiver Verein, der sich für trans-, intergeschlechtliche und queer lebende Menschen in Berlin und darüber hinaus einsetzt.“
TRANS*INTER*BERATUNGSSTELLE
„Das Projekt der Münchner Aids-Hilfe e.V. ist gleichermaßen für trans* und inter* Menschen sowie deren Angehörige und Freund_innen da.“
TGEU
„TGEU ist eine mitgliederbasierte Organisation, die im Jahr 2005 gegründet wurde. Seitdem ist TGEU stetig gewachsen und hat sich mit 157 Mitgliedsorganisationen in 47 verschiedenen Ländern als legitime Stimme für die trans* Gemeinschaft in Europa und Zentralasien etabliert.“