
Allyship als Individuum
Für die richtigen Schritte in Richtung erfolgreichem Allyship als Individuum empfehlen wir prinzipiell, sich die folgenden fünf allgemeinen Handlungsschritte zu Herzen zu nehmen:
- Informieren
- Reflektieren
- Empathische Perspektive einnehmen
- Aktiv werden
- Am Ball bleiben
Nicht nur für Themenneulinge scheint die Welt rund um die queere Community oft vielschichtig und kompliziert – wo also anfangen, um die eigene Unterstützung zu zeigen? Wir haben für Sie einige Denkanstöße gesammelt, wie Sie sich als Individuum auf die Reise begeben können, um Queer Ally zu werden!
Informieren Sie sich!
Der Einstieg ist manchmal leichter als gedacht! Es gibt eine Fülle an Medien wie Bücher, Filme, Serien, Podcasts und Weitere, wodurch Ihnen ganz niederschwellig Zugang zu queeren Themen, Realitäten und Welten ermöglicht wird. In unserer Rubrik Gut zu wissen finden Sie von uns zusammengestellte und fortlaufend kuratierte Listen mit Leseempfehlungen, Filmen und Serien sowie Podcasts und Musik von, für und aus der queeren Community.
Reflektieren sie das neue wissen und positionieren sie sich
Gerade wenn Sie erst beginnen, sich mit queeren Themen vertraut zu machen, scheint der Schritt zu einer konkreten Positionierung oft eine Hürde zu sein: Wie zeige ich meine Unterstützung für die queere Community nach außen, wenn ich selbst nicht Teil der Community bin? Bringe ich mich dadurch in unangenehme Gesprächssituationen, denen ich mich noch nicht gewachsen fühle? Ich bin selbst queer, habe aber noch mit niemandem darüber gesprochen – was nun?
Es gibt viele Gründe, hier zögerlich zu sein und noch mehr es nicht zu sein! Für queere Menschen im Arbeitsumfeld ist es oft schon eine unglaubliche Erleichterung zu wissen, dass es Menschen gibt, die Ihnen gegenüber aufgeschlossen und nicht etwa ablehnend oder feindlich eingestellt sind. Aber genauso wie wir es queeren Menschen nicht ansehen, dass sie queer sind, lässt sich oft nicht erkennen, ob eine Person queerfreundlich ist oder nicht. Eine ganz einfache Möglichkeit, die eigene Offenheit zu signalisieren, sind kleine Symbole und Zeichen – zum Beispiel durch ein Pride Symbol und die Nennung der eigenen Pronomen in der E-Mail-Signatur, durch Sticker am Laptop oder am Spint oder durch regenbogenfarbene Lanyards für den Dienstausweis.
Nehmen sie empathische perspektiven ein
An Ihrem Arbeitsplatz gibt es bestimmt einige feste Interessensgruppen, Netzwerke oder sogenannte Employee Resource Groups. Wenn es in Ihrem Unternehmen ein solches Netzwerk für die queere Community gibt, dann treten Sie diesem bei. Dort finden Sie die erste Anlaufstelle, um mit queeren Themen und vor allem queeren Menschen und deren Allies in Kontakt zu kommen. Beim queeren Netzwerk in Ihrer Organisation erfahren Sie mehr über deren spezifische Themen in Ihrem Unternehmen und darüber hinaus und werden schlussendlich unterstützend aktiv. Wir haben eine Liste mit Unternehmensnetzwerken und queeren Organisationen zusammengestellt, die wir kennen, oder die schon einmal mit uns in Kontakt getreten sind. Vielleicht ist Ihre Firma auch dabei? Außerdem haben wir einige wichtige Punkte zusammengefasst, die es bei der Gründung eines solchen Netzwerks zu beachten gilt!
Werden sie aktiv und stehen sie für ihre position ein
Leider ist es nach wie vor so, dass queerfeindliche Denkweisen, Sprache, Kommentare und Witze tief in der Art verankert sind, wie wir miteinander umgehen. Manchmal ist es „nicht so gemeint“ oder die Person ist sich nicht bewusst darüber, dass etwas queerfeindlich ist – viel häufiger aber ist das durchaus der Fall. Wenn Begriffe, die queere Menschen bezeichnen, in einem negativen Zusammenhang oder als Abwertung verwendet werden, dann ist das für Personen, die queer sind, immer auch verletzend. Egal, ob sie sich vermeintlich daran gewöhnt haben oder es Einzelne gibt, die behaupten, sich davon nicht verletzen zu lassen.
Stellen Sie sich vor, bestimmte Merkmale Ihrer Identität würden verwendet werden, um abwertende, negative Aussagen über etwas oder jemanden zu machen. Queere Personen sind es gewohnt, so etwas herunterzuschlucken oder jedes mal aufs Neue die Entscheidung zu treffen, ob sie sich dagegen wehren – nicht selten unter konkreter Gefahr, Gewalt zu erleben. Deshalb ist es umso wichtiger, verlässliche Verbündete zu haben, die zeigen, dass queerfeindliches Verhalten weder akzeptabel, noch tolerierbar ist. Schreiten Sie ein, wenn Sie mitbekommen, dass sich Kolleg_innen, Freund_innen oder Familienangehörige bewusst oder unbewusst diskriminierend verhalten. Sprechen Sie die Situation oder das Verhalten an und benennen Sie den verletzenden Gehalt dieser Handlungen.
Bleiben Sie am ball und machen sie queere themen zur alltäglichkeit
Die hier empfohlenen Anregungen können als aufeinander aufbauend verstanden werden. Das bedeutet auch, dass sie nicht mit einem Durchlauf abgehakt sind. So wie sich die Welt um uns herum stetig verändert, so tun es oft auch die Schwerpunkte innerhalb bestimmter Themen. Manche dieser Veränderungen gehen schnell vonstatten, andere brauchen länger. Es ist zum Beispiel heutzutage wesentlich einfacher, über queere Themen zu sprechen, weil viele der Begriffe rund um queeres Leben viel bekannter geworden sind, als sie es noch vor 20 Jahren gewesen sind. Dennoch kennen auch Sie sicherlich Situationen, in denen auch wohlmeinende Menschen sich schwer damit tun, zum Beispiel das Wort schwul auszusprechen, weil es immer noch von vielen Menschen als negativer und abwertender Begriff verwendet wird. Die Art, wie wir über Dinge sprechen, beeinflusst ungemein stark, wie sie wahrgenommen werden.
Sprechen Sie deshalb ganz alltäglich von Ihren Erfahrungen, die Sie in den vorangegangenen Schritten gemacht haben! Erzählen Sie Ihren Freund_innen von den Büchern, Filmen oder Podcasts, die Sie gehört haben, und was Ihnen daran gefallen hat, genauso wie Sie über Ihre anderen Lieblingsmedien sprechen. Teilen Sie mit Ihrer Familie, dass Sie sich im queeren Netzwerk Ihres Unternehmens einbringen und sich dort für mehr Vielfalt und gegen Diskriminierung engagieren. Diskutieren Sie mit Ihren Kolleg_innen darüber, wenn Sie eine Situation beobachtet haben, in der queerfeindliches Verhalten stattgefunden hat. Es gibt unter ihnen auch queere Menschen und diese werden wissen, dass sie auf Sie zählen können!
Sie möchten wissen, was auf Organisationsebene getan werden kann, um queere Menschen zu unterstützen?