Torsten Ebsen

MYSTORY mit …

torsten
39 Jahre, hamburg

„Wenn ich auf mein Leben blicke, dann bin ich froh.
Froh, weil es so herrlich normal ist. Und das ist
nicht selbstverständlich.“

Veröffentlicht: Mai 2022

Ein ganz normales Leben.

Mir ist bewusst, dass es noch viele Probleme auf der Welt gibt und wir noch lange nicht am Ziel sind. Viele Generationen haben bereits gekämpft und viele Generationen werden noch weiterkämpfen müssen.

Wenn ich auf mein Leben blicke, dann bin ich froh. Froh, weil es so herrlich normal ist. Und das ist nicht selbstverständlich. Ich fühle mich angekommen und möchte positiv darauf schauen, wie weit wir schon gekommen sind.

Seit 17 Jahren lebe ich mit meinem Partner zusammen, 2011 haben wir unsere Lebenspartnerschaft begründet und 2018 endlich heiraten können. Jedes dieser Ereignisse war ein Fest mit vielen Freunden und mit der gesamten Familie.

In dieser ganzen Zeit und auch davor musste ich keine Diskriminierung erfahren (jedenfalls nicht bewusst) und es wurden mir bzw. uns keine Steine in den Weg gelegt.

Es gab nie Probleme, eine Wohnung zu bekommen. An keinem Arbeitsplatz kam der Gedanke auf, meine sexuelle Orientierung thematisieren zu müssen oder gar zu verheimlichen. Familie und Freund_innen haben seit jeher mein Lebensmodell akzeptiert und nie in Frage gestellt, eher noch unterstützt. Es gibt weitere queere Familienmitglieder und glückliche Kinder in deren Beziehungen. Der Freundeskreis ist bunt gemischt (diverse Nationalitäten, sexuelle Orientierung, HIV-positiv/negativ, Männer und Frauen) und gemeinsam genießen wir das Leben. Ob zu Hause, in Bars, Restaurant, auf Veranstaltungen, im Urlaub und was noch alles dazugehört, wir nehmen offen und sichtbar am Leben in der Gesellschaft teil.  Und das Beste daran ist, ich verschwende in der meisten Zeit gar keinen Gedanken daran, ob wir nicht „normal“ sein könnten. Es tut einfach nichts zur Sache, solange es uns gut geht und wir uns wohl und sicher fühlen.

Mein schönstes Erlebnis, was all dies widerspiegelt, ist die Anschaffung unseres wundervollen Schrebergartens. An dem Tag, als wir uns dem Kleingartenvorstand vorstellten, erhielten wir einfach nur den nordisch trockenen Kommentar:

„Seid ihr Brüder, Freunde oder ein Paar? Ach egal, wir haben hier schon alle Konstellationen. Willkommen im Verein.“

Es ist einfach ein ganz normales Leben und das im besten, positivsten Sinne.

Ich wünsche mir, dass wir uns irgendwann keine Gedanken mehr machen müssen, wer wir sind, was wir tun und woher wir kommen. Keiner soll sich mehr rechtfertigen oder zurückstecken müssen. Es soll zukünftig nicht mehr notwendig sein, Debatten zu führen. Es darf einfach kein Thema mehr sein, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Ich wünsche mir, dass jeder Mensch sein ganz normales Leben führen kann.

Lieber Torsten, vielen Dank für YourStory!