Wir freuen uns beim ersten Rainbow-Day am 13. Juli an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main dabei zu sein.

Die Karriere- und Kontaktmesse ermöglicht allen Interessierten eine außergewöhnliche Gelegenheit, in einer angenehmen Atmosphäre in Gespräche mit Unternehmen zu treten, die eigenen Karrierechancen auszuloten und zu erfahren, wie eine moderne Firma allen Mitarbeitenden ein zeitgemäßes, wertschätzendes Arbeitsumfeld bietet.

Zum Austausch bieten sich die Standgespräche an den Messeständen im Hörsaalzentrum an, die über die Unternehmensstände hinausgehen. Denn viele weitere Partner_innen des Rainbow-Day sind vertreten: Hochschulinstitutionen, studentische Vereine, die Presse – allen ist Diversität wichtig.

Das Rahmenprogramm mit Vorträgen und Panels geht inhaltlich noch einen Schritt weiter und ist auch für alle diejenigen interessant, welche aktuell keinen (neuen) Karriereweg einschlagen möchten.

In der Besucher_innenlounge bietet sich Platz zum verweilen und austauschen, kostenfreie Getränke stehen hier zur Verfügung.

RECAP

Wir durften am Donnerstag, den 4. Mai 2023, Maxi Pichlmeier als Gast bei unserem PROUT PERFORMER Lunch Talk begrüßen.

Hier gelangt Ihr zur Aufzeichnung des Gesprächs:

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Über Maxi:
Foto_Maxi Pichlmeier_Lunch Talk
© Vera Johannsen

Wer Maxi nicht kennt: Digitale Medien sind ihm alles andere als fremd und er hat einiges zu sagen, wenn es um queeres Leben, Politik und Medien geht. Denn: Queersein ist auch 2023 politisch! Auf Maxi Pichlmeiers TikTok-Account geht es um queere News, queere Politik und die Gay Community, zu der er selbst gehört. In seinen Videos verarbeitet er eigene Erlebnisse und will News an junge (queere) Menschen bringen.

Im Gespräch mit… Rea Eldem und Frauke Becker

Rea Eldem ist Gründerin und Geschäftsführerin von IN-VISIBLE, Berliner Agentur für gendergerechte Arbeitskultur. IN-VISIBLE berät Unternehmen in Hinblick auf Gender- und Diversitätsstrategien. Rea Eldem hat einen Hintergrund in Gender Studies und Kulturwissenschaften.

Gender, sexuelle Identität, Sexismus, Geschlecht, sexuelle Orientierung

– ganz schön viele verschiedene Begrifflichkeiten, die manchmal auch noch falsch genutzt werden. Das macht es oft nicht einfacher für Menschen, die beginnen, sich mit den Themen rund um Chancengleichheit, Antidiskriminierung und Geschlechtergerechtigkeit (am Arbeitsplatz) auseinanderzusetzen.

Es gibt viele Faktoren, die die Identität eines Menschen ausmachen. Die eingangs genannten Begriffe gehören dazu und sind auf ganz alltäglicher Basis für sehr viele Menschen Grundlage von Diskriminierung und Ungleichheit. Um hier tiefer einzusteigen, haben wir Rea und Frauke zu einem Austausch eingeladen. Im Interviewgespräch zeigen sie uns, was der Unterschied zwischen sexueller Identität und Gender-Identität ist und warum sie trotzdem zusammen gedacht werden dürfen und sollten.

Rea: Fangen wir vielleicht mit einer kleinen Vorstellung und Positionierung an. Ich heiße Rea, bin Gründerin und Geschäftsführerin von IN-VISIBLE, Agentur für Gendergerechtigkeit. Und du?

Frauke: Mein Name ist Frauke und ich arbeite als Stiftungsreferentin bei der PROUT AT WORK-Foundation. Dabei ist meine Motivation, LGBT*IQ sichtbar zu machen, auch Diskriminierungen aufzuzeigen und dafür zu sorgen, dass alle ihr wahres Ich auch am Arbeitsplatz zeigen können, ungeachtet von sexueller und geschlechtlicher Identität.

Rea: Bei unseren Workshops beobachten wir ganz schön viel Verwirrung zum Zusammenspiel von Gender- und sexueller Identität. Manchmal denken Teilnehmer*innen, das sei das gleiche. An anderer Stelle fällt es Personen schwer, zu verstehen, dass die beiden Konzepte – obwohl unabhängig voneinander – auch gemeinsam betrachtet werden können. Also, fangen wir vielleicht mal mit einer Definition an. Frauke, ihr setzt euch, wie du eben erwähnt hast, vor allem für Themen rund um LGBT*IQ ein. Was ist das?

Frauke: LGBT*IQ steht für Lesbian, Gay, Trans*, Inter* und Queer. In diesem Akronym ist aber natürlich auch für mehr (Selbst-)Definitionen Platz. Zusammengefasst steht LGBT*IQ quasi für alles, was von der heteronormativen, cis-geschlechtlichen Norm abweicht. Menschen, die also beispielsweise lesbisch und trans* sind. Hier kommen also die Begriffe ‘sexuelle Orientierung’ und ‘sexuelle Identität’ zum Vorschein. In Bezug dazu gibt es vermeintliche Normen und somit auch Abweichungen davon. 

Menschen, die sich der LGBT*IQ Community zugehörig fühlen, erfahren vielfach Diskriminierung, egal ob am Arbeitsplatz, im Alltag, aber auch von staatlicher Seite. Das wollen wir bei PROUT AT WORK ändern und konzentrieren uns dabei besonders auf die Arbeitswelt. 

…Und nun du, Rea. Ihr arbeitet zu Gendergerechtigkeit. Was ist denn Gender? Vielleicht kannst du das, nachdem ich hier Begriffe wie cisgeschlechtlich in den Raum stelle, noch einmal genauer erklären?

Rea: Gender ist ein Wort aus dem Englischen, das sich als “soziales Geschlecht” übersetzen lässt. Jede Person hat ein Gender, denn in unserer Gesellschaft ist diese soziale Kategorisierung, die wir vornehmen, omnipräsent. Sobald ein Baby auf die Welt kommt, bekommt es ein Gender zugeteilt, bei dem angenommen wird, dass dieser kleine Mensch dann damit durchs Leben geht. 

Es gibt dabei verschiedene Gender, die wir als eine Art Spektrum verstehen können, wie zum Beispiel non-binär, weiblich, agender, männlich und weitere. Vereinfacht gesagt, kann man sich Gender wie eine Art Label vorstellen, mit dem wir uns zeigen bzw. das andere uns zuschreiben. Damit einhergehen dann zum Beispiel Verhaltensweisen, Interessen oder Kleidung, die von einem Menschen erwartet wird, des Genders entsprechend. Wenn eine als Frau gelesene Person mit einem Rock und hohen Schuhen ins Büro kommt, fällt das in erster Linie niemandem auf. Bei einer als Mann gelesenen Person stellt genau dasselbe Outfit bei vielen eine Irritation aus. Das zeigt, dass die meisten Personen, wenn auch subtil und oft unsichtbar, Erwartungen an Personen auf Basis von Gender haben.

Nochmal kurz zu Begrifflichkeiten: Cisgender, das Wort welches du direkt bei deiner Mission ins Spiel gebracht hast, beschreibt Personen, deren Gender mit der Geschlechtszugehörigkeit übereinstimmt, die ihnen bei der Geburt zugeordnet wurde. Da sind wir nun schon mitten in den Begrifflichkeiten, die sich vielleicht für manche anfühlen wie ein ziemlicher Buchstabensalat.

Frauke: Ich glaube, oft ist es ein Problem, dass Menschen Wissen rund um queere Themen und Gender fehlt. Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass auch ohne zugehöriges Wissen ein empathischer Umgang untereinander dafür sorgen sollte, dass allen klar ist, dass Diskriminierung nie einen Platz hat, egal aus welchen Gründen, und wie wenig ich in die Situation meines Gegenüber hineinversetzen kann.

Teilweise erlebe ich auch, dass Menschen die Konzepte schwul und lesbisch kennen und verstehen, aber sobald es dann um Gender und beispielsweise Pronomen und Nichtbinarität geht, ihr Verständnis endet. Irgendwie hängen die Themen zwar zusammen, aber eigentlich auch nicht. Kannst du das vielleicht nochmal klarer darstellen, Rea?

„Es werden bestimmte Annahmen über den Lebensentwurf getroffen, wie zum Beispiel, dass Frauen romantische Beziehungen mit Männern pflegen und einen Kinderwunsch in dieser Partnerschaft haben.“

Rea: Ja, da hast du total Recht. Das erlebe ich auch. Gender lässt sich zwar theoretisch klar von sexueller Orientierung abgrenzen, in der Praxis ist es aber komplexer. So ist  z.B. die Stellung von Frauen in unserer Gesellschaft nicht nur durch ihre Geschlechtszugehörigkeit definiert, sondern durch viele Faktoren. Hier spielt die sexuelle Orientierung eine große Rolle, denn das Weiblichkeitsbild der Mehrheitsgesellschaft ist auch ein heterosexuelles.

Das merkt man zum Beispiel anhand von Mikrogressionen, die am Arbeitsplatz stattfinden: problematische Klischées wie z.B. die Managerin, die sich hochgeschlafen hat oder die Büroassistentin, die mit ihrem Chef flirtet, denken Frauen als heterosexuell, an Männern interessiert und für sie sexuell verfügbar.

Auch wenn Unternehmen z.B. Frauen im Sinne eines Engagements für Gendergerechtigkeit fördern wollen, denken sie oft in einer heteronormativen Logik. Es werden bestimmte Annahmen über den Lebensentwurf getroffen, wie zum Beispiel, dass Frauen romantische Beziehungen mit Männern pflegen und einen Kinderwunsch in dieser Partnerschaft haben. Dieses Bild lässt sich noch näher ausschmücken, es ist nicht nur eines, in dem die Frau heterosexuell ist. Sie ist auch meistens weiß, jung und ohne körperliche Beeinträchtigung. 

Neulich meinte in einem Interview eine Mitarbeiterin eines großen Unternehmens zu mir: “Als ich in das Frauennetzwerk eingetreten bin, war ich total verwirrt. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher, ob das hier ein Frauen- oder ein Mütternetzwerk ist.” Die besagte Frau ist Ende 40 und kinderlos. Sie fühlt sich, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, von den Angeboten ihres Unternehmens nicht wieder.  Selbstverständlich gibt es auch queere Personen mit Kinderwunsch; es geht vielmehr darum, Alternativen zu einem Weiblichkeitsbild, das entlang sehr klar definierter Erwartungen aufgebaut ist, zu denken. Die Realität ist: Frau ist nicht gleich Frau. Dasselbe gilt für alle anderen Gendergruppen.

Frauke: Das ist ein sehr wichtiger Punkt! Wir sprechen hierbei von Biases, also Vorannahmen. Diese sind gerade in der Arbeitswelt ein großes Problem. Der Begriff “Unconscious Bias” bedeutet unbewusste Vorannahmen – heißt also, die Menschen denken, sie hätten keine Vorurteile. Es reicht aber nicht, das zu denken, während wir alle nachgewiesen unbewusste Vorurteile gegenüber anderen haben! Es müssen aktiv Privilegien hinterfragt und Vorurteile aufgebrochen werden. Menschen neigen beispielsweise unterbewusst dazu, neue Kolleg*innen so auszuwählen, dass sie ihnen ähneln. Heißt auch: die oftmals weißen cis-hetero Männer in Entscheidungspositionen, stellen auch eher andere weiße cis-hetero Männer ein. Oder wie du gesagt hast, denken sie bei jungen Bewerberinnen direkt daran, dass diese womöglich aufgrund ihres Kinderwunsches längere Zeit ausfallen könnten. Vielleicht hat diese Frau aber gar keinen Kinderwunsch!

Rea: Ja, absolut. Ich würde das im akademischen Sprech als Zusammenspiel von Cisheteronormativität und Patriarchat bezeichnen. Um diese Begriffe direkt einmal aufzubrechen: wir leben in einer Gesellschaft, die entlang der Grundannahme strukturiert ist, dass Frauen und Männer zwei gegensätzliche Pole voneinander darstellen, die Begehren, Attribute, Verhaltensweisen und die Rolle definiert, welche Menschen im Leben einnehmen. Das wirkt sich nicht nur auf das Privatleben und die Arbeit aus, sondern auch auf das Rahmenwerk, das wir überhaupt haben, um in diesen Sphären zu funktionieren, wie z.B. Gesetzgebung. 

Diese binäre, also aus zwei, und nur zwei, gegensätzlichen Polen bestehende Geschlechterlogik, die die Welt in Männer und Frauen aufteilt, beruht auf dem Konzept von Cisheteronormativität, was du, Frauke, vorhin schon kurz angesprochen hast. Cishetero weil Cis-Mann begehrt Cis-Frau und Cis-Frau begehrt Cis-Mann. Normativität, weil die Gesellschaft entlang dieser Norm aufgebaut ist und sich entlang ihr orientiert. Somit wird die Norm zur “Regel” und strukturiert nicht mehr nur das Begehren, sondern auch Zuschreibungen rund um Weiblichkeit und Männlichkeit. Und die sind auch im Job relevant.

„Vorurteile schaden allen, nicht nur marginalisierten Gruppen. Auch ein Hetero-Mann, der vielleicht einfach etwas introvertierter ist, leidet an Vorurteilen über Männlichkeit und den Annahmen, die damit einhergehen, dass er beispielsweise keine Emotionen zeigen sollte oder Ähnliches.“

Frauke: Das stimmt! Schwulen Männern wird teilweise zugeschrieben, dass sie nicht durchsetzungsstark sind, Lesben sind zu betont männlich und so weiter. Wir müssen uns hier von Vorurteilen freimachen – hinterfragen, warum wir Dinge über Menschen annehmen und daran arbeiten, dass wir Personen individuell kennenlernen. Vorurteile schaden allen, nicht nur marginalisierten Gruppen. Auch ein Hetero-Mann, der vielleicht einfach etwas introvertierter ist, leidet an Vorurteilen über Männlichkeit und den Annahmen, die damit einhergehen, dass er beispielsweise keine Emotionen zeigen sollte oder Ähnliches.

Rea: Ja, genau. Jede Auseinandersetzung der Arbeitskultur in Bezug auf Sexismus impliziert damit auch immer eine Auseinandersetzung mit Männlichkeit und Weiblichkeit – und den Vorstellungen, die diesen Konzepten zu Grunde liegen. Dasselbe würde ich für Homo- und Trans*feindlichkeit behaupten – es muss hinterfragt werden, welche Vorstellungen von Geschlecht mit bestimmten sozialen Gruppen verbunden werden.

Frauke: Oftmals fehlt in Unternehmen aber auch Flexibilität, gepaart mit möglichen Vorurteilen oder Unwissen. Wenn eine Person keine Pronomen verwendet, als Briefanrede bisher aber nur “Herr” und “Frau” im Unternehmen genutzt wurde, oder nur Karten mit “Glückwunsch an Mama und Papa” vorhanden sind, wenn queere Kolleg*innen Eltern werden, müssen schnell Lösungen und Veränderungen her, bevor erst langwierige Prozesse in Gang gesetzt werden.

Rea: Ja, du hast total Recht. Das Wissen um die strukturelle, systemische Verzahnung von Sexismus und Homo- und Trans*feindlichkeit ist nützlich – viel relevanter ist im Arbeitskontext aber, meiner Meinung nach, eine offene Grundhaltung, mit der ich erstmal allen Personen freundlich gegenübertrete und konstruktiv nach Lösungen suche, wenn ich bemerke, dass die bisherigen Strukturen nicht passen. Auch wenn ich als Mitarbeiter*in keine Zugänge oder Wissen habe, um eine Diversitäts-Strategie in meinem Unternehmen aufzugleisen oder Maßnahmen zu entwerfen, kann ich mich darin üben, auf Annahmen zu verzichten und die Normen zu hinterfragen, die ich ggf. selbst verinnerlicht habe. Hast du dafür ein paar Beispiele?

Frauke: Vielleicht sind Toiletten ein ganz simples Beispiel. Hier ist wichtig, dass alle eine Toilette nutzen können, auf der sie sich wohlfühlen. Eine trans* Person überlegt sich zum Beispiel sehr genau, welche Toilette sie benutzt – da sollte niemand in einem kurzen Moment des Rückzugs darauf hingewiesen werden, dass die Person auf der vermeintlich falschen Toilette ist. Dieser Gedanke sollte für alle zu schaffen sein – wenn ich selbst in Ruhe auf Toilette gehen möchte, sollte ich das anderen auch ermöglichen. Hier sollten die marginalisierten Gruppen vor allem nicht gegeneinander ausgespielt werden – eine trans* Frau ist zum Beispiel keine Gefahr für andere Frauen beim Toilettenbesuch! Und um das Toilettenthema abzuschließen: Periodenprodukte und Mülleimer sollten auf allen Toiletten zu finden sein. Außerdem sollten barrierefreie WC-Räume zur Verfügung stehen für behinderte Menschen.

„Wer Gendergerechtigkeit will, muss sich von Heteronormativität und von einem Mann-als-Mensch-Bild lösen.“

Rea: Ich finde, die Dinge, die du nennst, machen deutlich, wie schnell durch ein paar einfache Veränderungen schon ein inklusives Arbeitsumfeld geschaffen werden kann. Und gleichzeitig zeigen sie auch auf, wie allgegenwärtig subtile Formen von Diskriminierung im Alltag gegenüber Frauen und queeren Personen sind. Oft steckt da keine böse Intention hinter, sondern lediglich ein Nicht-in-Frage-stellen einer Norm. Und diese Norm ist heterosexuell und cis-männlich. Eine Veränderung bedarf das Hinterfragen von beidem, gern auch gleichzeitig: Wer Gendergerechtigkeit will, muss sich von Heteronormativität und von einem Mann-als-Mensch-Bild lösen. In unseren Workshops versuchen wir den Zusammenhang zwischen diesen beiden Normen aufzuzeigen. Wir können viel von den Erfahrungen von weiblich oder non-binär positionierten Arbeitnehmer*innen lernen, wenn wir diese mehr sichtbar machen.

Frauke: Sichtbarmachen ist ein gutes Stichwort. Wir hören oft “Das mit der sexuellen Orientierung ist doch am Arbeitsplatz völlig irrelevant.” Es geht aber nicht darum, dass Menschen am Arbeitsplatz über sexuelle Praktiken sprechen – das ist ein Mythos, der von cis Personen aus machtvollen Positionen heraus geschürt wurde! Es geht darum, dass Menschen am Arbeitsplatz nichts verstecken müssen. Als Beispiel: wie viele Menschen haben ein Foto der Beziehungsperson als Screensaver auf dem Smartphone? Dieses Smartphone habe ich auch am Arbeitsplatz dabei – soll eine queere Person so ein Foto also nicht zeigen, weil das “am Arbeitsplatz nichts verloren hat”? Nein! Wir sollten alle so sein können wie wir sind, mit Interessen, Ideen und eben auch der sexuellen und geschlechtlichen Identität, die einfach einer von vielen Teilen der menschlichen Persönlichkeit ist. Es muss intersektional gedacht werden, statt eindimensional!

Liebe Rea, liebe Frauke, vielen Dank für das Gespräch!

Mehr über IN-VISIBLE können Sie über die Webseite erfahren, der kostenlose Blog behandelt regelmäßig spannende Themen rund um Gendergerechtigkeit. Auch auf LinkedIn und Instagram finden Sie IN-VISIBLE.

Aktionsplan Queer leben

Am 18. November beschloss das Bundeskabinett den Aktionsplan „Queer Leben“, womit ein zentrales Vorhaben des Koalitionsvertrags erfüllt wurde. Festgelegt wurden verschiedene Vorhaben zur Akzeptanz sowie zum Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Es wurden Vorhaben für die folgenden sechs Themenbereiche festgelegt:

  • Rechtliche Anerkennung
  • Teilhabe
  • Sicherheit
  • Gesundheit
  • Stärkung der Beratungs- und Communitystrukturen
  • Internationales

Update 22. März 2023

Am 20. März begrüßte der Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann zur Auftaktveranstaltung des Aktionsplans „Queer leben“ in Berlin. PROUT AT WORK gehört mit zahlreichen Organisationen zum Kreis derjenigen, die den Aktionsplan mit Leben füllen.

Ziel der Veranstaltung war es, die offizielle Umsetzung des Aktionsplans zu starten. Die über 200 Teilnehmenden verschiedener Verbände und Organisationen tauschten sich aus und bildeten Arbeitsgruppen, die sich wiederum in den kommenden Monaten über die konkrete Umsetzung der Vorhaben des Aktionsplans beraten.

Im Vorfeld der Veranstaltung wurden aus über 140 Bewerbungen 78 zivilgesellschaftliche Organisationen ausgewählt, um möglichst unterschiedliche Perspektiven in die Arbeitsgruppen einzubringen. Wir freuen uns sehr, dass auch PROUT AT WORK zu den ausgewählten Organisationen zählt und durch unseren Vorstand Albert Kehrer vertreten wird.

Die Auftaktveranstaltung sowie das Bilden von Arbeitsgruppen stellen erste notwendige Schritte zur Umsetzung des Aktionsplans für eine queerfreundliche Gesellschaft dar und wir freuen uns, dort in Zukunft wichtige Themen rund um LGBT*IQ am Arbeitsplatz zu platzieren.

Der Aktionsplan im Arbeitskontext

Neben Themen wie dem Selbstbestimmungsgesetz, der Reform des Abstammungsgesetz sowie der Blutspende, wurden auch unter dem Punkt „Teilhabe“ weitere für den Arbeitskontext wichtige Thematiken aufgegriffen. Dazu zählen folgende Maßnahmen:

  • Ausbau der Themensäule Vielfalt im Rahmen der Initiative „Neue Qualität der Arbeit (INQA)“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS);
  • Forschungsprojekte zur Situation/Diskriminierung von LSBTIQ* in der Arbeitswelt sowie die Verbesserung der Förderung von Projekten für Akzeptanz;
  • Erarbeitung eines Leitfadens für Arbeitgebende, der die Handlungsempfehlungen zweier Studien zum Thema „Dritte Option“ für die Verwendung im betrieblichen Alltag gut verständlich aufbereitet;
  • Sensibilisierung von Arbeitgebenden, Ausbildenden, Beschäftigtenvertretungen für die Belange von LSBTIQ*-Beschäftigten und Bewerbenden;
  • Unterstützung der Sensibilisierung für den Bereich LSBTIQ* in der betrieblichen Ausbildung;
  • Etablierung eines Dialogprozesses (Bundesregierung, Länder, Tarifparteien, kirchliche Arbeitgebende) über die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von LSBTIQ* in Einrichtungen von Kirchen und Religionsgemeinschaften;
  • Förderung von Diversity Management im öffentlichen Dienst des Bundes;

Zusätzliche Maßnahmen im Bereich der Bundesverwaltung:

  • Entwicklung einer internen Diversitätsstrategie-Bund (inkl. Schaffung von Weiterbildungsangeboten, Unterstützung des Aufbaus und der Vernetzung von Mitarbeitenden-Netzwerken und einer Strategie für diversitätssensible Personalauswahlverfahren);
  • Implementierung der Vielfaltsthematik (einschl. LSBTIQ*/Geschlechtsidentität) in der Aus-, Weiter- und Fortbildung (z.B. Qualifizierungsmaßnahmen durch das Bundesministerium der Verteidigung [BMVg] in der zivilen und militärischen Ausbildung sowie durch das Auswärtige Amt in der Ausbildung im Auswärtigen Dienst);
  • Regelmäßige Stärkung der Aufklärungs- und Beratungskompetenz des Sozialdienstes in der Bundeswehr zur Vielfaltsthematik;
  • Durchführung systematischer Ausgangsanalysen zur Situation von LSBTIQ* (z.B. mithilfe von Beschäftigtenbefragungen);
  • Sensibilisierung von Beschäftigten zu impliziten Vorurteilen und Integration in Kompetenzanforderungen/Kompetenzmodellen;
  • Sensibilisierung und ggf. Schulung von Beschäftigten, die an Einstellungsprozessen beteiligt sind;

Für weitere Informationen zum Aktionsplan Queer Leben schauen Sie gerne beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vorbei.

PROUT AT WORK begrüßt den Aktionsplan „Queer leben“

„Neben Themen wie dem überfälligen Selbstbestimmungsgesetz, der Reform des Abstammungsgesetzes sowie einer Reform der Blutspende wurden im Aktionsplan auch weitere für den Arbeitskontext wichtige Aspekte aufgegriffen, die wir sehr begrüßen und die für unsere Arbeit wichtige Impulse setzen.“, so Albert Kehrer, Vorstand von PROUT AT WORK.

Porträt Albert Kehrer

Für weitere Informationen rund um trans* am Arbeitsplatz, die dritte Option und andere arbeitsplatzrelevante LGBT*IQ-Themen, empfehlen wir Ihnen unsere kostenlosen HOW TO-Leitfäden.

Heute ist Welt-Holocaust-Gedenktag!

Wir gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und seiner menschenverachtenden Gräueltaten. In der tödlichen Ideologie der Nazis war kein Platz für Menschen, die deren Menschenbild nicht entsprachen. Sie wurden konsequent verfolgt, inhaftiert, in Konzentrationslager deportiert und massenhaft ermordet. Die organisierten Völkermorde an den europäischen Jüd_innen, die Shoah, und der Sintize und Romnja, der Porajmos, war ein einzigartiger Zivilisationsbruch in der Geschichte.

Der Gedenktag der Opfer des Holocaust wird am 27. Januar begangen, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

Zu den Verfolgten im Nationalsozialismus gehörten auch queere Menschen.
Auch sie wurden von den Nazis inhaftiert und in Konzentrationslagern ermordet. Geschätzt wurden während der NS-Zeit 78.000 schwule und bisexuelle Männer ermittelt und 15.000 deportiert. 53.000 wurden zwischen 1933 und 1945 verurteilt. Lesbischen Frauen wurde keine sexuelle Selbstbestimmung zugesprochen – sie wurden als „Asoziale“ verfolgt und inhaftiert. Trans* Personen wurden unter ebendiesen Kategorien verfolgt. Die Dunkelziffer, wie viele queere Personen Opfer des NS wurden, ist hoch und viele wissen nicht, dass auch homosexuelle und trans* Menschen in den KZ’s ermordet wurden.

2023 stellt der Deutsche Bundestag bei der Gedenkstunde am 27. Januar zum ersten Mal die queeren Opfer des Nationalsozialismus ins Zentrum. Als Stiftung, die sich für queere Menschen am Arbeitsplatz und deren Rechte einsetzt, begrüßen wir dieses Novum.
Insbesondere deshalb, weil der Kampf um queere Rechte noch lang nicht abgeschlossen sein kann.

So wurde zum Beispiel der Paragraf 175, der die Verfolgung und Inhaftierung homosexueller Menschen im NS legitimierte, nach Kriegsende von der Bundesrepublik übernommen. In der BRD und der DDR wurden Homosexuelle auf dieser Grundlage noch jahrzehntelang weiter verfolgt. Homosexualität ist auch in der wiedervereinten Bundesrepublik erst seit 1994 nicht mehr strafbar.

Mehr Informationen zur Situation queerer Menschen im NS.

Kritische Massen bewegen

Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden und queere Themen vorantreiben.

PROUT EMPLOYER Hogan Lovells

„Mir ist die Vielfalt unserer Mitarbeitenden ein wichtiges Anliegen – nicht nur aufgrund meiner Funktion als Managing Partner und Diversity Sponsor, sondern auch persönlich. Als Unternehmen funktionieren wir am besten, wenn Menschen sich bei uns wohlfühlen und Vertrauen haben.“

Dr. Stefan Schuppert ist Rechtsanwalt und berät Unternehmen auf dem Gebiet des Datenschutzes und der Informationstechnologie. Er ist Managing Partner für den deutschen Standort der internationalen Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells und zudem auch Sponsoring Partner für Diversity in EMEA. 2021 und 2022 wurde er als PROUT Executive Ally anerkannt.

Hogan Lovells ist bereits seit 2017 PROUT EMPLOYER – engagiert
sich also schon lange im Bereich LGBT*IQ-Diversity. Warum ist
Ihnen das ein besonderes Anliegen?

 

Dr. Stefan Schuppert: Als globale Wirtschaftskanzlei engagieren wir uns schon seit vielen Jahren für Chancengleichheit, Wertschätzung und Respekt. Mir ist die Vielfalt unserer Mitarbeitenden ein wichtiges Anliegen – nicht nur aufgrund meiner Funktion als Managing Partner und Diversity Sponsor, sondern auch persönlich. Als Unternehmen funktionieren wir am besten, wenn Menschen sich bei uns wohlfühlen und Vertrauen haben. In einer offenen Arbeitsatmosphäre können wir kreativ arbeiten und innovative Lösungen für unsere Mandant_innen finden. Und die Arbeit macht Spaß! Es ist für alle unsere Mitarbeitenden ein positives Zeichen, wenn wir uns für die Gleichbehandlung allen Menschen und ein wertschätzendes Miteinander einsetzen

Im Jahr 2022 feiert das LGBT*IQ-Netzwerk von Hogan Lovells,
Pride+, den 5. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch! Worin sehen
Sie den größten Erfolg des Netzwerks bisher?

 

Dr. Stefan Schuppert: Vielen Dank für die Glückwünsche! Wir sind sehr stolz darauf, dass dieses Netzwerk seit fünf Jahren zu unserem Alltag gehört. Pride+ ist an allen unseren Standorten präsent und gibt Hilfestellungen auch in Ländern, in denen es nicht so einfach ist, sich für das Thema LGBT*IQ zu engagieren. Pride+ fördert Wissen über LGBT*IQ, sensibilisiert die Menschen für Diversity Themen und unterstützt die Sichtbarkeit von Vorbildern. Und es verbindet uns – denn als „Allies“ zeigen wir unsere Solidarität mit unseren LGBT*IQ Kolleg*innen.

Was würden Sie Unternehmen raten, die in ihrem Einsatz für
LGBT*IQ-Diversity noch ganz am Anfang stehen?

 

Dr. Stefan Schuppert: Ich würde ihnen raten: einfach mal machen und dranbleiben, auch wenn bei den ersten Diversity Veranstaltungen nicht gleich alle Plätze ausgebucht sind. Wichtig ist, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Denn häufig ist es Unwissenheit, die zu Diskriminierung führt. Gerade hier kann PROUT AT WORK als wichtige Partnerin unterstützen, um Unsicherheiten ab- und Wissen aufzubauen.

Für die Akzeptanz des Themas ist es zudem wichtig, dass sie als „tone from the top“ vorgelebt wird. Mein Rat ist daher, wichtige Vorbilder im Senior Management Team für das Thema zu gewinnen.

 

Entscheidend ist letzten Endes, dass sich alle Mitarbeitenden – unabhängig von
Hierarchien – für das Thema Diversity
einsetzen und so eine offene und
wertschätzende Kultur entsteht.

Wo sehen Sie die Herausforderungen zu LGBT*IQ Diversity bei
Hogan Lovells in den kommenden Jahren?

 

Dr. Stefan Schuppert: Gerade nach der Pandemie und in Zeiten vieler sehr präsenter Krisen ist es wichtig, die Mitarbeitenden wieder für LGBT*IQ und andere Diversity Themen zu sensibilisieren. Hier möchten wir so viele Anreize wie möglich schaffen. Wir bieten spannende Lunch Talks mit externen und internen Redner_innen an, Workshops, Teamevents und vieles mehr. Denn häufig ist es die Unwissenheit, die zu Unsicherheit führt, und hier können wir unsere Mitarbeitenden konkret unterstützen – z.B. mit unserer Guideline für gendersensible Sprache, die wir seit Anfang des Jahres in unserer allgemeinen internen und externen Kommunikation anwenden. Wir legen großen Wert darauf, allen Menschen in unserer Kanzlei jeden Tag ein offenes Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sie sie selbst sein können.

 

Welche gemeinsamen Initiativen zu LGBT*IQ-Diversity haben Sie
besonders in Erinnerung und auf welche Projekte freuen Sie sich
in der kommenden Zeit?

 

Dr. Stefan Schuppert: Ich erinnere mich an viele tolle gemeinsame Initiativen, die wir mit PROUT AT WORK in den vergangenen fünf Jahren durchgeführt haben. Da wären zum einen unsere vielfältigen und inspirierenden Netzwerk- und Awareness Workshops, oder das ToGathering-Event zum Thema Inklusive Sprache mit Mandant_innen und das PROUT AT WORK DINNER BEYOND BUSINESS mit sehr interessanten Keynote Speaker_innen. Wir können gar nicht genug tun, um die Sichtbarkeit der LGBT*IQ Community weiter voran zu treiben, daher freue mich auf viele weitere spannende Projekte in unserer Kooperation.

 

Lieber Dr. Stefan Schuppert, vielen Dank für das Gespräch!

 

 

PROUT EMPLOYER ERGO

„Ich glaube, dass neben der reinen Sichtbarkeit, die wir z.B. mit pride-Netzwerken erreichen, auch weitere Dinge wichtig sind. Wir müssen auf unbewusste Vorurteile hinweisen (Unconscious Bias). Wir brauchen eine geschlechterinklusive Sprache. “

Markus Bader ist 45 Jahre alt und lebt mit seinem Partner in Hamburg. Nach seinem Studium Wirtschaftsinformatik ist er 2002 bei der Hamburg Mannheimer Versicherung, Teil des ERGO-Konzerns, als IT-Koordinator eingestiegen. Nach 3 Jahren konnte er eine erste Führungsposition als Gruppenleiter in diesem Bereich übernehmen. 2013 hatte er die Gelegenheit in eine Abteilungsleiter-Position in der ITERGO, dem IT-Dienstleister des ERGO-Konzerns, einzusteigen. Aus der IT heraus ist er 2018 mit einem Schritt ins Business als Bereichsleiter für die Leben Klassik Operations gegangen.

 

Was bedeutet es für Sie als Führungskraft bei ERGO, sich für mehr LGBT*IQ Diversity und Visibilität einzusetzen?

 

Markus Bader: Ich finde es als schwule und geoutete Führungskraft wichtig, mich für mehr Sichtbarkeit einzusetzen und freue mich, dass wir seit etwas über 2 Jahren auch ein pride-Netzwerk haben und ich mich dort einbringen kann. Wir wissen, dass es noch viele LGBT*IQ-Menschen gibt, die sich gegen ein Outing im beruflichen Kontext entscheiden, weil sie dadurch Nachteile befürchten. Es braucht Vorbilder, die deutlich machen, dass die Wahl deines Jobs und deine angestrebten Karriereziele nicht abhängig von deiner sexuellen Orientierung sind.

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn in Bezug auf LGBT*IQ geprägt?

 

Markus Bader: Tatsächlich habe ich in den ersten (ungeouteten) Berufsjahren die Erfahrung gemacht, dass über geoutete KollegInnen abfällige Bemerkungen bezüglich ihrer sexuellen Orientierung gemacht wurden. Nicht immer und oft, aber es kam vor. Das hat mich für die kommenden Jahre durchaus geprägt. Ich fühlte mich damals noch nicht bereit, mich dem auszusetzen. Das Selbstbewusstsein, mich bei Kollegen zu outen, hat sich erst einige Jahre später entwickelt. Ich habe aber nie Ablehnung oder Nachteile erfahren und bin bis heute glücklich und dankbar, dass ich mit meiner Sexualität bei meinem Arbeitgeber offen umgehen kann. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass neben den vielen anderen Diversity-Themen auch das Thema LGBT*IQ mit dem Pride-Netzwerk bei ERGO eine Institution bekommen hat.

Sie setzen sich bei ERGO für LGBT*IQ-Diversity ein, inwieweit erfahren Sie dabei von Ihren Kolleg_innen Unterstützung?

 

Markus Bader: Von meinen unmittelbaren Kolleginnen und Kollegen empfinde ich die Normalität und Selbstverständlichkeit, die meinem Lebensmodell entgegengebracht wird, als die eigentlich starke Unterstützung. Nie habe ich heute das Gefühl, dass jemand z.B. die Nachfrage vermeidet, wie denn der Sommerurlaub mit meinem Partner war, nur um das Thema nicht anzuschneiden. Im Gegenteil – ich erlebe genauso viel Interesse an meinem Leben und Partnerschaft, wie ich das bei anderen erlebe.

pride@ergo wurde von engagierten Kolleg:innen gegründet.

Das Diversity Management Team bietet vom Netzwerkaufbau bis heute Unterstützung und die Patin unseres Netzwerks ist unsere Personalvorständin. Das ist ein wichtiger Beitrag seitens des Arbeitgebers und zeigt mir auch, dass das Thema von Bedeutung ist und gesehen wird.

Sie waren 2021 und 2022 Teil der PROUT Executives Liste, herzlichen Glückwunsch nochmals! Was hat das für Sie bedeutet und wie haben Sie die Reaktionen darauf wahrgenommen?

 

Markus Bader: Über die Listenplätze der Prout Executives Liste habe ich mich sehr gefreut. Für mich persönlich war das auch noch mal ein spannender Prozess – ich bin nicht so sehr auf meinen Social Media Kanälen aktiv, bzw. eher Konsument als Creator. Den Listenplatz dann auf u.a. auf LinkedIn zu teilen war für mich noch mal eine neue Erfahrung – und ich habe danach wiederum ausnahmslos positive Rückmeldungen erhalten – von bisher unbekannten Menschen, von Menschen, die ich aus dem Auge verloren habe, aber auch aus dem direkten Umfeld.

Welche konkreten Maßnahmen für mehr LGBT*IQ-Diversity sind Ihnen im Moment ein Anliegen

 

Markus Bader: Ich glaube, dass neben der reinen Sichtbarkeit, die wir z.B. mit pride-Netzwerken erreichen, auch weitere Dinge wichtig sind. Wir müssen auf unbewusste Vorurteile hinweisen (Unconscious Bias). Wir brauchen eine geschlechterinklusive Sprache.  Sprache und Bild unseres Markenauftritts haben wir in der ERGO schon überarbeitet. Das geht sicher nicht alles von heute auf morgen, ein Anfang ist in jedem Fall gemacht, aber hier muss es stetig weitergehen und ERGO sich immer weiter entwickeln.

Lieber Markus Bader, vielen Dank für das Gespräch!

 

 

Update vom 16. März 2023: Der Bundestag hat am 16. März beschlossen, die bestehende Diskriminierung bei der Blutspende zu beenden. Durch die Änderung des Transfusionsgesetz ist die Bundesärztekammer jetzt dazu verpflichtet neue Richtlinien für die Blutspende zu erlassen.

Konkret heißt es im Beschluss: „Die Bewertung eines durch das Sexualverhalten bedingten Risikos, das zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führt, hat auf Grundlage des jeweiligen individuellen Sexualverhaltens der spendewilligen Person zu erfolgen. Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität der spendewilligen Person oder der Sexualpartnerinnen oder der Sexualpartner der spendewilligen Person dürfen bei der Bewertung des Risikos, das zu einem Ausschluss oder einer Rückstellung von der Spende führt, nicht berücksichtigt werden.“

Update zum Thema Blutspende: Laut aktuellen Berichten soll ab dem 01. April 2023 ein weiterer Schritt gegen die Diskriminierung schwuler und bisexueller Männer sowie trans* Personen getätigt werden. Damit wird eine Bestimmung aus dem aktuellen Koalitionsvertrag erfüllt. Momentan gibt es eine Rückstellungsfrist von vier Monaten für „Menschen mit sexuellem Risikoverhalten“.

Mit der neuen Regelung soll der Bundesärztekammer per Gesetz vorgeschrieben werden, innerhalb von vier Monaten in Zusammenarbeit mit dem Paul-Ehrlich-Institut die Blutspende-Richtlinie so anzupassen, dass die viermonatige Rückstellungfrist von schwulen und bisexuellen Männern sowie von trans* Personen aufgrund von sexuellen Kontakten mit mehr als einer Person wegfällt. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte hierzu: „Blutspende ist eine Sache von Risikoverhalten, nicht von sexueller Orientierung. Versteckte Diskriminierung darf es auch bei diesem Thema nicht geben.“ Hiermit macht Lauterbach deutlich, dass die Rückstellung von der Blutspende ein veraltetes, diskriminierendes Konzept ist und das Risikoverhalten (in diesem Fall häufig wechselnde Sexualpartner*innen) aller Menschen gleich bewertet werden sollte.

Um was geht es dabei aber eigentlich? Lesen Sie mehr zum Thema auf unserer Website.

Kritische Massen bewegen

Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden und queere Themen vorantreiben.

Der Internationale Tag der Menschenrechte ist ein Gedenktag, der jährlich am 10. Dezember stattfindet und im nächsten Jahr sein 75. Jubiläum erreichen wird. 1948 einigte sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen auf eine Allgemeine Erklärung für Menschenrechte, welche von 48 Staaten unterzeichnet wurde.

Nach dem Ende des Nationalsozialistischen Regimes und den Grauen des zweiten Weltkrieges sollte eine umfassende Grundlage für ein weltweites Verständnis geschaffen werden, in welchem alle Menschen gleich sind.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte auf einen Blick:

Im Zentrum dieser Erklärung steht die universelle Gültigkeit grundlegender Rechte, die jeder Mensch von Geburt an innehat und die unabhängig sind von Herkunft, Geschlecht, Religion, Weltanschauung, Kultur oder anderen Zugehörigkeiten. 

Zu den festgehaltenen Grundsätzen gehören zum Beispiel das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit, ein Verbot von Sklaverei und Folter, Gedanken-, Glaubens-, und Meinungsfreiheit, das Recht auf Bildung, Arbeit, Gesundheit und viele weitere, wie beispielsweise das Recht auf Staatsangehörigkeit und politische Teilhabe.

Zum ersten Mal in der Geschichte wurden damit Rechte ausformuliert, die für einen jeden Menschen gleich gelten sollen. Dennoch ist die allgemeine Erklärung für Menschenrechte nicht völkerrechtlich bindend. Zwar haben sich viele Staaten (wie zum Beispiel die Bundesrepublik Deutschland) entschlossen, ihre Verfassungen an den Menschenrechten auszurichten und diese damit teilweise rechtlich bindend zu machen. Eine weltweit gültige Pflicht, z.B. auch über die Vereinten Nationen hinaus, Menschenrechte einzuhalten und Organe, die eine Durchsetzung gewährleisten könnten, gibt es aber nicht.

Insbesondere vor diesem Hintergrund ist der Internationale Tag der Menschenrechte ein wichtiger Moment, um daran zu erinnern, dass diese universellen Rechte noch längst nicht universell geltend gemacht werden können. Menschenrechte sind die vielleicht wichtigste Messlatte und Grundlage, um eine demokratische Welt zu schaffen, in der alle Menschen vor Staat, Gesetz und Mitmenschen gleich sind. Deshalb machen auch wir als Stiftung klar, dass unser Thema, die Chancengleichheit von LGBT*IQ in der (Arbeits-)Welt, als ein Thema der Menschenrechte und Menschenwürde verstanden werden muss. Wir schließen uns dem diesjährigen Slogan des Internationalen Tags der Menschenrechte an und stehen ein für

„Dignity, Freedom, and Justice for All“!

Mehr zum diesjährigen Motto und dem Human Rights Day finden Sie auf der Website der Vereinten Nationen.

Kritische Massen bewegen

Lassen Sie uns gemeinsam aktiv werden und queere Themen vorantreiben.

Gleiche rechte für alle?

Im ZDF Magazin Royale hat Jan Böhmermann mit trans* Feindlichkeit abgerechnet und trans* Personen eine Stimme gegeben. Dabei geht es vor allem um das Recht der freien Entfaltung für alle, welches im Grundgesetz verankert ist (vgl. Art. 2 GG). Für diese freie Entfaltung der Persönlichkeit müssen aber auch heute noch trans* Personen hart kämpfen. Denn nach dem aktuell geltenden „Transsexuellengesetz“ müssen sich diese noch stark entwürdigende und diskriminierende Verfahren zur Anpassung ihres Personenstands an ihre geschlechtliche Identität unterziehen. Erst nächstes Jahr soll das 40 Jahre alte Gesetz vom neuen Selbstbestimmungsgesetz abgelöst werden. Einige Politiker_innen und TERFS (trans excluding radical feminsits) wollen dies mit allen Mitteln verhindern und trans* Personen somit ihre eigene geschlechtliche Identität absprechen und die freie Entfaltung einschränken.

„Nicht trans-sein ist Mode – sondern transFeindlichkeit“

Abgerechnet wird besonders mit Alice Schwarzer, der Chefredakteurin der Zeitschrift Emma, welche das trans* Dasein als „Mode“ betitelt. Auch AfD-Politikerin Beatrice von Storch und ihre trans* feindliche Propaganda, welche die Existenz von trans* Menschen regelrecht leugnet, führt Böhmermann in seiner Show vor und zeigt auf, was wirklich dahintersteckt. Der Satiriker liefert Einblicke in die Strukturen und Machteinflüsse, die hinter trans* feindlichen Akteur_innen und Kampagnen stehen. Oftmals sind das nämlich ganze Netzwerke und einflussreiche Persönlichkeiten. Dazu zählen beispielsweise auch zwei Oligarchen, die mit dem russischen Präsidenten zusammenarbeiten und bis 2018 rund 188 Millionen Dollar in europäische anti-gender bzw. anti-trans* Kampagnen investiert haben oder auch die amerikanische „Alliance Defending Freedom“ (ADF), welche bisher 23 Millionen Dollar in trans* feindliche Kampagnen und Werbespots investiert hat. Hierbei werden oftmals typische trans* feindliche Argumente genutzt.

„Gewalt gegen Frauen findet meistens nicht in der Damenumkleide statt, sondern zuhause“

Böhmermann entkräftet in seiner Show die typischen Argumente gegen trans* Personen und thematisiert das beschlossene Selbstbestimmungsgesetz. So argumentiert er gegen das „Eindringen von trans* Frauen in Frauenschutzräume“ und das „Ausnutzen der Frauenquote“, indem er auf die Gewalt gegen Frauen eingeht, die meistens im eigenen zuhause stattfindet und nicht in der öffentlichen Umkleidekabine. Gegen das Ausnutzen der Frauenquote durch trans* Frauen argumentiert der Satiriker, dass Menschen es mit der „Männerquote“ doch sowieso viel leichter hätten, also für was sollte man aus diesem Grund den Personenstand ändern? Auch das oft verwendete Argument des biologischen Geschlechts entkräftet der Moderator, indem er zeigt, dass es mehr als nur zwei biologische Geschlechter gibt.

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Trans* Feindlichkeit ist ein alltägliches Übel unserer Gesellschaft, welches nicht nur stark diskriminierend ist und Menschen ihre Identität absprechen möchte, sondern auch gegen das Grundgesetz verstößt. Jede_r sollte die eigene Identität zu jeder Zeit und an jedem Ort uneingeschränkt und ohne Angst vor negativen Konsequenzen und Gewalt ausleben können. Wenn Sie ihre trans* Kolleg_innen zu einem diskriminierungsfreien Alltag auch am Arbeitsplatz verhelfen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren kostenlosen HOW TO-Leitfaden zum Thema trans* und Transition am Arbeitsplatz.

WEITERE TIPPS FÜR TRANS* PERSONEN

Hier auf einen Blick ein Auszug zu weiteren Hilfestellungen:

  • Suchen Sie Verbündete und Role Models im Unternehmen
  • Wenn möglich, legen Sie mit dem Unternehmen gemeinsam einen Kommunikations- und Vorgehensplan an.
  • Ganz wichtig: Sie bestimmen das Tempo!
  • Vernetzen Sie sich mit dem LGBT*IQ-Netzwerk, falls ein solches vorhanden ist. Wir haben eine Liste von LGBT*IQ-Netzwerken in Unternehmen und Organisationen zusammengestellt.

TIPPS FÜR UNTERNEHMEN UND ALLIES

  • Ein Transition Guide gibt klar vor, wer zuständig ist. Beachte: die trans* Person bestimmt das Tempo und ob eine Maßnahme umgesetzt werden soll. Jede Transition ist individuell
  • Namens- und Pronomenänderung schon vor amtlicher Enscheidung ermöglichen
  • Schulungen sensibilisieren HR und Führungskräfte
  • Aufbau und Stärkung eines internen LGBT*IQ-Netzwerk mit eigenen Ansprechpartner_innen für trans*
  • Informieren Sie sich über das Thema trans*
  • Nutzen Sie eine genderinklusive Sprache, fragen Sie nach den Pronomen einer Person, damit sie die von der trans* Person gewählten und nicht deren Deadname verwenden. Unter Deadname versteht man den alten, ablegten Namen einer trans* Person.
  • Stellen Sie nur Fragen, die Sie auch selbst beantworten würden
  • Setzen Sie sich bewusst für die Rechte und gegen die Diskriminierung von trans* Personen ein

Beratungsstellen

BUNDESVERBAND TRANS*

„Der Bundesverband Trans* (BVT*) versteht sich als ein Zusammenschluss von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen, Verbänden und Initiativen auf Regional-, Landes- und Bundesebene, deren gemeinsames Bestreben der Einsatz für geschlechtliche Vielfalt und Selbstbestimmung und das Engagement für die Menschenrechte im Sinne von Respekt, Anerkennung, Gleichberechtigung, gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheit von trans* bzw. nicht im binären Geschlechtersystem verorteter Personen ist.“

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR TRANSIDENTITÄT UND INTERSEXUALITÄT E.V.

„Die dgti hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz von Transidenten innerhalb der Gesellschaft zu fördern und deren Stigmatisierung entgegenzuwirken. Sie soll Betroffene und Interessierte beraten und betreuen, sofern dies gewünscht wird. Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sollte die (Re-)Integration von Betroffenen in den Arbeitsprozess sein, um so der Gefahr des sozialen Abstiegs zu begegnen, der heutzutage noch mit dem sozialen Wechsel verbunden ist. Sie tritt für mehr Offenheit der eigenen Identität gegenüber ein und trägt der Vielfalt menschlichen Daseins Rechnung.“

TRANSMANN E.V.

„Bundesweiter, auf ehrenamtlicher Basis agierender und gemeinnütziger Verein für alle Frau-zu-Mann (FzM/FtM) Trans* und Inter*-Personen.“

TRANSINTERQUEER E.V.

„TrIQ ist ein soziales Zentrum und ein politisch, kulturell und im Forschungsbereich aktiver Verein, der sich für trans-, intergeschlechtliche und queer lebende Menschen in Berlin und darüber hinaus einsetzt.“

TRANS*INTER*BERATUNGSSTELLE

„Das Projekt der Münchner Aids-Hilfe e.V. ist gleichermaßen für trans* und inter* Menschen sowie deren Angehörige und Freund_innen da.“

TGEU

„TGEU ist eine mitgliederbasierte Organisation, die im Jahr 2005 gegründet wurde. Seitdem ist TGEU stetig gewachsen und hat sich mit 157 Mitgliedsorganisationen in 47 verschiedenen Ländern als legitime Stimme für die trans* Gemeinschaft in Europa und Zentralasien etabliert.“